Interview mit Klaus Junge vom Stadtsportverband Wermelskirchen „Ohne Kunstrasen bekommt man nur schwer Nachwuchs“

Wermelskirchen · Klaus Junge ist seit drei Jahren Vorsitzender des Stadtsportverbands Wermelskirchen. Im Interview berichtet er über den Sport in der Stadt und neue Trendsportarten.

 Das derzeitige sportliche Großprojekt in Wermelskirchen: Das Eifgen-Stadion bekommt einen Kunstrasenplatz.

Das derzeitige sportliche Großprojekt in Wermelskirchen: Das Eifgen-Stadion bekommt einen Kunstrasenplatz.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Herr Junge, können Sie die Situation des Breitensports in Wermelskirchen kurz umreißen?

Klaus Junge Um den Breitensport steht es eigentlich recht ordentlich. Die Mitgliederzahlen in den Vereinen, die dem Stadtsportverband angeschlossen sind, sind in den vergangenen Jahren zwar tendenziell minimal rückläufig. Das ist aber nicht besorgniserregend. Einige kleinere Vereine und auch einige größere haben sogar schon wieder zugelegt. Bei rund 7500 Sportlern insgesamt reden wir hier von einer Abnahme von unter 100 Mitgliedern.

Welche Sportarten sind besonders beliebt?

Junge Besonders beliebt sind nach wie vor die Teamsportarten Fußball und Handball.

Gibt es in diesem Jahr neue Trendsportarten?

Junge Es gibt neue Sportarten, so bietet der WTV etwa Võ-Viêtnam an, das ist eine vietnamesische Kampfsportart. Ebenfalls neu ist beim WTV das sogenannte Korf-Ball. Dabei handelt es sich um eine sehr familienfreundliche Sportart. Auf zwei Feldern steht in der Mitte jedes Feldes ein Korb, in dem ein Ball versenkt werden muss. Die Mannschaften bestehen aus zwei Spielern. Als Besonderheit kommt dazu, dass bei gemischten Teams die Mädchen nur die Mädchen angreifen dürfen und die Jungen nur die Jungen. Gleiches gilt bei altersmäßig gemischten Teams – die Älteren dürfen nur die die Älteren angreifen und die Jüngeren nur die Jüngeren. Das ist in Wermelskirchen sehr neu, in anderen Städten schon verbreiteter.

Ist Fußball nach wie vor ein Top-Thema?

Junge Ja, das kann man so sagen. Wenn alles gut geht, bekommt Wermelskirchen in diesem Jahr den dritten Kunstrasen. Nachdem in Dabringhausen angefangen wurde, und in Pohlhausen die grüne Asche kam, ist man jetzt im Eifgen dabei, einen Kunstrasen zu bauen. Als vierter Verein will dann der SSV Dhünn ebenfalls einen solchen Platz anschaffen. Das ist auch die Zukunft, ohne Kunstrasen bekommt man nur schwer Nachwuchs.

Haben andere Sportarten demgegenüber überhaupt eine Chance?

Junge Das schon, auch wenn sie in der Breite nicht so aufgestellt sind, wie eben Handball und Fußball. Der WTV hat zum Beispiel eine mit 350 Mitglieder recht starke Schwimmabteilung, die schwerpunktmäßig montags im Hallenbad trainiert. Da kommen regelmäßig zwischen 150 und 200 Kinder.

Hat die Handball-WM für größere Beliebtheit dieser Sportart gesorgt?

Junge Nein, davon habe ich nichts gehört. Im Jugend-Handball-Club, dem Zusammenschluss der Vereine WTV, SV09, Dabringhauser Turnverein und CVJM, gibt es eine sehr starke Jugendhandballabteilung mit etwa 250 Mitgliedern. Auch von dort habe ich nach der Handball-WM aber nicht gehört, dass es plötzlich sehr viele neue Mitglieder gegeben hätte. Das wären, meiner Meinung nach, aber ohnehin Eintagsfliegen, die nicht lange dabei bleiben würden.

Haben die Wermelskirchener Sportvereine auch mit Mitgliederschwund zu kämpfen?

Junge Wie gesagt sind die Zahlen relativ stabil. Mir ist auch kein Verein bekannt, der mit extremen Verlusten zu kämpfen hätte.

Wie kann man Kinder in die Sportvereine bekommen und dort langfristig halten?

Junge Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Das Anwerben ist recht leicht, auch wenn der Offene Ganztagsbetrieb der Grundschulen da schon hinderlich ist. Denn wenn die Kinder am Nachmittag erst nach Hause kommen, hat nicht jeder noch Lust auf Sport im Verein. Daher hat der eine oder andere Verein schon Schwierigkeiten bei der Nachwuchsgewinnung. Aber wenn im Verein gute Jugendarbeit gemacht wird, dann spricht sich das herum, und diese Vereine haben dann auch keine Probleme, neue Mitglieder zu gewinnen. Schwierig wird es dann so ab dem Alter von 14 bis 16 Jahren – vielleicht abgesehen von den Mannschaftssportarten wie Fußball oder Handball. Das ist aber insgesamt eine recht dünn besiedelte Gruppe in allen Vereinen – diejenige von 18 bis 40 Jahren. Jenseits der 40 oder 50 Jahre wird es dann aber wieder besser.

Was ist für Sie das Besondere an der Mitgliedschaft in einem Sportverein?

Junge Wenn man früh damit anfängt, die Kinder an den Sport heranzubringen, dann kann man dem ganzen Thema Bewegungsarmut entgegenwirken. Kinder können so bereits früh anfangen, sich zu bewegen – mehr als nur die beiden Daumen auf dem Smartphone-Display. Wir wollen vom Stadtsportverband mithelfen und bei den neuen Erstklässlern Sportgutscheine verteilen. So kann man die Kinder an die Vereine heranführen und ihnen den Breitensport schmackhaft machen.

Warum ist es sinnvoll, sich sportlich zu betätigen?

Junge Sportliche Betätigung ist ja nichts anderes, als in einem gewissen Umfang Gesundheitsvorsorge zu betreiben und gesund zu leben.

Welcher ist Ihr Lieblingssport?

Junge Ich habe jetzt keine wirkliche Lieblingssportart. Ich gucke mir gerne ein gutes Fußballspiel an. Ich komme ja ursprünglich aus dem Schwimmsport, verfolge das also auch gerne im Fernsehen. Ich bin da insgesamt sehr breit aufgestellt.

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