Wermelskirchen als Vorbild? Dorf-Jugend beseitigt Graffiti auf Schulgelände

Dabringhausen · Stadtverwaltung und Schulleitung ist es gelungen, mit Teenagern in Kontakt zu kommen. Die Jugendlichen strichen nun die verschmierten Wände der Grundschule neu und dürfen das Schulgelände wieder als Treffpunkt nutzen.

 Während die Jugendlichen fleißig bei der Sache waren, freuten sich (v.r.) Bürgermeister Rainer Bleek, Schulleiterin Friederike Kelzenberg-Gerloff und Robert Pap vom Amt für Gebäudemanagement über das Engagement.

Während die Jugendlichen fleißig bei der Sache waren, freuten sich (v.r.) Bürgermeister Rainer Bleek, Schulleiterin Friederike Kelzenberg-Gerloff und Robert Pap vom Amt für Gebäudemanagement über das Engagement.

Foto: Stephan Singer

Stadtverwaltung und Dabringhausener Jugendliche sind im Gespräch. Letztere haben sich in nur wenigen Tagen als „Dorf-Jugend“ per Messenger-Dienst via Handy organisiert und engagiert an der Grundschule am Höferhof angepackt. Dort überstrichen sie die zahlreichen Graffiti und Farbschmierereien, die sich vor allem auf den von der Straße nicht einsehbaren Wänden befanden. Vorausgegangen war das Engagement von Robert Pap vom Amt für Gebäudemanagement, der sich erfolgreich auf die Suche nach den Jugendlichen, die Dorfpark, Friedhof oder auch das Grundschulgelände zum frei zugänglichen Treffpunkt für sich erklärten, gemacht hatte.

Vandalismus, Graffiti und Hinterlassenschaften wie Müll sorgten zuletzt für Unmut. Ruhestörungen lösten sogar Polizeieinsätze und Platzverweise aus. Die „Notbremse“ zog die Stadt mit einem Aufenthaltsverbot auf dem Gelände der Schwanenschule oder der Grundschule in Dabringhausen. Aber, so betont Bürgermeister Rainer Bleek: „Eine Schulhof-Sperrung kann keine Lösung auf Dauer sein – wir suchen den Kontakt.“

Dass Müll und Graffiti ein Unwohlsein bei den Schülern auslösten, bestätigt die Rektorin der Dhünntalschule, Friederike Kelzenberg-Gerloff: „Die Kinder haben sogar Briefe an die Bundes- und die Landesregierung geschrieben und wurden an die Stadt verwiesen.“ Die wiederum sprach mit den Grundschülern – deren Anliegen und Verunsicherung wegen des Eingriffs in „ihren“ Schulbereich zeigte Wirkung. „Ich bin einfach mal am späten Nachmittag los. Einen Jugendlichen und später einen zweiten traf ich an. Erfreulicherweise kamen wir in ein konstruktives Gespräch. Daraus resultierte ein Treffen, zu dem 20 Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren aus unterschiedlichen Cliquen und Freundeskreise kamen“, berichtet Robert Pap: „Offensichtlich habe ich den richtigen Ton getroffen.“

Das „Geschäft“ zwischen Jugendlichen und Stadt erlaubt den Jugendlichen nun den Aufenthalt auf dem Schulgelände am Höferhof. Bedingung: Regeln wie das Einhalten des Rauchverbots, das Unterlassen von Sachbeschädigung oder vom Hinterlassen von Müll müssen eingehalten werden. „Funktioniert das, können wir darüber sprechen, dass die Jugendlichen eventuell einen Schlüssel für die Toiletten bekommen“, kündigt Robert Pap an. Die Jugendlichen wünschten sich einen Treffpunkt zum Musikhören, Grillen und „Abhängen“ abseits vom direkten Einblick Erwachsener. „Das geht nur, wenn die Schulleitung mitspielt“, betont der Bürgermeister: „Wir wollen nicht gegen die Jugendlichen arbeiten, sondern schlagen ein neues Kapitel auf und schaffen Lösungen.“ Kelzenberg-Gerloff ergänzt: „Wir waren alle mal jung. Dieser Ort auf dem Grundschulgelände ist eigentlich gut als Treffpunkt geeignet und ist bekannt. Regeln müssen aber eingehalten werden.“

Um Vorverurteilungen zu vermeiden, werden die Namen der beteiligten Jugendlichen nicht öffentlich genannt. Einer von ihnen sagt im Gespräch mit dieser Redaktion: „Mit den Graffiti habe wir nur indirekt zu tun. Dennoch haben wir auch Mist gebaut und wollen das mit unserem Einsatz gut machen. Es macht sogar Mega-Spaß, denn mit so einer großen Truppe kriegen wir richtig was geschafft.“ Einer seiner Kumpel fügt hinzu: „Wir freuen uns über die Gespräche mit der Stadt, denn für einen Treffpunkt können wir jede Hilfe gebrauchen. Jetzt haben wir das Gefühl, dass wir gehört werden. Wir können uns hier wieder ungestört treffen und halten uns an die Regeln – das ist doch ein Start.“

Grundschulhausmeister Matthias Birker und der städtische Maler Stefan Hinrichs begleiteten die Aktion mit fachlichem Rat in ihrer Freizeit. „Durch die Eigenleistung der Jugendlichen ist die Identifikation eine andere: Was ich herstelle, halte ich auch in Ordnung“, so Robert Pap. Die ursprünglichen Gemälde sollen  in einem zweiten Schritt erneuert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort