Waldbegehung in Wermelskirchen Im Wald dem Klimawandel auf der Spur

Wermelskirchen · Die Grünen luden für Samstagmorgen zu einer Waldbegehung mit Christina Amling vom Regionalforstamt ein. Das Interesse an der Zukunft des Waldes ist riesig.

 Mehr als 40 Interessierte machten sich am Samstagmorgen mit Christina Amling vom Regionalforstamt auf den Weg durch den Wald - zwischen Rausmühle und Neue Mühle.

Mehr als 40 Interessierte machten sich am Samstagmorgen mit Christina Amling vom Regionalforstamt auf den Weg durch den Wald - zwischen Rausmühle und Neue Mühle.

Foto: Theresa Demski

Der Regen prasselt auf die Blätter. Christina Amling vom Regionalforstamt Bergisches Land geht den schmalen Weg durch den Wald. Auf einer Lichtung öffnet sich der Blick auf die andere Seite des Eifgenbachs, auf einen Hang mit abgestorbenen Fichten. „Ich werde mir die Gänsehaut nie abgewöhnen können“, sagt Christina Amling und deutet auf den Hang unweit der Rausmühle. Mit Blick auf die toten Bäume macht sie einen Stopp im Wald: „Zwei Millionen Festmeter Fichte sind in diesem Jahr im Gebiet des Regionalforstamts abgestorben“, erzählt sie.

In Wermelskirchen sei die Situation noch erträglich, in anderen Kommunen katastrophal. Zehn Millionen Festmeter Fichte habe man vor dem Borkenkäferbefall gezählt. „Seit 2018 sind sechs Millionen Festmeter Fichte einfach verschwunden“, sagt Christina Amling. Dafür trage der Borkenkäfer nicht alleine die Verantwortung. „Das sind die Folgen des Klimawandels“, meint sie. Weil die Sommer zu trocken waren, die Fichten kein Wasser bekamen, mit inneren Verletzungen und einem schwachen Immunsystem kämpften, konnten sie sich nicht gegen den Borkenkäfer wehren. „Der Klimawandel sorgt für eine schnellere Verschärfung als wir dachten“, sagt Christina Amling. Ihre Zuhörer nicken bedächtig. Mehr als 40 Interessierte sind auf Einladung der Grünen zur Waldbegehung mit der Fachfrau gekommen – Parteizugehörigkeit spielt keine Rolle. Waldbesitzer wie Robert Schmitz von der Forstbetriebsgemeinschaft gehen mit, Waldbauern, Grüne und Menschen, die sich Sorgen machen um die Zukunft des Waldes.

„Wir werden in einer Zukunft ohne Fichte leben“, prognostiziert die Fachfrau, führt eine kurze Diskussion mit einem Waldbauern, der auf den Erfolg von Fallen hofft und spaziert weiter Richtung Neue Mühle. In der Zukunft müsse man auf Bäume setzen, die tiefe Wurzeln bilden und so an Wasser in unteren Schichten zugreifen können, sagt Amling, während sie am Eifgenbach entlang und dann tiefer in den Wald steigt. Hier und da finde bereits eine Verjüngung statt. „Wir dürfen nicht vergessen: Ein vitaler Wald kann viel abpuffern“, sagt sie. Und gerade Kommunen seien nicht angetreten, um im Wald viel Geld zu verdienen, sondern um Landschaftsschutz und Naherholung zu fördern. Während der Wald am Eifgenbach zwischen Rausmühle und Neue Mühle den Blick freigibt auf einen märchenhaften Auenwald, nähert sich die Gruppe jenem markanten Hang mit toten Fichten.

Amling sinniert mit den Spaziergängern über einen Wald ohne menschlichen Einfluss, über wertvolle Lebensräume, die im toten Holz entstehen und über die vielen Waldgäste mit unterschiedlichen Ansprüchen. Dann ändert sich die Stimmung des Waldes, der Boden ist bedeckt von unzähligen Fichtennadeln, die toten Bäume ragen hoch in die Luft. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht, wie schnell sich das Klima weiter verändert“, sagt Amling, „also müssen wir uns für unterschiedliche Szenarien rüsten“. Sie erzählt von Reisen in die Karpaten, von denen sie Ideen für einen künftigen Wald mitgebracht hat: Tanne und Douglasie könnten sich deutlich besser mit Trockenheit abfinden. Es sei wichtig, den Wald klimastabil umzubauen – stufig und vielseitig.

Die Besucher versuchen sich vorzustellen, wie der Hang aussehen könnte, nachdem die toten Fichten aus dem Wald geholt wurden und Platz für Verjüngung geschaffen haben, nachdem Waldbesitzer neue Sorten ausgesät haben. „Dann müssen wir die jungen Pflanzen vor Wildverbiss schützen“, sagt Schmitz – und erinnert an Verträge mit Jägern. Strategien müssten her, um die Pflanzen zu schützen. Nach drei Stunden macht sich die Gruppe mit neuen Erkenntnissen im Gepäck auf den Rückweg – und dem Appell der Forstfrau im Ohr: „Wir müssen den Klimawandel aufhalten, so gut wir können“.

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