Kulturfabrik in Wermelskirchen Konzerte sorgen für Gänsehaut-Momente

Wermelskirchen · Mit „Zentury XX“ und „Kontrollverlust“ können bei bestem Spätsommerwetter zwei Coverbands als Hauptacts das Publikum bei den von „Wir in Wermelskirchen“ organisierten Kulturfabrik-Veranstaltungen überzeugen und begeistern.

 Die Band „Kontrollverlust“ mit Schlagzeuger Denis Sarp aus Wermelskirchen lieferte einen mitreißenden Auftritt ab.

Die Band „Kontrollverlust“ mit Schlagzeuger Denis Sarp aus Wermelskirchen lieferte einen mitreißenden Auftritt ab.

Foto: Stephan Singer

Eine Verlobungsfeier. Funkelnde Handy-Taschenlampen. Ein energiegeladen mitsingendes Publikum. Ein klares Statement gegen Rechts am Vorabend der Bundestagswahl, als bei dem „Ärzte“-Song „Schrei nach Liebe“ das gesamte Publikum lauthals das markante Wörtchen aus dem Refrain „A….loch“ derart inbrünstig in den Abend brüllte, dass es in der gesamten Innenstadt zu hören gewesen sein dürfte: Das Kulturfabrik-Wochenende hielt bei zwei vom Marketingverein „Wir in Wermelskirchen“ organisierten Konzertabende manch einen Gänsehaut-Moment bereit.

Vor gut 400 Besuchern sorgte die Band „Zentury XX“ (im Vorprogramm die Wermelskirchener Formation „Soldiers of fortune“ um Sänger Frank Hermes) für den Auftakt, am Folgeabend stand „Kontrollverlust“ vor rund 700 Besuchern auf der Bühne (als Support dabei: das heimische Trio „The Electric Coast“ mit dem Frontmann Adam Glosnicki an Gesang und Gitarre).

„Der Neustart Kultur und die Fördergelder sind das eine – das schafft Infrastruktur. Und mit dem Rhombus-Areal als Veranstaltungsort konnten wir in Wermelskirchen für eine ganz besondere Atmosphäre sorgen“, kommentierte der WiW-Vorsitzende und federführende Organisator der Kulturfabrik, André Frowein, im Gespräch mit dieser Redaktion: „Entscheidend sind aber die emotionalen Reaktionen von Musikern und vom Publikum. Die sind ein Zeichen dafür, dass sich nach den Lockdowns die ‚Knoten‘ Stück für Stück lösen und entspannen. Das tut den Seelen aller offensichtlich gut – meiner übrigens auch.“

„Zentury XX“-Gitarrist und -Gründer Frank Rohles beobachtet derzeit dieses „Corona-Phänomen“ überall: Das Publikum muss sich nach den Monaten der Kultur-Zwangspause erst nach und nach wieder gewöhnen. „Das war beim ‚Zentury XX‘-Auftritt zu beobachten: Erst nach 75 Prozent Konzerts wurden die Leute gelöster – da konnte man merken, dass viele seit langem zum ersten Mal wieder bei einem solchen Konzertabend waren“, schätzte André Frowein ein. Das „Zentury XX“-Quintett rockte sich durch die Genre-Hits der letzten drei Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts, glänzte besonders bei Nummern von „Van Halen“ oder auch dem „Pink Floyd“-Klassiker „Money“, wobei sich die Musiker an seltener zu hörenden Version von „Dan Reed Network“ bedienten.

Nachdem tagsüber bestes Spätsommerwetter geherrscht hatte, enterten gleichzeitig mit dem Sonnenuntergang Michelle Barth (Gesang), Marvin Ochmann (Gesang und Gitarre), Tobias Görtzen (Bass), Pablo Ludwig (Gitarre) und Denis Sarp (Schlagzeug) die Bühne, um trommelwirbelnd ihren „Kontrollverlust“-Auftritt, der übrigens „sportliche“ vier Stunden (inklusive zweier Zehn-Minuten-Pausen) dauerte, zu eröffnen. Die „Kontrollverlust“-Band konnte mit ihrer eigenwilligen und charakteristischen Art, Hits der Neuen Deutschen Welle (Nena, Peter Schilling, Spider Murphy Gang), Rock- und Pop-Hits (Die Ärzte, Aha) sowie auch Schlager- und Party-Kracher wie „Cotton Eye Joe“ oder „I like to move it“ zu interpretieren, das Publikum direkt in den Bann ziehen. Energiegeladen, spielfreudig und kokett zelebrierte die Formation ihre Mischung aus „Pop-Appeal“ und „Punk-Attitüde“, wie Drummer Denis Sarp es im Gespräch mit dieser Redaktion bezeichnete. Sarp hatte übrigens ein Heimspiel, stammt er doch als einziger „Kontrollverlust“-Musiker aus Wermelskirchen: „Mega. Heute passt alles. Wetter super, Location super. Das Publikum ist voll auf uns angesprungen.“

Garniert mit einer Rockversion der Ballade „My heart will go on“ durften die beiden 24-jährigen Jana Kapp und Kai Block kurz auf die Bühne. Das Paar feierte am Tag des Konzerts die Verlobung und hatte zuvor im Kreis von Freunden und Familie ihre Trauzeugen bekannt gegeben. Diese wiederum entführten das angehende Brautpaar als Überraschung zur Kulturfabrik und hatten das Bühnen-Intermezzo der Verlobten kurzerhand mit der Band organisiert. „Ein bißchen peinlich war das schon – aber trotzdem ist das ein toller Abend für uns, der in Erinnerung bleibt“, sagte Jana Kapp mit einem freudigen Lachen.

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