Mein Arbeitsplatz Ohne Propeller auf dem Dach

Wermelskirchen · Eigentlich wollte er anfangs nur ein Jahr bleiben, inzwischen ist Jürgen Konrad seit 30 Jahren beim Unternehmen „Con-Boy“ beschäftigt. In der Regel ist der „Brummi“-Fahrer in einem Radius von etwa 70 Kilometern um Wermelskirchen unterwegs.

 Seit 30 Jahren ist Jürgen Konrad als „Brummi“-Fahrer bei „Con-Boy“ auf den Straßen in der Region unterwegs.

Seit 30 Jahren ist Jürgen Konrad als „Brummi“-Fahrer bei „Con-Boy“ auf den Straßen in der Region unterwegs.

Foto: Stephan Singer

Ob es erhöhte Anforderungen an Flexibilität, schnelllebigeren Wandel oder Job-Wechsel im Dienst des Aufstiegs auf der Karriereleiter sind – heutzutage ist es immer seltener, dass Arbeitnehmer über Jahrzehnte bei einem Arbeitgeber bleiben.

Als Jürgen Konrad seine Stelle bei dem Wermelskirchener Unternehmen „Con-Boy“ als Lkw-Fahrer antrat, kündigte er seinem neuen Chef an: „Ich bleibe nur ein Jahr.“ Daran können sich Firmenbetreiber und „Brummi“-Fahrer noch gut erinnern. Seither sind geschlagene 30 Jahre vergangen, und heute sagt Jürgen Konrad mit einem Lachen beim Rückblick auf die vergangenen drei Jahrzehnte: „Funktioniert das weiter so, dann bleibe ich bis zur Rente. Ich habe keine Ambitionen, meinen Job zu wechseln.“

Das gilt genauso für Jürgen Konrads Arbeitgeber, Inhaber des Familienbetriebs „Con-Boy“: Das sind Geschäftsführer Frank Lietzau, seine Frau Marion und Junior-Chef Max. „Jürgen Konrad – wir nennen ihn kurz Jojo – gehört für uns zu unserer kleinen ‚Con-Boy‘-Familie“, sagen Marion und Max Lietzau einmütig: „Jojos Verlässlichkeit und seine Erfahrung, die ihn zu einem routinierten Mitarbeiter machen, halten den Laden am Laufen – wir sind stolz auf ihn und uns.“

Statt „Laufen“ müsste es genauer „Rollen“ heißen, denn „Con-Boy“ ist zertifizierter Entsorgungs-Fachbetrieb, liefert Container in verschiedenen Größen überall dorthin, wo größere Mengen Abfall anfallen. „Das ist häufig Bauschutt. Oder es können private Entrümpelungen sein. Mit entsprechenden Papieren sorgen wir ebenso für den geregelten Abtransport von Gefahrstoffen wie asbesthaltigem Material oder Mineralwolle“, beschreibt Jürgen Konrad.

Bei Bedarf fährt er auch die städtischen Friedhöfe an, um die dortigen Container zu leeren und geleerte zu platzieren – dafür hat „Con-Boy“ den Auftrag von der Stadt. „Die Beratung im Vorfeld ist wichtig. Wir ermitteln den Bedarf und die beste Möglichkeit der Abfalltrennung, damit die Entsorgung möglichst günstig für die Kunden wird“, berichtet Marion Lietzau von der Arbeit, bevor sich Jürgen Konrad auf den „Bock“ schwingt.

Während „Con-Boy“ den Verwaltungssitz in Eipringhausen hat, starten die Lkw mit den Containern im Industriegebiet-Ost an der Albert-Einstein-Straße. „Kein Tag ist wie der andere. Schon alleine deshalb, weil wir vom Standort eines gefüllten Containers immer andere Entsorgungs-Anlagen anfahren – je nachdem, was wir entsorgen müssen oder wo der Einsatzort ist“, berichtet Jürgen Konrad. Die Vorteile seines „Brummi“-Jobs gegenüber den Kollegen „auf der Strecke“ liegen für den 52-jährigen Wermelskirchener auf der Hand: „Ich bin jeden Abend zu Hause und arbeite selten am Wochenende.“ Er sei in der Regel in einem Radius von etwa 70 Kilometern um Wermelskirchen unterwegs. Ende der 1980er-Jahre wollte Jürgen Konrad eigentlich Schreiner werden, aber die Ausbildung klappte nicht. Über das Arbeitsamt kam er zur Umschulung zum Berufskraftfahrer, die von Februar 1989 an ein gutes Jahr dauerte. „Ich darf mit meinem Führerschein eigentlich alles fahren – nur nicht Omnibusse mit Passagieren“, sagt Konrad, der in seiner Freizeit gerne Motorrad-Touren fährt.

Der Weg zu „Con-Boy“ sei nach der absolvierten Berufskraftfahrer-Prüfung kurz gewesen: „Wir kannten uns damals schon lange, und Frank Lietzau suchte dringend einen Mitarbeiter.“ Das Absetzen oder Aufnehmen eines Containers erledigt der sogenannte Absetz-Kipper mit drei Achsen, 420 PS unter der Motorhaube sowie 26 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht in einer knappen Minute.

Zeit beanspruche die Ladungssicherung und natürlich das Fahren: „Und wenn ich mal Pech habe und an Ort und Stelle ist es derart zugestellt oder zugeparkt, dass ich keine Rangier-Möglichkeiten habe.“ Dann frage er schon mal in die Runde: „Habe ich einen Propeller auf dem Dach?“ Die Lkw seien sehr wartungsarm – alle halbe Jahre erfolge eine Sicherheitsprüfung, einmal im Jahr ginge es zur Hauptuntersuchung. „Ein Platten während des Arbeitstags nervt natürlich“, erzählt Jürgen Konrad: „Einen Radwechsel am Lkw musste ich in den vergangenen 30 Jahren zwei Mal machen – zuletzt in Lindlar.“ Ein tolles Erlebnis hingegen sei es, wenn ein neuer Lkw angeschafft werde, was alle zehn Jahre geschehe: „Zwei Mal durfte ich schon zu MAN fahren und einen neuen Kipper abholen.“

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