Wermelskirchener Marketingverein beschließt Ende einer Ära Kein WiW-Weihnachtsmarkt mehr

Wermelskirchen · Mitglieder des Marketingvereins „Wir in Wermelskirchen“ haben mit großer Mehrheit das Ende einer Ära beschlossen. Den traditionsreichen Nikolaus-Umzug wird es zum verkaufsoffenen Sonntag am zweiten Advent aber weiter geben.

 Die „Bergische Weihnacht“ 2018: So schön heimelig wird es unter dem größten Naturweihnachtsbaum nicht mehr werden.

Die „Bergische Weihnacht“ 2018: So schön heimelig wird es unter dem größten Naturweihnachtsbaum nicht mehr werden.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es wird keinen Weihnachtsmarkt mehr in der Innenstadt geben. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Marketingvereins „Wir in Wermelskirchen“ (WiW) im Haus Eifgen folgte mit großer Mehrheit dem Vorschlag des Vorstands, wonach eine fast fünf Jahrzehnte andauernde Ära beendet ist. Anfang der 1970er Jahre hatten Aktive um den heutigen WiW-Ehrenvorsitzenden Henning Conrads den Weihnachtsmarkt auf dem Loches-, dann auf dem Rathaus-Vorplatz und später auf der Carl-Leverkus-Straße ins Leben gerufen – aber, so stellte eine Vielzahl der knapp 60 Anwesenden fest, weder unter dem Titel „Wermelskirchener Weihnachtsmarkt“, „Nikolaus-Treff“ oder „Bergische Weihnachten richtig“ richtig Fuß gefasst, so dass die Veranstaltung ein Selbstläufer geworden wäre. Das durchschlagende Argument gegen die weitere Durchführung: die Kosten, die der Marketingverein zu stemmen hat.

Bei vier Enthaltungen und vier Gegenstimmen votierten 44 stimmberechtigte WiW-Mitglieder für das Vorstandsvorhaben, den Weihnachtsmarkt nicht mehr zu organisieren. Erhalten bleiben den Wermelskirchenern in der Vorweihnachtszeit die innerstädtische Weihnachtsbeleuchtung, die Zählschein-Aktion im Handel sowie der traditionsreiche Nikolaus-Umzug, der künftig zum verkaufsoffenen Sonntag am zweiten Advents-Wochenende stattfinden soll.

Der WiW-Vorsitzende Dankmar Stolz konstatierte, dass die außerordentliche Mitgliederversammlung „vielleicht etwas überraschend“ käme, weil WiW den Weihnachtsmarkt „stets bestmöglich verkaufen musste“. Der Vorstand habe jedoch bei allen Jahreshauptversammlungen in den vergangenen Jahren immer wieder auf die Schwierigkeiten hingewiesen.

Stolz verwies auf „drei fette Probleme“ durch den Weihnachtsmarkt: „Die gewünschte Attraktivität wurde nicht erzielt. Wir finden kaum Anbieter, die die Hütten mieten wollen, wodurch die Attraktivität weiter sinkt – das ist eine Abwärtsspirale, in der wir uns längst befinden.“ Dazu wäre der personelle Einsatz viel zu hoch und nicht mehr zu verantworten: „Diese Überbelastung hat schon zu internen Spannungen geführt, die ich nicht mehr erleben möchte.“

Auf das dritte Problem ging Schatzmeister Christian Potthoff ein: „Unsere Satzung verpflichtet uns zur Förderung eines attraktiven Handels sowie eines attraktiven Kultur- und Unterhaltungs-Angebots – dazu passt ‚Bergische Weihnachten‘. Aber Input und Output müssen in Einklang stehen.“ Stattdessen habe WiW durch den Weihnachtsmarkt 2014 Erträge von 8000 und 2019 von 16.000 Euro erzielt, 4000 bis 6000 Euro davon durch Sponsoring. Die Aufwendungen betrugen aber 2014 genau 16.000, 2016 fast 40.000, 2018 bereits knapp 43.000 und 2019 nahezu 35.000 Euro. In den fünf Jahren von 2014 bis 2019 habe das jährliche Defizit durch „Bergische Weihnachten“ im Durchschnitt 16.000 Euro betragen. „Ist es das wert? Können wir uns das leisten?“, fragte Potthoff in die Runde. Die 2014 angeschafften Hütten für die Verkaufsstände, die ein optisch einheitliches, harmonisches Bild des Marktes erzeugen sollen, belasten WiW. Pro Jahr verursachen sie Kosten von 10.000 Euro für Lagermiete, 2000 Euro für die Versicherung und 1500 Euro für die Instandhaltung. Die Anschaffungskosten von 30.000 Euro sind noch nicht komplett abgeschrieben. „Wir haben in diesem Sommer erstmals die Möglichkeit, den Mietvertrag für das Hütten-Lager fristgerecht zum Jahresende zu kündigen“, sagte Dankmar Stolz: „Danach werden wir versuchen, die Hütten zu veräußern.“

Einzelhändlerin Hanne Wischnat gestand: „Man muss das kaufmännisch sehen.“ Stefan Rojewski, Sprecher des WiW-Netzwerks Einzelhandel, stellte fest: „Der verkaufsoffene Sonntag im Dezember ist für die Händler in Wermelskirchen der schlechteste von den jährlich vier.“ Bernd Müller, zuletzt Imbiss-Beschicker bei der „Bergische Weihnachten“, regte an, doch nach einer externen Veranstaltungs-Agentur für den Markt zu suchen, er könne einen Kontakt vermitteln. „Das prüfen wir gerne, wenngleich ich da wenig Hoffnung sehe“, sagte Dankmar Stolz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort