Medizinische Versorgung in Wermelskirchen Krankenhaus ist wieder im Normalbetrieb

Wermelskirchen · Aus Angst vor Corona haben viele Patienten Behandlungen verschoben. „Das kann lebensgefährlich sein“, warnen die Chefärzte.

 Auf Abstand (v.l.): Monika Hartung, Pflegedienstleitung, Dr. Andriy Alekseyev, Radiologie, Dr. Katrin Colinas-Winkler, Anästesiologie, Dr. Volker Launhardt, Ärztlicher Direktor.

Auf Abstand (v.l.): Monika Hartung, Pflegedienstleitung, Dr. Andriy Alekseyev, Radiologie, Dr. Katrin Colinas-Winkler, Anästesiologie, Dr. Volker Launhardt, Ärztlicher Direktor.

Foto: Kathrin Kellermann

Die Pandemie ist noch nicht vorbei, aber im Krankenhaus in Wermelskirchen ist schon ein kleiner Anflug von Erleichterung zu spüren: „Wir sind zu einem kontrollierten Normalbetrieb zurückgekehrt“, sagt Dr. Volker Launhardt Ärztlicher Direktor des Krankenhauses. Aktuell gebe es kein relevantes Aufkommen an Corona-Patienten, wodurch wieder vermehrt elektive Eingriffe möglich seien. „Wir mussten zu Beginn der Pandemie einige Operationen, die nicht lebensbedrohlich, aber lebensbeschwerlich waren, verschieben und die Patienten schweren Herzens vertrösten“, sagt Dr. Hans Goost, Chefarzt der Orthopädie, in dessen Bereich unter anderem Knie- und Hüftoperationen fielen.

Dass planbare Operationen im vergangenen Jahr verschoben werden mussten, lag daran, dass Intensivkapazitäten freigehalten wurden, Ärzte und Pflegepersonal auf der Intensivstation aushelfen mussten. „Es ist erfreulich, dass der Normalbetrieb wieder anläuft und auch wichtig“, so Launhardt. Denn: „Wir haben bemerkt, dass einige Patienten aus Angst vor Corona weniger zum Arzt gegangen sind“, sagt Dr. Arif Yaksan, Chefarzt der Chirurgie. „Wir haben in den letzten Wochen beispielsweise deutlich mehr akute Gallenblasenentzündungen behandelt und Gallenblasen entfernt, als in den vergangenen zwei Jahren zuvor, weil die Patienten zu lange gewartet haben, bis sie ihren Arzt aufgesucht haben.“ Dass es nicht nur schmerzhaft sei, mit körperlichen Beschwerden lieber zuhause abzuwarten, statt aus Angst vor Corona zum Arzt zu gehen, stellt Dr. Andriy Alekseyev, Chefarzt der Radiologie, klar: „Man merkt in der Onkologie, dass einige Patienten ihre Vorsorgetermine nicht wahrgenommen haben“, sagt er und fügt hinzu, dass es bundesweit besorgniserregend sei, wie hoch die Zahl der Tumorerkrankungen ist, weil Patienten Screenings und Vorsorgetermine lieber verschoben haben.

Die Angst vor Corona wollen die Chefärzte des Krankenhauses ihren Patienten nehmen: „Wir haben hier ein wirklich gut funktionierendes Hygienekonzept, mit dem wir es geschafft haben, dass es im vergangenen Jahr nicht zu einem Corona-Ausbruch in unserem Haus kam“, sagt Geschäftsführer Christian Madsen. „Hier hat sich kein Patient angesteckt.“ Den Hygienestandrad will die Klinik weiterführen: Schnelltests für Patienten, bevor sie stationär aufgenommen werden und tägliche Screenings für Besucher, die einen Familienangehörigen einmal pro Tag für 30 Minuten besuchen dürfen. Dazu natürlich die Schutzmaßnahmen wie die AHA-Regel „Abstand, Hygiene, Atemmaske“. „Das System hat sich in den vergangenen zwölf Monaten bewährt, und das werden wir auch beibehalten“, sagt Hygienefachkraft Monika Hartung. Außerdem seien alle patientennahen Mitarbeiter durchgeimpft und immunisiert. Auch die Putzkräfte, die ihre Arbeit auf allen Stationen verrichten, sind bereits geimpft worden. „In der zweiten Impfrunde folgen nun noch unsere patientenfernen Mitarbeiter, die beispielsweise in der Verwaltung oder der Küche arbeiten“, kündigt der Ärztliche Direktor an.

„Niemand muss Angst haben, zu uns ins Krankenhaus zu kommen“, sagt Hans Goost. Panik sei vor allem nicht bei Menschen angebracht, die Beschwerden haben oder bereits krank sind. „Es kann lebensbedrohlich sein, notwendige Behandlungen zu verschieben“, warnt Volker Launhardt. Ein unbehandelter Herzinfarkt oder Bluthochdruck könne lebensgefährlich sein. Bundesweit wurden in den Krankenhäusern während der vergangenen zwölf Monate etwa 20 Prozent weniger Patienten behandelt. Auch für Wermelskirchen liegen Zahlen für 2020 vor: „Wir sind da besser weggekommen, weil wir nur etwa 15 Prozent weniger Patienten hatten, was auch für das Vertrauen der Menschen in das Krankenhaus spricht“, sagt Madsen, dem aber bewusst ist, wie schnell Kliniken in finanzielle Schieflage geraten können. „Wir sind davon nicht betroffen“, stellt er klar, „aber es gibt Krankenhäuser, die kurz vor der Insolvenz stehen, weil sie keine Liquiditätshilfen erhalten.“ In Wermelskirchen sehen die Chefärzte einen „Streifen am Horizont. Die Lage normalisiert sich und wir haben wieder mehr Kapazitäten für Patienten.“

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