Konrad Beikircher in der Katt Der Rheinland-Flüsterer hält den Ball flach

Wermelskirchen · Vor ausverkauftem Haus gastierte Konrad Beikircher, der „Schutzpatron der Imis“, in der Kleinen Halle der Kattwinkelschen Fabrik Wermelskirchen. Der gebürtige Südtiroler blieb dabei seinem Lieblingsthema treu.

 Konrad Beikircher erklärte 250 Zuschauern in Wermelskirchen das Rheinland und den Rheinländer.

Konrad Beikircher erklärte 250 Zuschauern in Wermelskirchen das Rheinland und den Rheinländer.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Sprache, Mentalität, Redensarten und Humor sind nach wie vor das Lebenselixier für Konrad Beikirchers kabarettistisches Schaffen. Das zeigte sein aktuelles Programm „Passt schon“, das der „Über-Vater“ der Kleinkunst-Wort-Programme vor ausverkauftem Haus in der Kleinen Halle der Kattwinkelschen Fabrik inszenierte. 250 Besucher lauschten gebannt, applaudierten dann und wann lautstark, um dem Akteur auf der Bühne zu zeigen, dass er bloß nicht aufhören soll und lachten heiter – und das teilweise sogar über sich selbst, denn Konrad Beikircher ist wie kein anderer der Till Eulenspiegel des Rheinlandes, der Alltagsgeschichten erzählt, in denen sich viele wiederfinden.

Konrad Beikircher ist grau geworden, silbrig schillert sein volles Haar im Licht der Bühnenscheinwerfer. Der Kabarettist agiert bedächtig, zurückhaltend, bescheiden, nahbar und dezent auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Beikircher feuert keine aggressiven Salven von Witzen ab, kommt weder mit der „Brechstange“ noch mit dem „Hau-drauf-Hammer“ daher. Der Akteur fühlt sich alleine nur mit Mikrofon und Mikrofonständer „bewaffnet“ im Rampenlicht sichtlich wohl – hier kann Beikircher auf über 30 Jahre Erfahrung bauen. Fast als wolle er sich entschuldigen, erklärt Konrad Beikircher zu Beginn von „Passt schon“, dass er nun noch einmal ein Programm zum Rheinland und Rheinländer an und für sich gemacht hat.

„Ich berichte von Geschichten, die ich erlebt habe oder die mir erzählt wurden“, sagt Beikircher und zitiert eine rheinische Redensart: „Bevor et einer klaut, habe ich es selber genommen.“ Dabei wirft Beikircher dem Publikum eine Kusshand zu, es dankt mit begeistertem Applaus. „Solche Geschichten muss man auf der Bühne erzählen“, berichtet Beikircher vom Schlüsselmoment zu „Passt schon“: „Ich wurde gefragt: Wie kütt dat dann, dat sie als Österreicher dat Rheinische so gut kennen?“ Darauf habe er erst einmal geantwortet, dass seine Heimat Südtirol in Italien läge und eine Reaktion in typischer Rheinland-Manier bekommen: „Wollt ich jrad sagen.“

Beikircher erzählt von der „Affentour“ zur Beruhigung seiner Kinder, vom „Festkomitee“, das in Form seiner Frau gleich aus dem Schlafzimmer kommt, und stellt fest: „Bei fünf Kindern bin ich bei drei Klappsen auf den Po gekommen, das kann ich allen anwesenden Sozialpädagogen sagen, das geht doch wohl noch.“ Der Kabarettist baut seine Pointen behutsam auf, jede seiner Anekdoten und Geschichten kann so innerhalb des Programms für sich stehen. Das muss auch so sein, wenn klar werden soll, das im Rheinland „präzise 90 Grad“ oder „akurat 90 Grad“ völlig unterschiedliche Winkel sind.

Eigentlich wollte er 1989 eine Trilogie zum Rheinland machen. Nach Ablauf der drei erfolgreichen, aufeinanderfolgenden Programme habe ihn die Agentur gefragt: „Was machen wir nun, der Achim (Anm.d.Red.: Katt-Programmmacher Achim Stollberg) hat auch schon ein paar Mal angerufen.“ Daraufhin habe sich das Rheinland als Dreh- und Angelpunkt seiner Themen festgesetzt. „Ich gelte seit 1992 als ‚Rheinland‘-Flüsterer, bin der Schutzpatron der Imis.“ Die ins Rheinland zugezogenen Imis würden ihm wöchentlich zehn bis 20 E-Mails mit der Bitte um Rat und Auskunft schreiben. Die Erkenntis aller Erkenntnisse, der Schluss aller Schlüsse: „Immer dä Ball flach halten.“

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