Schafe und Ziegen in Wermelskirchen Die Landschaftspfleger vom Dienst wissen genau, wann Schlafenszeit ist

Wermelskirchen · 200 Ziegen leben auf dem Hof von Benedikt Deppe in Ketzberg. Sie haben vor allem eine Leidenschaft: Futtern. Wenn die Tiere am Nachmittag zum zweiten Mal hoch zum Melkstand klettern, gibt es immer mal wieder Zuschauer, die auf dem Ziegenhof willkommen sind.

 Benedikt Deppe kennt seine Ziegen ganz genau. Der Tag beginnt für die Tiere morgens um 6 Uhr.

Benedikt Deppe kennt seine Ziegen ganz genau. Der Tag beginnt für die Tiere morgens um 6 Uhr.

Foto: Jürgen Moll

Es ist leise in der großen Halle. Hin und wieder klappert es, wenn die Tiere eine Futterpause machen. Irgendwo scheinen sich zwei Ziegen zu käbbeln und die Hörner aneinander zu stoßen. Revierkämpfe gehören hier zum Alltag. Aber über dem Stall liegt eine sonderliche Ruhe. „Frühstückszeit“, sagt Benedikt Deppe und blickt über die Köpfe der etwa 200 Ziegen. Die Tiere fressen, und damit sind sie erstmal beschäftigt und lassen sich auch nur ungern ablenken. „Unser Futter produzieren wir fast vollständig selbst“, erklärt Deppe. Es sind riesige Mengen, denn die Tiere haben einen ordentlichen Appetit.

Der Tag für die Ziegen beginnt morgens um 6 Uhr, wenn im Stall das Licht angeht. Zu früh für die Tiere? „Ich habe sie nie gefragt“, sagt Deppe und schmunzelt. Allerdings habe er nie eine Morgenmüdigkeit festgestellt. Ganz im Gegenteil: Jede Ziege will die erste am Melkstand sein. „Schließlich wissen die Tiere, dass sie anschließend ihr Frühstück bekommen“, sagt der 35-Jährige. Die 200 Ziegen klettern also morgens ausgesprochen willig die Bretter zum Melkstand hoch. „Das eine oder andere Tier müssen wir mit etwas Futter locken“, erzählt Mitarbeiterin Melanie Piller, „sie scheinen es manchmal darauf anzulegen.“ 28 Tiere können gleichzeitig gemolken werden. Die Ziegen auf dem Ziegenhof geben zwischen zwei und vier Liter Milch am Tag. Und nach etwa zwei Stunden am Melkstand sind alle Ziegen beim Frühstück angekommen. „Danach wird es noch ruhiger im Stall“, sagt Deppe, „dann machen die Ziegen einen Mittagsschlaf.“ Die Zeit brauchen die Tiere zum Widerkäuen – dann widmen sich die Ziegen dem zuvor geschluckten Futter. Um 14 Uhr steht dann der nächste Snack auf dem Speiseplan: selbst angebaute Maissilage.

Wenn die Tiere am Nachmittag dann zum zweiten Mal hoch zum Melkstand klettern, gibt es immer mal wieder Zuschauer, die auf dem Ziegenhof willkommen sind. Wer beim Melken zuschauen möchte, kann gegen 16.30 Uhr einfach einen Blick von der Besuchergasse zum direkt benachbarten Melkstand werfen – in Coronazeiten natürlich unter Berücksichtigung der Hygieneregeln. Ohnehin seien Besucher auf dem Ziegenhof willkommen, sagt Melanie Piller. Vor Corona meldeten sich viele Schulklassen und auch mal Kindergartengruppen an, die den Ziegen einen Besuch abstatteten. Ziegen und Kinder wurden meist schnell Freunde. Und dank der Kühlgeräte im Besucherbereich können Interessierte auch Fleisch oder Milchprodukte auf direktem Weg – keine fünf Meter entfernt von den Tieren – erwerben.

Im Winter bleiben die Ziegen übrigens im Stall – während sie im Sommer die Tage auf den Wiesen verbringen. „Die Ziegen sind genau wie unsere Schafe fleißige Landschaftspfleger“, sagt Benedikt Deppe. Deswegen werden sie immer gerne von Privatleuten, aber auch von Konzernen gebucht, um solche Flächen zu „mähen“, die mit Maschinen kaum zu bewirtschaften sind. „Die Tiere sind nicht wählerisch, wenn es um ihr Futter geht“, sagt Deppe, „sie fressen fast alles.“ Ohnehin hätten die Ziegen – ganz unabhängig von ihrer Rasse – ihr ganz eigenes Wesen. „Neugierig, aber auch bockig“, sagt Deppe. Allerdings wissen die Tiere: Wenn abends um 21 Uhr das Licht ausgeht, beginnt die Schlafenszeit.

(resa)
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