Mein Wermelskirchen: Pohlhausen Bei Karla vom Stein treffen sich Nachbarn

Wermelskirchen · In einem ehemaligen Kuhstall versorgt ein kleiner Supermarkt Kunden mit Waren des täglichen Bedarfs. Anstatt einer Abwicklung wie am „Fließband“ bleibt im Tante Emma-Laden stets Zeit für einen Plausch oder ein nettes Kennenlernen neuer Bewohner im Ortsteil. Das heutzutage moderne „Hof-Laden“-Konzept funktioniert schon länger.

 Karla vom Stein ist ihres Ladens nicht müde, nach wie vor freut sie sich jeden Morgen auf die Kunden des Tages und erlebt die Entwicklungen in Pohlhausen hautnah aus erster Hand.

Karla vom Stein ist ihres Ladens nicht müde, nach wie vor freut sie sich jeden Morgen auf die Kunden des Tages und erlebt die Entwicklungen in Pohlhausen hautnah aus erster Hand.

Foto: RP/Stephan Singer

Ihr Geschäft wird liebevoll „der Tante Emma-Laden von Pohlhausen“ genannt. Und mit Herzblut geführt wird der kleine Supermarkt auch. Allerdings ist das Geschäft von Karla vom Stein im ehemaligen, umgebauten Kuhstall des elterlichen Bauernhofes schon eine deutliche Nummer größer als das typische „Büdchen“, wie sie beispielsweise aus dem Ruhrgebiet bekannt sind. Vor zehn Jahren zog Karla vom Stein mit ihrem Lebensmittelmarkt und Geschäft für Waren des täglichen Bedarfs in den umgebauten Kuhstall um, zuvor befand sich der Laden im angrenzenden Wohnhaus. Dort startete einst ihr Vater, Karla vom Stein ist eine geborene Wiesemann, auf seinem damals noch als Landwirtschaft betriebenen Bauernhof, mit dem Verkauf von Lebensmitteln – die Idee der heutzutage modernen Hofläden ist nicht also zumindest in Pohlhausen nicht neu.

„Die Ursprünge liegen darin, dass mein Vater mit einer kleinen Kutsche, die von einem Pferd gezogen wurde, in Pohlhausen mobil selbstgemachte Milchprodukte von Haustür zu Haustür verkaufte“, erinnert sich Karla vom Stein. Bis heute geblieben ist, dass bei der 62-Jährigen hauptsächlich Nachbarn einkaufen, wenn sich auch deren Anzahl durch die dichter gewordene Besiedlung des Ortsteils vergrößert hat.

In Oberpohlhausen mit der Hausnummer 40 gelegen liegt der Tante Emma-Laden nicht prominent mit großen Werbeschildern versehen direkt am Straßenrand. Etwas versteckt hinter alten Hecken kann ein Ortsunkundiger die Zufahrt auf den Hof schnell verpassen. Allerdings: In Pohlhausen kennt das Geschäft im wörtlichen und sprichwörtlichen Sinn „jedes Kind“. „Gerade jetzt in den Ferien können die Eltern ihre Kinder ganz beruhigt zum Kauf einer Süßigkeit mal eben um die Ecke zu mir schicken“, freut sich Karla vom Stein auch über kleine Kunden.

Frische Back-, vakuumverpackte Metzgerwaren, Obst und Gemüse sowie Konserven und andere haltbare Lebensmittel gehören zum Angebot. Dazu gesellt sich beispielsweise eine reichhaltige Auswahl an Zeitschriften. Mit einer DHL-Poststation sorgt Karla vom Stein dafür, dass Pakete und Briefe von Pohlhausen aus in die Welt geschickt werden können.

„Bis zum Tod meines Mannes führte er das Geschäft federführend. Ich war beruflich im Büro. Als die Firma, bei der ich tätig war, wegzog, stand fest, dass ich den Laden mache“, erinnert sich Karla vom Stein. Eine Schließung des Tante Emma.Ladens stand für sie nie zur Debatte: „Ich bin da ja nun einmal hineingewachsen, kenne das von Kindesbeinen an.“ Im Laufe der Jahre sei das Sortiment immer größer geworden, da es immer mehr Artikel und Waren auf dem Markt gäbe: „Ich brauche hier in meiner Angebotspalette von allem etwas.“ Dafür, dass die Vielfalt stimmt, sorgt die Inhaberin persönlich: „Teilweise bekomme ich Waren geliefert, das meiste kaufe ich aber selber ein.“ Kleine Läden wie ihrer hätten es eben schwer. Damit meint Karla vom Stein, dass große Lieferanten für kleinere Mengen gar keine wirtschaftlich tragbare Lieferung anbieten. Karla vom Stein hat nach Ladenschluss noch keinen Feierabend: „Ein bisschen Spaß an der Sache muss man schon haben, sonst kommt man ins Grübeln. Ertrag und Zeitaufwand darf ich nicht gegeneinander aufrechnen – da sähe der Stundenlohn sehr mager aus.“

Für Karla vom Stein ist ein anderer Gesichtspunkt viel wichtiger; „Ich freue mich jeden Tag auf die Kunden.“ Bei den einen, vor allem den jüngeren, ginge es schneller: „Die kommen, kaufen, was sie brauchen und sind wieder weg.“ Die Älteren blieben schon gerne auf ein Schwätzchen im Geschäft – entweder mit ihr oder die Kunden untereinander halten einen Plausch, wenn sie sich im Laden begegnen. „Hier bei mit geht es ja nicht wie am Fließband zu. Etwas Zeit für jeden einzelnen Kunden kann ich eigentlich immer erübrigen“, beschreibt die Inhaberin das Geschehen in ihrem kleinen Supermarkt. Diesem Charme erliegen nicht ausschließlich die Alteingesessenen: „Eigentliche Pohlhauser gibt es ja bald nicht nicht mehr. Viele Bewohner sind ja in Pohlhausen zugezogen. In meinem Geschäft lernen sich alle kennen und sind nett zueinander.“

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