Wermelskirchen Hospizmitarbeiter und die Angst vor dem Tod

Wermelskirchen · Grete Antons und Olaf Schöpfl begleiten Menschen im Sterben und in der Trauer. Dabei hat sich der Blick der Hospizmitarbeiter auf den Tod verändert.

 Olaf Schöpfl und Grete Antons sind Sterbebegleiter.

Olaf Schöpfl und Grete Antons sind Sterbebegleiter.

Foto: Demski

Manchmal ist Grete Antons dabei. Dann sitzt sie am Bettrand, hält eine Hand und beobachtet, wie ein Mensch seinen letzten Atemzug tut. "Das ist sehr intim", sagt sie, "und für uns als Sterbebegleiter ist es ein Geschenk, wenn uns Menschen dabei haben wollen." Die Wermelskirchnerin hat inzwischen viele Menschen im Sterben begleitet und das hat ihren eigenen Blick auf den Tod verändert.

Früher habe sie sich vielleicht gar nicht so viele Gedanken gemacht, sagt sie heute. "Aber jetzt habe ich keine Angst mehr vor dem Tod", stellt Grete Antons fest. Das gelte nicht für das Sterben. Aber der Tod, der hat seine Macht verloren. "Ich habe die Gesichter der Menschen gesehen", sagt sie, "sie waren entspannt. Oft liegt ein Lächeln um ihren Mund. Als wüssten sie etwas, das wir noch nicht wissen."

Wermelskirchen: Hospizmitarbeiter und die Angst vor dem Tod
Foto: Theresa Demski

Grete Antons glaubt an diesen Ort, an dem es keinen Schmerz und keine Angst mehr gibt, an Gott, der sie dort erwartet. Wer sie nach ihrem Glauben fragt, der bekommt auch eine Antwort. Aber bei der Sterbebegleitung gehe es nicht um ihren eigenen Glauben, sondern ums Zuhören. Das sei oberstes Gebot.

Und genauso verfährt auch Olaf Schöpfl. Als seine Mutter 2013 schwer erkrankte, da holte er die Mitarbeiter des Hospizvereins mit ins Boot. "Und ich war froh um ihre Unterstützung", sagt er heute. Während er seine Mutter schließlich Tag für Tag im Pflegeheim besuchte, stellte er aber auch fest, dass andere Menschen keinen Besuch bekommen. "Ich finde, niemand sollte im Sterben alleine sein", sagt er. Und deswegen ließ er sich nach dem Tod seiner Mutter, nach der Trauerzeit zum Sterbegleiter im Hospizverein ausbilden. "Die Menschen sind unterschiedlich", hat er dann festgestellt. Und das bestätigt auch Grete Antons. Es gebe Patienten, die sich mit ihrem Tod abgefunden haben, die offen über Ängste und Hoffnungen sprechen. Und es gibt jene, die bis zum letzten Moment kämpfen und das Thema Sterben vermeiden. Für beide haben die Mitarbeiter des Hospizvereins ein offenes Ohr - und auch für ihre Angehörigen.

"Ich glaube, wenn Menschen früh beginnen, sich mit dem Tod generell auseinanderzusetzen, dann sind sie im Sterben ruhiger", sagt Olaf Schöpfl. Er selbst hat viel mit seiner Mutter gesprochen, und auch im Umgang mit seiner 17-jährigen Tochter ist der Tod kein Tabuthema. "Ich habe per Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung vorgesorgt, wo ich vorsorgen konnte", sagt er, "ich habe mich mit meinem Tod auseinandergesetzt." Das geht auch vielen Menschen so, die er im Sterben begleitet. Andere haben das Thema vermieden, manchmal auch ihren Familien zuliebe. "Dann fällt es den Sterbenden leichter, mit uns über ihre Ängste und Hoffnungen zu sprechen", sagt Olaf Schöpfl.

Während der Ausbildung zum Sterbebegleiter haben die Hospizmitarbeiter viel Werkzeug an die Hand bekommen, um diese Situationen auszuhalten, um zu wissen, wie sie reagieren können. "Aber vieles ist auch Bauchgefühl", sagt Grete Antons. Dann genüge es, eine Hand zu halten und zu spüren, wie der andere ruhiger wird. Gemeinsames Lachen und Singen gehört genauso dazu. "Unsere Arbeit ist gar nicht so traurig, wie viele meinen", sagen die beiden Sterbebegleiter. Und wenn doch mal die große Frage kommt: "Was passiert nach dem Tod?" Dann blickt Grete Antons ihr Gegenüber ernst an: "Ich weiß es nicht, aber ich glaube."

(resa)
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