Ausbau Eifgen-Stadion Kunstrasen-Platz mit Sand statt Granulat

Wermelskirchen · Die Stadt reagiert auf ein mögliches Verbot von Mikroplastik, das auch im Kunststoffgranulat für Sportplätze steckt. Sie lässt den Kunstrasenplatz im Eifgen-Stadion mit dem Naturstoff unterfüttern. Am Höferhof bleibt das Material.

 Proben von vier Sorten Kunststoffgranulat: SBR, TPE und EPDM in zwei Korngrößen (v.l.).

Proben von vier Sorten Kunststoffgranulat: SBR, TPE und EPDM in zwei Korngrößen (v.l.).

Foto: Solveig Pudelski

Die Diskussion über mögliche Umweltgefahren durch Mikroplastik und ein drohendes Verbot von Granulat hat auch in Wermelskirchen Diskussionen und Reaktionen ausgelöst. Die Stadtverwaltung zieht eine erste Konsequenz: Der neue Kunstrasenplatz im Eifgen-Stadion wird nicht Kunststoff-Granulat im Untergrund haben, sondern Sand. „Alles andere wäre zu diesem Zeitpunkt fahrlässig“, sagte Thomas Marner, Technischer Beigeordneter und gleichzeitig Umweltdezernent der Stadt, am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Andere Alternativen sehe man noch nicht.

In diesem Zusammenhang betonte Marner: „Wir wollen keine Panik schüren.“ Noch sei überhaupt nicht klar, welche Arten von Granulat in welchem Ausmaß schädliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Dabei gehe es um den Eintrag von Mikroplastik in den Wasserkreislauf und mögliche Folgen für die Nahrungskette, an deren Ende der Mensch steht. Der frisch fertig gestellte Kunstrasenplatz in Dabringhausen bleibe vorerst unangetastet. „Ein Ausbau, ohne zu wissen, ob und wie schädlich dieses spezielle Granulat ist und welche Folgen das Abtragen hat, wäre jetzt voreilig“, sagte Marner und verwies auf laufende Studien zu diesem Thema. Ein Ausbau würde mit 30.000 bis 40.000 Euro zu Buche schlagen. Offen sei, ob und wann ein EU-weites und deutschlandweites Granulatverbot verhängt wird. „Es wird sich wahrscheinlich nur auf die Anlage neuer Kunstrasenplätze beziehen“, sagte Tiefbauamtsleiter Harald Drescher.

Parallel recherchiert Brigitte Zamella, Umweltbeauftragte der Stadt, zu diesem Thema. Anlass für die Diskussion war der Hinweis vom Städte- und Gemeindebund und der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU auf eine Studie des Fraunhofer Instituts zum Thema Mikroplastik-Eintrag. Unter den 51 Emissionsquellen steht – bezogen auf die Menge – an fünfter Stelle das auf Spiel- und Sportplätzen eingesetzte Granulat. 96 Gramm pro Kopf und Jahr stammen aus Kunstrasenbelägen.

Spitzenreiter ist aber der Reifenabrieb durch Fahrzeugverkehr. Jeder Bürger emittiert jährlich 1,2 Kilogramm, sagt Brigitte Zamella und setzt damit den Eintrag durch das Granulat ins Verhältnis zu den Emissionen durchs Auto- und Lkw-Fahren. Hier käme auch noch der Abrieb des Asphalts (auf Platz drei) dazu. Von den 5000 Sportplätzen in Deutschland seien inzwischen 1000 Kunstrasenfelder. „Sie haben den Vorteil, pflegeleichter und besser bespielbar zu sein“, verdeutlichte Harald Drescher, warum viele Vereine diesen Belag wünschen. Der Naturrasen sei pflegeaufwendig und weniger strapazierfähig. Auf Aschenplätzen wird viel Staub aufgewirbelt, bei Stürzen drohen schlimmere Verletzungen.

Das Problem in der Mikroplastik-Diskussion: Granulat ist nicht gleich Granulat. Thomas Marner zeigte vier unterschiedliche Sorten und schüttete Proben auf dem Tisch aus: SBR, das wie grober schwarzer Pfeffer aussieht und aus Altreifen gewonnen wird, enthalte umweltschädliche Bestandteile wie PAK und Schwermetalle. Es ist bei Entsorgung „Sondermüll“. Marner: „Das haben wir nicht verwendet.“ Das grüne TPE sei Neumaterial, sondere aber feinen Staub ab. Und EPDM, das es in zwei Körnungen gibt, sei Neukunststoff, in dem sogar Naturkautschuk enthalten ist – dieses wurde auf dem Sportplatz Höferhof eingebaut. „Ob es schädlich ist, wissen wir noch nicht.“ Aber über die Atemluft werde es nicht aufgenommen, für die Nutzer bestehe somit keine Gefahr.

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