Erste Kaufinteressenten stehen auf der Liste des Maklers Investor lässt Schule Neuenhaus sanieren

Wermelskirchen · Das Baudenkmal wird kernsaniert. Neun Eigentumswohnungen entstehen im alten Gemäuer. Im nächsten Jahr sollen Eigentümer einziehen.

 Die Fassade der ehemaligen Schule Neuenhaus von der Bundesstraße aus gesehen.

Die Fassade der ehemaligen Schule Neuenhaus von der Bundesstraße aus gesehen.

Foto: Solveig Pudelski

Der Leerstand und die Spuren, die er hinterlässt, sind das traurigste Kapitel in der wechselvollen Geschichte der Schule Neuenhaus. Jetzt wird ein neues aufgeschlagen: Das Baudenkmal ist verkauft, ein Investor wird in dem imposanten Objekt neun Eigentumswohnungen mit gehobenem Standard einrichten. „Das Gebäude wird entkernt und von Grund auf saniert“, sagt Michaela Böllstorf, Architektin im städtischen Hochbauamt. Erste Kaufinteressenten meldeten sich früh, „fünf von ihnen sind früher dort zur Schule gegangen.“ Im dritten Quartal 2020 soll die Sanierungsmaßnahme abgeschlossen sein.

Das Schicksal des Schulgebäudes war lange Zeit ungewiss. 2015 hatte Udo Clever als Nachbar das Grundstück mit dem alten Gebäude gekauft. Ursprünglich wollte er damals nur einen Grundstücksteil hinter dem Gebäude. Dann kaufte er schließlich das gesamte Grundstück, die Stadt reduzierte den Preis um die Abrisskosten. Dabei wollte man – ganz unbürokratisch – dem neuen Besitzer helfen. Das Gebäude durfte nicht betreten werden, Schimmel bedeckte Wände und Decken. Doch der Denkmalschutz wog schwerer, ein Abriss war am Ende nicht möglich.

Dass sich jemand dieses alten Bauwerks annimmt und der alten Schule mit viel Gespür für Details neues Leben einhaucht, begeistert die Fachfrau. „Unsere große Sorge war, dass es eines Tages abgerissen werden muss.“ Mit diesem Gedanken habe der Vorbesitzer gespielt. Denn der Zahn der Zeit nagte an dem alten Gemäuer. Der neue Eigentümer hingegen erkannte offenbar hinter der heruntergekommenen Fassade die wahre Schönheit dieses Bauwerks.

Das Schulgebäude mit den symmetrisch gestalteten Proportionen und dem markanten Dach wurde 1913/14 nach zwei Vorgängerbauten, die dort einmal standen, errichtet. Es sei eine Holzkonstruktion, jedoch kein Fachwerk. Bis in die 60er Jahre wurde dort unterrichtet, in den 80er Jahren diente das Gebäude als Asylbewerberunterkunft. 1984 wurde es unter Denkmalschutz gestellt, weil es ein typischer Bau für eine Schule dieser Epoche ist: hohes Walmdach mit Giebelhaus, ein Eingangsportal mit Windfang, ein steinernes Treppenhaus und der große Schulhof davor.

 Michaela Böllstorf, Architektin im Hochbauamt der Stadt, zeigt auf ihrem PC ein alte Foto von der Schule Neuenhaus.

Michaela Böllstorf, Architektin im Hochbauamt der Stadt, zeigt auf ihrem PC ein alte Foto von der Schule Neuenhaus.

Foto: Solveig Pudelski

Der Investor, eine Sanierungs GmbH aus Remscheid, und der beauftragte Architekt gehen bei der Umwandlung der Schule in ein Mehrfamilienhaus „mit großem Fingerspitzengefühl vor“, berichtet Böllstorf. Der alte Schulcharakter soll immer noch durchschimmern, auch wenn innen moderne Materialien verwendet werden. Als Reminiszenz an die alte Schulzeit sollen die Wohnungen Namen ehemaliger Lehrer tragen. Eine Schultafel wird als Info-Board dienen. Die Hauptfassade zur B 51 hin wird optisch nicht angetastet, um dem Denkmalschutz Rechnung zu tragen. An der Rückfront werden Balkone vor die Fassade gesetzt, um heutigen Eigentümervorstellungen zu entsprechen. Verkauft werden die Objekte über die PSC Immobilien aus Remscheid. Viele kleine Details bringen die Architektin ins Schwärmen: der Knötchenfries an den Fenstern oder die Schultür, die dem Original entsprechend nachgebaut wird. Dazu habe sich der Architekt, Helmut Jerosch aus Herten, historischer Fotos bedient. Böllstorf konnte aus dem Denkmal-Archiv viele Fotos zur Verfügung stellen. „Absprachen und Abstimmungen laufen perfekt. Während des Baus bin ich ständig im Boot“, lobt sie den Investor und den Architekten. Weil der großzügige Schulhof das Gesamtensemble prägt, sollen Parkflächen in den Untergrund verlagert werden.

„So ist die Schule Neuenhaus vom Trauerfall zum Glückfsfall geworden“, resümiert die Architektin.

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