Leben im Alter in Wermelskirchen Ziel: Im Heimatdorf alt werden können
Dabringhausen · Das Konzept ist aufgegangen: Viele Menschen in Dabringhausen ziehen im Alter in den Seniorenpark „Carpe Diem“. Der weitet das häusliche Angebot aus. Die Wartelisten für Betreutes Wohnen, stationäre Pflege und Tagespflege ist lang.
Skatspielen mit den Freunden am Montagnachmittag, beim Kirmesumzug in der ersten Reihe stehen, freitags zum Kaffeekränzchen mit Weggefährten zusammenkommen und sonntags in die Kirche gehen: Wer ein Leben lang in Dabringhausen gelebt hat, pflegt seine Gewohnheiten. „Hier kennt man sich“, sagt Wolfram Pramor. Und deswegen falle es eben auch auf, wenn jemand das Dorf verlasse, sagt der Leiter der neuen Ambulanten Betreuung im Carpe Diem. Als die Pflegeeinrichtung vor sieben Jahren eröffnete, hatte sie genau diese Menschen im Blick: Dabringhausener, die auch dann ihre Heimat nicht verlassen wollen, wenn sie im Alltag Unterstützung brauchen. „Die Nachfrage war schon damals zur Eröffnung immens groß“, sagt Einrichtungsleiterin Anja Wichert, „es hatte bis dahin eine Versorgungslücke gegeben.“ Die 17 Wohnungen im Betreuten Wohnen und auch die 67 Plätze im stationären Bereich wären sofort besetzt. „Viele Dabringhausener nutzten damals die Gelegenheit“, sagt Pflegedienstleiterin Elmas Cinar, „aber auch Menschen aus den angrenzenden Dörfern und Kommunen zogen ein.“
Und das ist bis heute so geblieben: Die Wartelisten sind lang. Das gilt sowohl für das Betreute Wohnen als auch für den stationären Bereich und die Tagespflege. Aus gutem Grund, sagt Pramor. „Denn wenn die Menschen auch im Alter in ihrem Heimatort leben, dann können sie ihr soziales Netz häufig bewahren.“ Vertraute Ärzte und die Apotheke seien mit wenigen Schritten erreichbar. Viele Bewohner seien nicht nur zum Dorffest und zu Karneval, sondern auch im Alltag im Dorf auf den Beinen. Inzwischen hätten sich Treffpunkte auch in den Seniorenpark verlegt – dann begegnen sich alte Freunde zum Mittagessen oder zu einem Stück Kuchen im Restaurant. „Das Mittagsangebot bei uns im Haus wird auch von Externen gut angenommen“, sagt Elmas Cinar.
Immer mal wieder kommt es dann auch vor, dass Menschen aus der Nachbarschaft diese Besuche nutzen und vorsorgen: Dann lassen sie sich auf Warteliste setzen, um im richtigen Moment die Chancen für einen Platz im Seniorenpark nebenan zu erhöhen. „Allerdings haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass sich Menschen bei uns melden, die eigentlich nur ein bisschen Unterstützung Zuhause brauchen, um in ihren eigenen vier Wänden bleiben zu können“, sagt Anja Wichert. Und ihnen kommt nicht nur die Gesetzesänderung von 2017, sondern seit diesem Monat auch eine neues „Carpe Diem“-Angebot entgegen. Neben der ambulanten Pflege, die das Unternehmen bereits seit 2006 in Dabringhausen anbietet, hat die Einrichtung nun auch einen Ambulanten Service für Betreuungs- und Entlastungsleistungen aufgebaut. „Menschen mit einem Pflegegrad haben das Recht auf die Finanzierung dieser Leistungen durch die Pflegekasse“, sagt die Einrichtungsleiterin. Weil viele davon gar nichts wüssten, würde es wenig genutzt. Aber im Gespräch mit den Menschen in Dabringhausen sei der Bedarf deutlich erkennbar gewesen, sagt Wolfram Pramor, der den neuen Service leitet. Deswegen wird das Angebot künftig nicht mehr vom Standort in Wermelskirchen geleistet, sondern durch einen eigenen Service in Dabringhausen.
„Viele Menschen können durch diese Hilfe länger in ihren eigenen vier Wänden bleiben“, sagt Pramor, „auch mit einer höheren Pflegestufe.“ Denn der neue Service bietet Unterstützung im Alltag jenseits der Pflegeleistungen: „Wir schreiben gemeinsam den Einkaufszettel, gehen zusammen einkaufen, erledigen auch mal Gartenarbeit, kochen, spielen, helfen mit der Wäsche, mit Post von offiziellen Stellen oder begleiten die Menschen zu Ärzten oder Behörden“, erklärt Pramor. Die Devise laute dabei: So viel Selbstständigkeit wir möglich, so viel Unterstützung wie nötig.
Personelle Probleme tauchen trotz der großen Nachfrage im Senioren-Park nur selten auf. „Natürlich könnten wir qualifizierte Fachkräfte gut brauchen“, sagt Elmas Cinar. Auf Ausschreibungen gebe es wenige Bewerbungen – zumindest wenn es um Pflegekräfte geht. „Wir spüren die ersten Ausläufer des Fachkräftemangels“, sagt die Pflegedienstleitung. Allerdings seien noch alle Schichten gut zu besetzen. Im Notfall würden sich die benachbarten Einrichtungen in Wermelskirchen und Dabringhausen auch gegenseitig helfen.