Ein Weinhändler verrät Ist der Weinjahrgang 2018 wirklich so gut?

Wermelskirchen · Fachmagazine sprechen regelrecht euphorisch über den Weinjahrgang 2018. Der trockene Sommer habe den Rebsaft zu einem ganz besonderen Geschmackserlebnis heranreifen lassen. Weinhändler Bernd Freund sagt, was dran ist.

 Bernd Freund, Inhaber von „Der Wein Freund“, mit einem „2018er Rivianer Trocken - Unser Weisser - Pfalz“. Der Weinhändler weiß, was einen guten Tropfen ausmacht.

Bernd Freund, Inhaber von „Der Wein Freund“, mit einem „2018er Rivianer Trocken - Unser Weisser - Pfalz“. Der Weinhändler weiß, was einen guten Tropfen ausmacht.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Sie sprechen von einem Ausnahmejahrgang, von einem Wein, über den Genießer noch in Jahren und Jahrzehnten sprechen werden. Wer Fachmagazine durchforstet, der wird an das Wetter im vergangenen Jahr erinnert, an den trockenen Sommer, der den Trauben in ihrer Entwicklung eher geholfen als geschadet habe und dem wird der Mund wässrig gemacht. Aber was ist dran an diesem besonderen Weinjahrgang?

Bernd Freund, Weinhändler aus Wermelskirchen, nimmt schon berufsbedingt zweimal im Jahr an großen Weinproben teil – Anfang des Jahres und im Spätsommer. Er blickt den Winzern über die Schultern, nimmt zuweilen an der Traubenlese teil und hat schon viele Weine probiert. Er ist vorsichtig, wenn es darum geht, allzu euphorisch über den Weinjahrgang 2018 zu schwärmen. „Die Voraussetzungen für einen guten Wein waren sehr gut“, sagt er. Freund probierte schon bei Winzern, freute sich über manch guten Tropfen – erklärt aber: „Entscheidend bleibt, was ein Winzer aus der Traube macht.“

Trotz guter Voraussetzungen habe jeder Winzer es selbst in der Hand. „Das ist ein Handwerk, eine Kunst“, sagt Freund. Nur, wer nicht auf große Mengen setze, wer einen vernünftigen Rebschnitt vorweise und auch bei der Lese behutsam vorgehe, könne am Ende auch guten Wein servieren. Ein Baustein komme zum anderen. Allerdings gebe es auch Jahre, in denen Regen und Frost den Trauben zugesetzt hätten, die aber trotzdem sehr gute Weine hervorgebracht hätten: „Das ist die wahre Kunst des Winzers: Ein guter Winzer kann auch aus nicht so guten Trauben einen sehr guten Wein machen“, sagt Freund.

Und was hat er nun geschmeckt, als er die Weine des vergangenen Jahres zum ersten Mal probieren durfte? „Das sind Weine im Jungstadium“, erklärt er. Viele Rebensäfte bräuchten nach dem Abfüllen noch ein halbes Jahr, manche ein ganzes, bevor sie ihren ganzen Geschmack entfalten könnten. „Die Ansätze für guten Wein waren Anfang des Jahres da“, stellte Freund nach der ersten Weinprobe des Jahres fest. Und dann erzählt er die Geschichte der grünen Banane aus dem Supermarkt: „Nur, wer die Geduld hat, sie liegen zu lassen, kann sie am Ende wirklich genießen.“ Und diese Zeit müsse man eben auch vielen Weinen geben. Im Spätsommer oder Herbst könne man dann feststellen, wie gut diese Weine wirklich geworden sein.

Hinzu komme, dass unterschiedliche Weine auch unterschiedliches Wetter lieben. Ein Riesling zum Beispiel sei gar nicht so glücklich mit viel Trockenheit und Sonne, bestimmte rote Weine hingegen schon. Und wie würde nun eine Empfehlung des Fachmanns lauten? Da will sich Bernd Freund nicht festlegen. „Jeder Weintrinker hat Vorlieben“, sagt er, „und darauf gilt es einzugehen und sie herauszufinden.“ Fest steht allerdings: Das Wetter habe dem Winzer 2018 in die Karten gespielt. Die Erntemenge sei sehr gut, das Lesegut sauber, der Ertrag hervorragend gewesen. Entsprechend euphorisch erlebte Bernd Freund die Winzer. Bleibt abzuwarten, ob es am Ende auch den Weintrinkern so geht.

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