Imker Scheidler aus Wermelskirchen Im Bergischen Land werden die Bienen noch fündig

Wermelskirchen · Imker Erhard Scheidler gastierte bei der Seniorenunion und gab einen spannenden Einblick in das Leben seiner Bienenvölker – mit unerwarteten Einblicken.

Erhard Scheidler vom Imkerverein Wermelskirchen in seinem Bienenhaus. Er weiß, wie er Zuhörer mit seinen spannenden Geschichten aus der Bienenwelt fesselt.    Foto: wow/Archiv

Erhard Scheidler vom Imkerverein Wermelskirchen in seinem Bienenhaus. Er weiß, wie er Zuhörer mit seinen spannenden Geschichten aus der Bienenwelt fesselt. Foto: wow/Archiv

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Im Bienenstock herrscht wilde Aufregung. Es ist voll geworden. Die Königin hat seit Saisonbeginn unzählige Eier gelegt, die Bienen haben Futter herangeholt, tausende Tiere sind geschlüpft. Der Nachwuchs hat dann erstmal die Putzarbeiten übernommen, Körper- und Wabenpflege erledigt.

Danach sind die Neuen zu Ammenbienen aufgestiegen und haben die neue Brut versorgt. Nachdem sie Wachsdrüsen entwickelt hatten, waren sie zum Trupp der Baubienen gestoßen, um danach den Wächterdienst am Flugloch zu übernehmen. Und schließlich, um den 21. Tag ihres Lebens, haben sie den Bienenstock dann zum ersten Mal verlassen.

Sie haben in diesem Moment wohl nicht geahnt, dass sie kaum 30 Tage später sterben werden – während in den Brutzellen schon der nächste Nachwuchs wartet. Aber sie spüren, es wird eng im Bienenstock. „Und wenn der Imker dann nicht aufpasst und es den Tieren zu eng wird, dann beginnt der Aufstand“, erzählt Imker Erhard Scheidler am Donnerstagnachmittag im Bürgerhaus. Dann – meistens im Mai oder Juni – entscheiden die Bienen nämlich, Weiselzellen zu bilden, um eine neue Königin aufzuziehen.

„Wenn die alte Königin Wind davon bekommt, verschwindet sie und nimmt die Hälfte des Volkes mit“, erzählt Scheidler. Tausende Bienen schwärmen dann aus und setzen sich zehn oder 20 Meter entfernt an einen Ast oder auf einen Pfahl. „Das ist ein Naturschauspiel“, erzählt der Wermelskirchener Imker, „und es wird von einem lauten Brausen begleitet.“ Für den Imker bedeutet der Bienenschwarm aber vor allem Arbeit, denn er muss ihn einfangen, um dann ein neues Volk zu bilden.

Währenddessen geht im alten Bienenstock der Kampf weiter: Denn wenn die erste Königin die Weiselzelle verlässt, beginnt das Morden und Stechen. „Mit einem bestimmten Summen macht sie die Königinnen in den anderen Weiselzellen ausfindig und sticht sie ab“, erzählt Scheidler. Seine Zuhörer hat er da längst gefesselt mit seinen Geschichten aus der Bienenwelt. Denn wer den Worten des erfahrenen Imkers lauscht, der bekommt einen wertvollen Einblick in eine fremde Welt – in der Bienenfamilien ums Überleben kämpfen und unglaubliche Methoden entwickelt haben, um sich und ihr Volk zu schützen.

Scheidler ist die Bewunderung selbst nach all den Jahren noch ins Gesicht geschrieben – über die emsige Arbeit der Bienen, über ihr unglaubliches System. Und beim Vortrag bei der Seniorenunion sorgt er nicht nur für erstaunte Blicke und offene Münder, sondern immer wieder auch für herzhaftes Lachen, wenn er von der Arbeit der Bienen erzählt – oder von ihrem Kampf gegen die Hornisse.

„Einzeln haben die Bienen keine Chance“, sagt er, „aber ein Volk kann eine Hornisse besiegen.“ Die Technik klingt unglaublich: Die Bienen bilden eine Kugel um die Hornisse und dann heizen sie die Luft mit ihren Brustpanzern auf – bis zu 40 Grad. „Das überlebt die Hornisse nicht“, erzählt Scheidler vom triumphalen Sieg der Bienen.

Dass den Tieren aber gerade von Menschenhand Gefahr an Leib und Leben droht: Das haben die Besucher im Bürgerhaus genau vor Augen. Die Schneeheide in ihrem Garten wachse jetzt schon im Dezember, erzählt eine Frau. Früher hätten die Bienen im ersten Frühling gerne auf den Blüten Station gemacht. „Jetzt ist die Schneeheide schon verblüht, wenn die Bienen mit ihrer Arbeit beginnen“, berichtet die Dame und macht sich Sorgen – um die Bienen und über den Klimawandel.

„Bei uns hier ist die Welt für die Bienen noch in Ordnung“, entgegnet Scheidler. Im vergangenen Jahr habe er mehr Honig geerntet als je zuvor. „Die Bienen werden bei uns noch fündig“, sagt er – wohl wissend, dass Imkerkollegen in anderen Regionen des Landes oft von einer deutlich sinkenden Ausbeute berichten. „Allerdings werden auch unsere Bienen von der Varroamilbe bedroht“, erinnert der Imker dann und erzählt von den tierischen Einwanderern aus Asien. „Würden wir sie nicht jedes Jahr bekämpfen, hätten sie unsere Bienen schon ausgerottet“, sagt Scheidler. Stattdessen herrscht in den Bienenstöcken in Wermelskirchen aber weiter das pure Leben – nach den unglaublichen Regeln der Bienen.

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