Interview Claudia Krieger Das ganz besondere „Bever-Grün“

Hückeswagen · Die Mitgeschäftsführerin der IG Zeltplätze spricht über den Reiz des Campings und die Menschen an der Talsperre.

 Claudia Krieger, Geschäftsführerin der IG Bever

Claudia Krieger, Geschäftsführerin der IG Bever

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Frau Krieger, wann waren Sie in diesem Sommer zum ersten Mal zum Schwimmen in der Bever?

Claudia Krieger Das war Anfang Mai. Da war die Bever vielleicht 17, 18 Grad warm, also durchaus noch recht frisch. Ich stelle mich aber auch ziemlich an, mein Mann ist deutlich tapferer. Aber es ist ein so großartiges Gefühl, wenn man es dann geschafft hat, dass sich alles Drama lohnt.

Was macht den großen Reiz der Talsperre aus?

Krieger Ich komme eigentlich aus dem Ruhrgebiet, arbeite aber schon seit sechs Jahren an der Bever. Der große Reiz ist das Unerwartete – viele Menschen aus dem Ruhrgebiet oder Köln wissen nicht, dass es hier in relativer Nähe zur Großstadt ein so tolles Naturgebiet gibt. Der zweite große Reiz ist natürlich das Wasser. Die Bever hat zudem mit ihrem Bever-Grün eine ganz spezielle Farbe, die man sonst nirgendwo so zu sehen bekommt.

Was kann man an der Bever alles unternehmen?

Krieger Man kann hier hervorragend schwimmen, das ist klar. Aber man kann auch gut angeln. Dazu gibt es die Möglichkeit zu tauchen und zu segeln – und beides kann man bei uns auch in entsprechenden Schulen erlernen. Man darf praktisch alles machen, was an, im und auf dem Wasser Vergnügen bereitet – außer es ist ein Motor mit im Spiel. Ein ganz neuer Trend ist das Stand-Up-Paddling. Auch wer gerne wandert oder Fahrrad fährt ist an der Bever gut aufgehoben. Es gibt auch mehrere Gastronomiebetriebe, die fußläufig zu erreichen sind.

Was sind genau die Aufgaben und Ziele der IG Zeltplatz?

Krieger Die Interessengemeinschaft wurde vor mehreren Jahrzehnten gegründet. Damals stand in der Satzung, das Ziel sei, den „gesitteten Aufenthalt der Jugend in der Natur zu sichern“. Das steht heute natürlich nicht mehr drin, aber es ist auch unser Ziel, Jugendliche an die Natur heranzuführen und ihnen Raum zu geben für Erlebnisse, die man draußen haben kann. Aber natürlich sind Menschen aller Altersgruppen gleichermaßen angesprochen.

Was darf man an der Bever nicht?

Krieger Es darf nichts kaputtgemacht werden. Was wir nicht wollen und was auch verboten ist, sind große Partys, bei denen Dinge kaputtgemacht werden und auch die Tierwelt aufgescheucht wird. Natürlich wird bei uns auch gefeiert. Das ist keine Frage. Aber eben im Rahmen. Aktuell ist auch die Trockenheit ein Thema. Je nach Waldbrandgefahr dürfen auch an den offiziellen Feuerstellen wie etwa in Käfernberg, keine Lagerfeuer entfacht werden. Käfernberg lebt ja gewissermaßen mit von der großen und schönen Feuerstelle, aber Sicherheit geht natürlich vor. Und auf unseren Campingplätzen sind auf Wunsch der Mehrheit unserer Camper keine Hunde erlaubt.

Wie wird kontrolliert, dass eingehalten wird, was nicht erlaubt ist?

Krieger Man kann natürlich nicht zu 100 Prozent garantieren, dass alles eingehalten wird. Aber es gibt verschiedene Kontrollinstanzen. Zum einen natürlich die Camper auf dem Platz, die sich gegenseitig ein Stück weit kontrollieren und korrigieren – frei nach dem Motto: Wer spricht, dem kann geholfen werden. Als nächste Instanz gibt es die Platzwarte auf dem Zeltplatz, die von professionellen Security-Mitarbeitern unterstützt werden. Als dritte Instanz kommen dann Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsdienstes oder der Polizei zum Einsatz. Das aber nur, wenn alles andere nicht hilft. Und auf dem Wasser guckt die DLRG nach dem Rechten.

Muss die Polizei oft anrücken?

Krieger Es kommt etwa ein- oder zweimal im Jahr vor, dass die Polizei wegen Ruhestörung oder ähnlichen Problemen anrücken muss.

Wie viele Badestellen gibt es an der Bever?

Krieger Wer in der Bever schwimmen möchte, kann das an vier Badestellen machen. Diese sind bei der „Zornigen Ameise“, an den Campingplätzen Bever-Camping Großberghausen und Bever-Camping Käfernberg sowie an der Zeltwiese Käfernberg. Kostenlos ist das Schwimmen nur bei der „Zornigen Ameise“.

Ist die Bever als Badegewässer gefährlicher als andere Seen?

Krieger Nein, nicht dass ich wüsste. Es ist aber auf jeden Fall etwas Anderes als im Hallenbad zu schwimmen. Das sollte sich jeder Badegast bewusstmachen. In Käfernberg gibt es auch einen Bootsverleih, da bekommen beispielsweise ausnahmslos alle Kinder eine Schwimmweste. Dabei spielt keine Rolle, ob die Kinder oder auch deren Eltern versichern, dass sie schwimmen können.

Was wird denn für die Sicherheit getan?

Krieger Wir appellieren grundsätzlich an die Eigenverantwortung. Jeder trägt die Verantwortung für sich selbst – wer nachts im Dunklen und alkoholisiert glaubt, schwimmen zu müssen, ist selbst dafür verantwortlich. Man sollte zudem nicht allein zum Schwimmen gehen und den Alkohol auf danach verschieben. Zum Glück gibt es die DLRG, die extrem wichtige Arbeit leistet und auch immer auf der Suche nach ehrenamtlichen Mitarbeitern ist. Der Wupperverband sorgt als Eigentümer der Talsperre für die Sauberkeit und Sicherheit des Gewässers. Und natürlich leisten die Polizei, das Ordnungsamt und unsere Security wichtige Arbeit.

Wie sieht denn der typische Camper aus?

Krieger Das ist querbeet gemischt. In den vergangen acht bis zehn Jahren hat es sich ziemlich deutlich herauskristallisiert, dass es „den einen Camper“ schlicht nicht gibt. Es geht durch alle Alters- und gesellschaftlichen Schichten. Es gibt auch ganz viele unterschiedliche Nationalitäten. Sie alle suchen das Gleiche bei uns: Ruhe, Naturnähe und Erholung.

Gibt es neben den Langzeitcampern auch Plätze für Kurzzeitcamper?

Krieger Ja, beide Gruppen können zu uns kommen. Es kommen auch viele Leute aus England oder Skandinavien, die bei uns jedes Jahr auf dem Weg in den Süden Rast machen, weil sie genau wissen, dass es bei uns schön ist.

 Vor allem die Nebensaison ist ein Highlight, sagt Claudia Krieger.

Vor allem die Nebensaison ist ein Highlight, sagt Claudia Krieger.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Was macht den besonderen Reiz des Campings aus?

Krieger Ein Geheimtipp sind gerade hierzulande die Vor- und die Nachsaison. Bei jedem schönen Spätsommertag frage ich mich, warum dann die Campingwiese leer ist. Ein neuer Trend ist ja das „Glamping“, also eine sehr luxuriöse Form des Campens. Das haben wir nicht, zu uns kommen sehr viele Väter und Kinder. Mütter natürlich auch, genau wie Pfadfinder oder andere Vereine wie die Feuerwehr. Es finden auch immer wieder Betriebsausflüge bei uns statt. Unsere Gäste suchen das Einfache und Bodenständige. Sie wollen zurück zur Natur und zu den Wurzeln.

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