Energiekrise im Bergischen Gekippte Gasumlage – BEW setzt Beschluss um

Wermelskirchen/Hückeswagen · Der Geschäftsführer des regionalen Energieversorgers Bergische Energie und Wasser (BEW), Jens Langner, erläutert die aktuellen Änderungen zu Gas und Strom.

 BEW-Geschäftsführer Jens Langner und seine Mitarbeiter müssen sich täglich auf neue Regelungen einstellen, um für die Bürger am Ball zu bleiben. Der Kundenservice sei derzeit stark belastet.

BEW-Geschäftsführer Jens Langner und seine Mitarbeiter müssen sich täglich auf neue Regelungen einstellen, um für die Bürger am Ball zu bleiben. Der Kundenservice sei derzeit stark belastet.

Foto: BEW

Die Energiekrise hat die Energieversorger und ihre Kunden fest im Griff: Täglich gibt es neue Informationen zur Versorgungslage, zu drohenden Blackout-Szenarien und steigenden Preisen, die für Privatkunden genauso wie für die Wirtschaft zu einer hohen Belastung führen. Die Politik ruft auf der einen Seite zum notwendigen Energiesparen auf und versucht auf der anderen Seite für Entlastungen zu sorgen. Dabei werden, wie zum Beispiel bei der Gasumlage, von der Bundesregierung neue Wege eingeschlagen, aber auch immer wieder vollständige Kehrtwenden gemacht. Jetzt ist die Streichung der der gerade erst ins Leben gerufenen Gasumlage beschlossene Sache. Stattdessen gibt es eine Strom- und Gaspreisbremse einzuführen. Verwirrung und Irritation ist da vorprogrammiert. Jens Langner, Geschäftsführer der Bergische Energie- und Wasser GmbH (BEW), bringt Licht ins Dunkel des Hin-und-Hers.

Die für den 1. Oktober angekündigte Preisanpassung „Die Gaspreisumlage ist mit dem neuen Beschluss tatsächlich schon vor Inkrafttreten wieder Geschichte. Selbstverständlich werden wir unseren Kunden daher die Gasbeschaffungsumlage, die ab Oktober zunächst 2,419 Cent pro Kilowattstunde betragen sollte, auch nicht berechnen“, sagt der BEW-Geschäftsführer. Die Gasbeschaffungsumlage mache jedoch nur einen Teil der Preisanpassung aus, erläutert Langner: „Hinzu kamen die neue Gasspeicherumlage sowie die veränderte Bilanzierungsumlage, die unverändert in den Kundenverträgen umgelegt werden. Damit entfällt der größere Teil der Preisanpassung, der kleinere Teil bleibt hingegen bestehen.“

Senkung der Umsatzsteuer für Gas auf sieben Prozent Die Bundesregierung plant eine vorübergehende Absenkung der Umsatzsteuer auf Gas bis zum 31. März 2024. Bislang ist das Gesetzgebungsverfahren dazu aber noch nicht abgeschlossen. Voraussichtlich erfolgt die Zustimmung durch den Bundesrat am 7. Oktober. „Auch hier wird die BEW den ermäßigten Steuersatz über die Jahresabrechnung weitergeben, so dass unsere Kunden entsprechend entlastet werden“, kündigt Jens Langner an.

Auswirkung auf die Abschläge „Wir haben allen Kunden mit der Preisanpassung einen neuen Abschlag mitgeteilt. Viele Kunden haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, diesen Abschlag noch individuell an ihr Verbrauchsverhalten anzupassen. Aus diesem Grund lassen wir diese erhöhten Abschläge zunächst unverändert“, erläutert der BEW-Chef. Spätestens mit der Jahresabrechnung verrechne die BEW alle Beträge, die gegebenenfalls zu viel bezahlt wurden. „Daher brauchen unsere Kunden jetzt erst mal gar nichts tun. Wer seinen Abschlag dennoch anpassen möchte, kann dies gerne direkt online im Kundenportal der BEW tun oder unseren Kundenservice kontaktieren“, weist Jens Langner hin und bittet um Verständnis: „Angesichts der vielen Kundenanfragen zur aktuellen Situation ist unser Kundenservice telefonisch nur eingeschränkt erreichbar.“

Strom- und die Gaspreisbremse „Die Bundesregierung hat zunächst festgehalten, dass sie die Bürger und die Wirtschaft durch eine Strom- und eine Gaspreisbremse in dieser Krise stark entlasten möchte. Dies begrüßen wir ausdrücklich, da die Wirtschaft gestützt und die Privathaushalte vor explodierenden Energiepreisen geschützt werden“, stellt der Geschäftsführer fest: „Für den Gasbereich soll eine Expertenkommission ein Modell finden, dass eine möglichst optimale Wirkung entfaltet. Auch soll der Blick in die EU dazu dienen, dass möglichst europaweite Regelungen gefunden und nicht nur nationale Lösungen umgesetzt werden.“ Wie und wann eine Umsetzung erfolge, sei bislang nicht klar. Natürlich werde sich die BEW sofort damit befassen, sobald die Lösungen absehbar sind. „Wirklich belastbare Aussagen können wir derzeit dazu leider nicht machen“, sagt Jens Langner.

Als Stadtwerk steht die BEW mittendrin Ständig werden neue Verordnungen und Gesetze erlassen und dann verändert oder wieder gestrichen. Deshalb sei es für die BEW extrem schwierig, den gewohnten Kundenservice zu bieten, schätzt Jens Langner ein: „Die Situation verlangt unseren Mitarbeitern vieles ab. Wir versuchen trotzdem, unsere Kunden dabei nicht aus den Augen zu lassen und auch die Zukunftsthemen wie zum Beispiel den Glasfaserausbau sowie den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Blick zu halten.“

Ist die Energieversorgung für den Winter gesichert? Der BEW-Chef verweist auf eine differenzierte Betrachtung von Strom und Gas: „Speziell im Gasbereich kommt es natürlich darauf an, dass in den Haushalten, aber auch in den Unternehmen möglichst viel Gas gespart wird. Zwar sind die Gasspeicher gut gefüllt, je nach Temperaturverlauf im Winter kann das Gas aber dennoch knapp werden. Trotzdem können wir wohl zum Stand heute davon ausgehen, dass wir recht gut durch diesen Winter kommen.“ Beim Strom seien sich unterdessen viele Experten sicher, dass es keine großflächigen und langandauernden Ausfälle geben wird. Die Bundesregierung trage dazu bei, indem zum Beispiel viele Kraftwerke aus der Reserve wieder ans Netz genommen werden, sagt Langner.

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