Viele Wermelskirchener unterstützten die Hilfs-Aktion Brenda findet wieder zurück ins Leben

Wermelskirchen · Vor zehn Monaten rief die Wermelskirchenerin Isabel Schumacher zu einer Spendenaktion auf, um einer Freundin in Guatemala das Leben zu retten. Mehr als 20.000 Euro kamen zusammen. Im Oktober trifft Schumacher ihre Freundin.

 Eine zweite Familie: Isabel Schumacher wurde von ihrer Gastfamilie in Guatemala herzlich aufgenommen – und backte mit ihnen Plätzchen.

Eine zweite Familie: Isabel Schumacher wurde von ihrer Gastfamilie in Guatemala herzlich aufgenommen – und backte mit ihnen Plätzchen.

Foto: Isabel Schumacher

So richtig will Isabel Schuhmacher dem Erfolg noch nicht trauen. Schließlich ist sie Medizinerin und weiß um all die Risiken. Aber manchmal, wenn die 27-Jährige mit Brenda Valle in Guatemala telefoniert, dann scheint es möglich. Dann wirkt es so, als habe die junge Frau im fernen Zentralamerika ein neues Leben geschenkt bekommen – auch dank vieler Spenden aus Deutschland.

Im Juni 2018 ging Isabel Schumacher in Wermelskirchen an die Öffentlichkeit. Sie erzählte von ihrem freiwilligen sozialen Jahr in Guatemala, von der Gastfamilie, die sie aufnahm, als habe sie immer schon zur Familie gehört. Und von Brenda Valle, der Schwester ihres Gastvaters, die mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem kleinen Haus am Stadtrand lebte und mit Kellner- und Putzjobs zum Einkommen der Familie beitrug. Die beiden Frauen waren Freundinnen geworden. Und als Isabel Schumacher, bereits im Medizinstudium, 2013 und 2016 zurückkehrte zu ihrer Gastfamilie nach Guatemala, war es, als wäre sie nie weg gewesen.

Umso schmerzhafter war ein Jahr später die Nachricht, das Brenda einen Motorradunfall gehabt hatte, ein Lastwagen über ihre Beine gerollt war und eine Infektion ihr Leben bedrohte. Isabel Schumacher hatte die Entwicklungen aus Deutschland verfolgt, das schlechte Gesundheitssystems verflucht, das eine Heilung unmöglich machte. Sie hatte miterlebt, wie Brenda Valle ihren Lebensmut verlor, über Monate im Bett liegen musste, von ihren Kindern gepflegt wurde. Und dann hatte sie die Sache selbst in die Hand genommen, Spenden gesammelt und Kontakt zu Medizinern hergestellt – um das Leben ihrer Freundin zu retten.

Seit dem ist viel passiert: Mehr als 20.000 Euro hat Isabel Schumacher gesammelt. Viele Wermelskirchener nahmen an der Fundraising-Aktion teil und unterstützen das Engagement der Medizinstudentin. „Als wir alles zusammen hatten, sprang das deutsche Krankenhaus ab“, erzählt Isabel Schumacher. Aber damals war sie schon zu weit gekommen, um nun aufzugeben. Also beschlossen Brenda Valle und ihre Familie, die antibiotische Behandlung und die rettende Amputation des Beines in einer Privatklinik in Guatemala vornehmen zu lassen. Den einen oder anderen Stolperstein räumten sie gemeinsam aus dem Weg. Und die antibiotische Behandlung schlug an, die Mediziner bekamen die Infektion endlich in den Griff. Und Brenda Valle bekam neuen Lebensmut. „Inzwischen gehen ihre Kinder wieder zur Schule“, erzählt Isabel Schumacher. Und die junge Mutter aus Guatemala fertigt Papierblumen, die sie für Dekorationen verkauft. Das Strahlen ist auf ihr Gesicht zurückgekehrt.

Im März nahmen die Ärzte dann ihr Bein von der Hüfte an ab. „Für Brenda war klar, dass es der einzige Weg war, um zu überleben“, sagt Isabel Schumacher. Deswegen habe sie die Operation eher ersehnt, als gefürchtet. Brenda Valle lebt nun wieder Zuhause bei ihrer Familie. Sie lernt, mit Krücken zu gehen. Und wenn es nach der Medizinerin aus Deutschland geht, dann bekommt sie bald eine Prothese. Dafür sammelt Isabel Schumacher nun noch mal Spenden. 8000 Euro will sie zusammenbekommen.

 Die Lebensfreude ist zurückgekehrt: Brenda Valle konnte sich dank Spendengeldern aus Deutschland behandeln lassen. Heute verkauft sie selbst gemachte Dekoblumen.

Die Lebensfreude ist zurückgekehrt: Brenda Valle konnte sich dank Spendengeldern aus Deutschland behandeln lassen. Heute verkauft sie selbst gemachte Dekoblumen.

Foto: Isabel Schumacher

„Es gibt weiter die Möglichkeiten von Infektionen“, sagt sie vorsichtig, „aber bis hierhin haben wir es geschafft.“ Manchmal skypt sie mit ihrer Freundin in Zentralamerika. „Sie kann nicht fassen, dass Menschen in Deutschland so viel Geld gespendet haben, wie sie selber in ihrem ganzen Leben nicht verdienen wird“, erzählt Isabel Schumacher. Aber es sei noch etwas ganz anderes, das die Lebensfreude und den Mut zurückgebracht hätten: „Brenda hatte es nicht für möglich gehalten, das Blatt noch mal zu wenden“, sagt Isabel Schumacher, „aber dann kamen so viele Menschen ins Spiel, denen ihr Leben wichtig war.“ Und dieses Gefühl trage die junge Frau bis heute. Im Oktober, nach ihrem Examen, fliegt Isabel Schumacher zurück nach Guatemala – um eine Freundin zu treffen.

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