Tag des offenen Denkmals in Wermelskirchen Leben im alten Denkmal

Wermelskirchen · Die „Expedition Heimat“ führte am Tag des offenen Denkmals in die alte Flöringsche Schuhfabrik. Viele Besucher steuerten ihre Geschichten bei.

   Einrichtungsleiterin Diana Anastesi (l.) und Kreis-Kulturreferentin Charlotte Loesch.    Foto: Demski

Einrichtungsleiterin Diana Anastesi (l.) und Kreis-Kulturreferentin Charlotte Loesch. Foto: Demski

Foto: Theresa Demski

Wenn Meinhard Felbick auf die große Uhr am Turm der alten Flöringschen Fabrik blickt, dann werden Erinnerungen wach. An seinen Zivildienst bei der Lebenshilfe, die damals in den alten, ehrwürdigen Mauern untergebracht war und an den Blick aus der Küche Richtung Uhr, die den baldigen Feierabend ankündigte. „Das Ziffernblatt ist mir ganz vertraut“, sagt Felbick und blickt hoch zum Turm.

Manfred vom Stein lächelt: „Meine Erinnerungen sind noch ein bisschen älter“, sagt er dann. Sein Vater habe bei Albert Flöring in der Verwaltung gearbeitet, erzählt er. Und einmal sei er als Kind im Lazarett verarztet worden, das zum Ende des Krieges in der alten Fabrik eingerichtet worden sei. „So haben wir alle irgendeine Erinnerung an dieses Gebäude“, sagt dann Achim Schulte, der sich zu der Gruppe gesellt. Seine Mutter habe im Versand bei Flöring gearbeitet. „Später hat sie eine der Betriebswohnungen gekauft“, erzählt Schulte. Und dann beginnt er ein bisschen zu schwärmen: Er freue sich so, dass die Umwandlung der alten Schuhfabrik in den Seniorenpark Carpe Diem so gut geklappt habe. „Das macht ein bisschen Mut“, sagt er, „vor allem mit Blick auf das Rhombus-Gebäude.“

  Wahrzeichen des Ostviertels: Turm und Schornstein der ehemaligen Fabrik.  Foto: Hogekamp

Wahrzeichen des Ostviertels: Turm und Schornstein der ehemaligen Fabrik. Foto: Hogekamp

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Viele, die am Sonntagmorgen zum „Tag des offenen Denkmals“ in die alte Flöringsche Fabrik kommen, bringen ihre eigenen Erinnerungen mit – an ein aufregendes Stück Stadtgeschichte, an Industriekultur und Veränderung. Und so müssen schließlich Stühle nachgestellt werden, als Landrat Stephan Santelmann und Bürgermeister Rainer Bleek den Aktionstag eröffnen. Pünktlich zum „Tag des offenen Denkmals“ macht der Kreis mit seiner Aktion „Expedition Heimat“ Station an der alten Schuhfabrik, das heute eine Pflegeeinrichtung ist. „Lassen Sie das auf sich wirken“, sagt Kreis-Kulturreferentin Charlotte Loesch und deutet auf das Gebäude.

Und dann kommt auch sie ein bisschen ins Schwärmen: Das Gebäude spiegele den Wunsch der großen Fabrikmatadoren des 20. Jahrhunderts wieder, die nach dem Ersten Weltkrieg der ganzen Welt zeigen wollten, dass sie modern und fortschrittlich sind – auch wenn sie in der Kleinstadt produzieren. „Was für ein Statussymbol“, sagt Charlotte Loesch und erinnert an Zeiten, an denen Familie Flöring europaweit Zeichen setzte, wenn es um die Produktion von Schuhen ging. Nicht umsonst habe Adolf Flöring jr. damals bei der Erweiterung seines Firmengebäudes mit Heinrich Groh einen Architekten aus Frankfurt nach Wermelskirchen geholt. „Und mit ihm einen ganz modernen Stil, der ans Bauhaus erinnert“, erinnert sie.

Und deswegen hat der Kreis als Gastgeber des Aktionstages dann auch angekündigt, sich mit den Besuchern auf die Spuren des Bauhaus-Stils in Wermelskirchen zu machen – genau 100 Jahre nach der Gründung der berühmt gewordenen Kunstschule. Der Mensch sei damals in den Mittelpunkt der Architektur gerückt, erklärt Charlotte Loesch. Viel Luft und Licht sei dem Wermelskirchener für seinen Anbau wichtig gewesen. Das Motto „Arbeiten im Grünen“ habe Flöring ernst genommen und seinen Mitarbeitern dank der modernen Architektur auch während der Arbeit den Blick ins Bergische ermöglichen wollen.

Und so rücken am Sonntag dann Mensch und Architektur gleichzeitig in den Fokus: Erst zeigt Dr. Elisabeth Plessen, wo die moderne Kunstschule Einfluss auf die Flöringsche Fabrik genommen hat, dann rückt Axel Föhl Industriebauten und Denkmalpflege in den Fokus. Und zwischendurch bietet Marianne Hürten eine Stadtführung und damit eine Reise in jene Zeiten an, als die Schuhindustrie das Leben in Wermelskirchen prägte.

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