Älter werden in Wermelskirchen Konzept für Seniorenarbeit gesucht

Wermelskirchen · Die Stadt ist als Pilotkommune anerkannt worden: Das Projekt „Im Alter In Form – Wohlbefinden älterer Menschen mit besonderen Bedarfen fördern“ läuft bis Mai 2024 und soll verschiedene Akteure der Seniorenarbeit zusammenführen.

 Mit der Einladung zu "Sport im Park" ist im vergangenen Jahr ein neues Angebot – vor allem für ältere Menschen – entstanden.

Mit der Einladung zu "Sport im Park" ist im vergangenen Jahr ein neues Angebot – vor allem für ältere Menschen – entstanden.

Foto: Theresa Demski

Die Zahlen des Sozialberichts sprechen für sich: 24 Prozent der Wermelskirchener sind älter als 54 Jahre, Tendenz steigend. Der Anteil Hochaltriger in der Innenstadt liegt bei 10,1 Prozent – und damit deutlich höher als der Durchschnitt im Rheinisch-Bergischen Kreis. 8,32 der Bürger in der Innenstadt sind pflegebedürftig – fast drei Prozent mehr als im Kreisdurchschnitt. Die Verfasser des Sozialberichts haben der Wermelskirchener Stadtverwaltung deswegen im vergangenen Jahr eine klare Empfehlung mit auf den Weg gegeben: Menschen ab 50 Jahren sollen Angebote für präventive Maßnahmen bekommen.

Die Stadt hat prompt reagiert und sich als Pilotkommune für das Projekt „Im Alter in Form – Wohlbefinden älterer Menschen mit besonderen Bedarfen fördern“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) beworben. Mit Erfolg! Bis Mai 2024 wird die Stadt Wermelskirchen nun als Pilotkommune von Fachleuten begleitet. Das Ziel: „Die Lebensqualität älterer Menschen soll mit passenden Angeboten und Maßnahmen in den Bereichen der Gesundheitsförderung erhalten und verbessert werden“, erklärt Christiane Beyer, die das Projekt als Mitarbeiterin des Sozialamts und zuständig für den Themenbereich „Demographischer Wandel“ federführend betreut. Dazu gehören allerdings nicht nur Themen rund um Bewegung und Ernährung. Sondern ausdrücklich soll auch die „aktive Teilhabe der älteren Bürgerinnen und Bürger“ im Fokus stehen.

Inzwischen ist eine Steuerungsgruppe an den Start gegangen, besetzt mit den Vorsitzenden des Sport- und des Sozialausschusses, Vertretern des Seniorenbeirats und des Beirats für Menschen mit Behinderung und Abgeordneten der Kirchen in Wermelskirchen. „Wir wollen aber noch viel mehr Akteure an einen Tisch holen“, erklärt Christiane Beyer. Schließlich gebe es in Wermelskirchen schon an vielen Stellen Angebote für Menschen jenseits der 60. „Allerdings wissen wir im Zweifelsfall gar nichts voneinander“, sagt Beyer. Deswegen soll im Laufe der Projektzeit vor allem ein Gesamtkonzept entstehen, das die verschiedenen Akteure in der Stadt zusammenbringt. Es ist eine Art Bestandsaufnahme. „Dann können wir erkennen: Wo gibt es Lücken? Welche Verbesserungen sind nötig? Und wo geht es vor allem darum, Angebote bekannter zu machen?“, erklärt Christiane Beyer.

Das bedeutet konkret: Vertreter von Kirchengemeinden zum Beispiel, in denen ältere Menschen regelmäßig singen oder auch Pflanzenbörsen veranstalten, kommen zusammen mit Akteuren aus dem Gesundheitsbereich, in denen es zahlreiche Bewegungsangebote für Senioren gibt. Vorsitzende etwa von Wandervereinen sitzen dann an einem Tisch mit Ernährungsexperten. „So können auch Synergien für neue Ideen entstehen“, ist sich die Wermelskirchener Projektleiterin sicher. Mit dabei ist bis Mai 2024 Dr. Kerstin Jülicher, die der Stadt als Beraterin zur Seite gestellt wurde.

„Wir haben bei dieser Arbeit übrigens auch ältere Menschen mit Migrationshintergrund und Bürger in der Grundsicherung im Blick“, sagt Christiane Beyer. Sie seien häufig schwieriger mit Angeboten zu erreichen. Und auch die große Frage, nach der Definition von „Senioren“ beschäftige sie: Viele Menschen über 60 würden sich selbst gar nicht als Senioren bezeichnen wollen. „Wir wollen auch etwas aufbauen und Strukturen schaffen für diese Altersklasse“, sagt Christiane Beyer. Dabei spiele das Thema Prävention eine große Rolle, um lange selbstständig und gesund bleiben zu können.

Begleitet wird das Projekt auch maßgeblich von Sabine Salamon: Sie arbeitete bisher für die Pflege- und Seniorenberatung im Rathaus. Seit der Kreis die Pflegeberatung an sich gezogen hat, widmet sich Sabine Salamon ausschließlich der Seniorenberatung, die inzwischen einen neuen Titel trägt: Fachstelle „Älter werden“ hat die Stadt die Arbeit getauft. „Um damit auch der Zielgruppe gerecht zu werden“, sagt Christiane Beyer. Nur die wenigsten würden sich selbst als Senioren bezeichnen. Stattdessen wolle man den Menschen Unterstützung beim „Älter werden“ anbieten.

Eine wichtige Säule dieser Arbeit soll die Beteiligung der Wermelskirchener Bürger sein. Und deswegen lädt die Stadt alle Akteure der Seniorenarbeit zur Auftaktveranstaltung ein – um den Prozess gemeinsam in Gang zu bringen.

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