Basis ist der RVK-Betriebshof in Wermelskirchen Europas erste Wasserstoff-Gelenkbusflotte
Wermelskirchen / Köln · 18 neue Fahrzeuge schickt die Regionalverkehr Köln GmbH künftig in den Linienbetrieb – im Schwerpunkt auf der Strecke der „260“ von Remscheid über Wermelskirchen und Burscheid nach Köln. Die ersten acht Busse wurden jetzt eingeflottet.
Die ersten Testfahrten haben die Verantwortlichen bei der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) staunen lassen. „Wir hätten nicht damit gerechnet, wie sparsam die neuen Fahrzeuge sind“, sagt Andy Schröder, Leiter der RVK-Niederlassung in Wermelskirchen. Hier haben die ersten acht Wasserstoff-Gelenkbusse ihren Heimatstandort. Weitere zehn Fahrzeuge des Typs „Solaris Urbino 18 Hydrogen“ sollen in Kürze den RVK-Fuhrpark ergänzen und bis Jahresende die Gesamtzahl der Wasserstoffbusse auf 101 wachsen lassen.
Bei der RVK ist man stolz, europaweit die erste Flotte wasserstoffbetriebener Gelenkbusse im Linienbetrieb zu stellen. „Wir sind auf einem guten Weg, das gesteckte Ziel zu erreichen, bis 2030 emissionsfrei unterwegs zu sein“, sagt RVK-Geschäftsführer Marcel Frank. Im nächsten Schritt soll der Fuhrpark bis Ende 2025 auf 160 Wasserstoffbusse wachsen und damit weitere Dieselfahrzeuge ersetzen. Eine Förderung des Bundes in Höhe von knapp 34 Millionen Euro seit 2022 macht die Investition in dieser Größenordnung möglich.
Stellvertretend für Bundesverkehrsminister Volker Wissing kam Sven Halldorn nach Wermelskirchen, um sich die neuen Busse anzuschauen. „Der Öffentliche Nahverkehr hat eine Vorbildfunktion bei dem Vorhaben, den CO2-Ausstoß bis 2030 von 146 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr auf 82 zu reduzieren“, erklärt der Abteilungsleiter für Grundsatzangelegenheiten im Bundesministerium für Digitales und Verkehr. So werde der Markt für klimafreundliche Busse immer größer – ein wichtiger Schritt sei die Elektrifizierung: „Bundesweit sind aktuell rund 3300 Fahrzeuge mit Elektro- und Wasserstoff-Antrieb beziehungsweise als Oberleitungsbusse unterwegs“, zählt Halldorn auf. Darunter zählt die RVK zu den zehn Verkehrsunternehmen mit einer der höchsten Fördersummen.
Vor vier Jahren war auf dem RVK-Betriebshof an der Braunsberger Straße schon einmal ein wegweisendes Projekt vorgestellt worden: Aus einem früheren Förderpaket des damaligen Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur wurden 35 Brennstoffzellenbusse für das RVK-Gebiet und die Wasserstoff-Tankanlage eingeweiht. „Seitdem sind die Wasserstoff-Busse aus dem Stadtgebiet nicht mehr wegzudenken“, sagt Wermelskirchens Bürgermeisterin Marion Lück, die sich zugleich beeindruckt zeigt von den 18 Meter langen Nachfolgemodellen.
Diese sollen im Schwerpunkt bei Verstärkungsfahrten im Schülerverkehr sowie insbesondere auf der rund 32 Kilometer langen Strecke der Linie 260 zwischen Remscheid, Wermelskirchen, Burscheid und Köln eingesetzt werden. Die erhöhte Zahl von drei Druckflaschen – im Vergleich zu den Solo-Wasserstoffbussen mit zwei – ermöglicht eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern. „Die Wasserstoff-Gelenkbusse schaffen damit ohne Probleme die gleichen Umläufe wie bislang die Dieselfahrzeuge, ohne zwischendurch aufladen zu müssen“, erklärt Andy Schröder. „Die Fahrten jetzt nach den Sommerferien mit erhöhten Fahrgastzahlen werden zeigen, ob wir die Verfügbarkeiten der neuen Fahrzeuge etwas anpassen müssen.“ Der Niederlassungsleiter rechnet nach den ersten Erfahrungen aber nicht damit.
Mit der Inbetriebnahme der Wasserstoff-Gelenkbusse ist der Betriebshof in Wermelskirchen Vorreiter im Gebiet der Regionalverkehr Köln GmbH. Aber auch an anderen Standorten soll die Infrastruktur für einen emissionsfreien Linienbetrieb wachsen. Die langjährige Basis in Bergisch Gladbach soll als Regionaler Mobilhof ausgeweitet werden, in Meckenheim soll noch Ende des Monats der Spatenstich im Unternehmerpark Kottenforst erfolgen, um dort Tankanlagen für Wasserstoff- und E-Mobilität zu bauen.
„Die neuen Busse lassen sich sehr gut fahren“, urteilt Dejan Nesic, der im Rahmen der offiziellen Einflottung mit den geladenen Gästen bei einer Probefahrt am Steuer saß. Nur einen kleinen Nachteil nennt der RVK-Personaldisponent und lacht: „Das Wenden ist mit den alten Dieselbussen etwas einfacher“.