Frauen schneidern für den guten Zweck Im Nähcafé summen die Maschinen

Wermelskirchen · Einmal in der Woche kommen Frauen mit und ohne Fluchtgeschichte im Nähcafé zusammen. Mittwochs schneidern sie für ihre Kinder, für den guten Zweck, aber auch für die Völkerverständigung.

 Viele bunte Werke enstehen in den Händen der Frauen im Nähcafé: Elham Zolfaghari und Gudrun Hübl (vorne) arbeiten an einer Tasche für den Basarverkauf.

Viele bunte Werke enstehen in den Händen der Frauen im Nähcafé: Elham Zolfaghari und Gudrun Hübl (vorne) arbeiten an einer Tasche für den Basarverkauf.

Foto: RP/Theresa Demski

Elham Zolfaghari hat schon Zuhause im Iran genäht. Dann musste sie mit ihrer Familie fliehen, die Nähmaschine blieb im Iran. Inzwischen geht ihre Tochter auf das Gymnasium in Wermelskirchen, Elham Zolfaghari lernt die schwere neue Sprache. Und sie näht wieder. Jeden Mittwochmorgen kommt die junge Frau ins Nähcafé, das Barbara Seidel von der Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ mit vielen engagierten Helferinnen eingerichtet hat. Zwei Stunden lang summen dann die Nähmaschinen und treffen auf Stimmen, die vorsichtig deutsche Worte formen.

„Im Frühling 2015 bot uns die Caritas Nähmaschinen und Zubehör für die Flüchtlingsarbeit an“, erzählt Barbara Seidel. Damals griffen die Wermelskirchener zu und freuten sich über die ausrangierten Maschinen. Im Pfarrzentrum an St. Michael richteten die Ehrenamtlichen ein kleines Nähcafé ein. Die Resonanz war riesig. „Vor allem Frauen mit kleinen Kindern, die keinen Deutschkurs besuchen können, nahmen das Angebot wahr“, erzählt sie. Es entstand eine bunte Runde. Denn viele Frauen hatten zwar viel Erfahrung mit Nadel und Garn, aber bisher wenig Berührung mit einer Nähmaschine gehabt. Also sprangen die Ehrenamtlichen ein, teilten Nähmuster, erklärten die Maschinen und erstellten gemeinsam mit den Frauen erste Mützchen und Schals. Währenddessen spielten die Kinder neben den Tischen.

Als dann in Kooperation mit der Stadt an der Eich das Waschcafé entstand und schließlich sogar die benachbarten, seit langem ungenutzten Räume der Flüchtlingsinitiative zur Verfügung gestellt wurden, zog das Nähcafé um. Seitdem treffen sich die Frauen jeden Mittwochmorgen an der Eich zum gemeinsamen Nähen. „Die Stoffe, Garne und Nähmaschinen haben nun einen festen Platz im Regal“, sagt Barbara Seidel, „und die Kinder haben Platz zum Spielen.“ Außerdem nutzen viele Besucherinnen auch die Gelegenheit, um sich mit Briefen von Behörden oder der Schule an die Ehrenamtlichen zu wenden. Inzwischen springen Geflüchtete selbst als Dolmetscher ein. Und so herrscht mittwochs ein großer Trubel in dem hellen Raum.

Elham Zolfaghari lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Gemeinsam mit Gudrun Hübl arbeitet sie gerade an einer Stofftasche. „Ich übe viel zu Hause“, sagt sie, „damit ich noch besser werde.“ Und während viele der Frauen für ihre Kinder nähen, stellt Elham Zolfaghari ihre Produkte für den Verkauf auf Basaren zur Verfügung. „Wir haben aber auch mit den anderen Frauen ausgemacht, dass sie zum Lernen ein Teil für ihre Familie und dann ein zweites Teil für die Basare herstellen“, erklärt Barbara Seidel. Mit den Erlösen, die die Mitglieder des Nähcafés auf kleinen Basaren und Märkten erzielen, kaufen sie besondere Stoffe mit schönen Mustern. „Ein Teil der Stoffe wird uns auch gespendet“, erzählt Barbara Seidel, „und für die Fütterung verwenden wir auch mal Stoffe aus alten T-Shirts.“

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Elham Zolfaghari hat die letzte Naht der Tasche vollendet und zeigt sie fröhlich den anderen. Und dann erzählt sie von den Projekten, die sie als nächstes vorhat. Und das auf Deutsch. Denn auch das hat sie im Nähcafé noch besser zu sprechen gelernt.

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