Familienzeit in Wermelskirchen Jeden Tag wartet ein neues Abenteuer

Wermelskirchen · Hanna Middendorf und ihre drei Töchter nutzen die Corona-Zeit für Entdeckungen im Wald, für Bachwanderungen und Schnitzeljagden. „Ein Geschenk“, sagt die 40-Jährige.

 Hauptsache draußen: Leonie, Pia und Lara (l.) genießen mit ihrer Mutter ihre täglichen Abenteuerreisen im Wald.   Foto: Hanna Middendorf

Hauptsache draußen: Leonie, Pia und Lara (l.) genießen mit ihrer Mutter ihre täglichen Abenteuerreisen im Wald. Foto: Hanna Middendorf

Foto: Hanna Middendorf

Wenn Leonie (10) und Pia (8) morgens aufstehen, dann schlüpfen sie zuweilen als erstes in die Gummistiefel. Schließlich wartet da draußen ein neues Abenteuer. „Ich mag den Wald so gerne, weil es da so viel zu entdecken gibt“, sagt Leonie. Und so vergeht in dieser Corona-Zeit kein Tag, an dem die beiden Mädchen nicht gemeinsam mit ihrer Mutter Hanna Middendorf und ihrer kleinen Schwester Lara (3) in den Wald gleich hinterm Haus aufbrechen. Sie packen ihre Rucksäcke mit einem kleinen Picknick, mit Eimern, Schaufeln, Sieben und Gießkannen, mit Wasserpistolen und Kescher und machen sich auf den Weg. „Ich nehme für mich ein weiches Kissen mit, wir packen die Hängematte und die Slackline ein“, sagt Hanna Middendorf, „und dann bleiben wir so lange, wie wir wollen.“

Gemeinsam mit den Mädchen unternimmt die 40-Jährige dann eine Bachwanderung – mit Gummistiefeln durch den Eifgenbach. Sie sammeln Müll in großen Tüten. Und neulich haben sie einen kleinen, etwas unscheinbaren Baum entdeckt und einen Plan geschmiedet: „Wir wollten ihm helfen, etwas ganz Besonderes zu werden“, sagt Hanna Middendorf. Deswegen schrieb sie mit ihren Töchtern einen Brief und rief Spaziergänger auf, dem Baum zu helfen, besonders schön zu werden. „Den Brief haben wir an den Baum gehängt und abgewartet“, erzählt Hanna Middendorf. Leonie, Pia und Lara bastelten Zuhause einen Salzteiganhänger, und sie stellten mit Hilfe von Kokosfett und Ausstechförmchen Vogelfutter-Anhänger her – beides hängten die Mädchen in den Baum. Viele nahmen sich ein Vorbild und hängten Eier dazu, kleine Briefchen oder selbst gestaltete Mandalas. Und wenn die Kinder in den Wald eilen, dann gilt ihr erster Besuch nun dem Baum.

„Hier im Wald dürfen die Kinder so laut sein wie sie wollen, sie dürfen sich streiten, lachen, rufen und rumtoben“, sagt Hanna Middendorf. Auch deswegen ziehe es sie jeden Tag dorthin zurück. Aber es seien eben auch die vielen kleinen Abenteuer, die sie dort schon gemeinsam erlebt hätten. Auch in Zeiten, in denen das Corona-Virus den Alltag der Menschen nicht bestimmt, ist die dreifache Mutter mit ihren Mädchen bereits auf Erkundungstour im Wald gewesen. „Dann nehmen wir manchmal die Schulsachen einfach mit“, erzählt sie. Aber in diesen Zeiten sei ihnen der Wald noch wichtiger geworden – auch für die Kinder. Das hat auch damit zu tun, dass sich Leonie und ihre Schwestern darauf verlassen können, dass Mama immer eine neue Idee in der Tasche hat. „Ich bin Erzieherin und Motopädin“, erzählt die 40-Jährige, „deswegen kann ich viele Ideen aus meinem Berufsleben umsetzen.“ Dann werden Steine bunt bemalt und im Wald für aufmerksame Spaziergänger versteckt oder die Familie verabredet sich mit Freunden zur Schnitzeljagd – weil das so gut zu den Abstandsregelungen passt. Der Rest ist der Phantasie der Kinder überlassen.

„Bisher ist uns nicht langweilig geworden“, sagt Hanna Middendorf und dann bekennt sie: „Für uns ist das gerade ein bisschen wie ein Geschenk. Sonst haben wir Arbeit, Hobbys und viel zu tun. Jetzt haben wir viel Zeit füreinander.“ Die Liste, die die Kinder geschrieben haben, ist noch lang: Sie wollen selber Erdbeereis machen, Lara will lernen, ihren Namen zu schreiben, und dann wollen die Vier sich einen Wellnessnachmittag gönnen – vielleicht mit nackten Füßen im Bach.

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