Kabarett Ein Abend voller Ruhrpott-Schnoddrigkeiten

Wermelskirchen · Let‘s schnodder! Und zwar mit HG Butzko aus Gelsenkirchen. Der Käppiträger aus Leidenschaft war am Donnerstagabend in der Kattwinkelschen Fabrik zu Gast und hatte den rund 150 Besuchern sein Programm „Echt jetzt!

 HG Butzko gastierte in der Katt.

HG Butzko gastierte in der Katt.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

“ mitgebracht.

Und das hatte seinen Titel bekommen, weil Butzko sich überlegt hatte, dass er nun auch schon seit über 20 Jahren Kabarett machte. „Da dachte ich mir tatsächlich: echt jetzt!“ Aber dem Zuschauer ging auch immer wieder ein solcher Ausspruch durch den Sinn, wenn man dem mit sonorer, wenngleich eben herrlich schnoddriger Stimme vorgetragenen Anekdoten, Episoden und Geschichten aus Politik und Gesellschaft lauschte.

Dabei ging das so angenehm durchs Ohr ins Hirn rein, dass man bisweilen die bissigen Boshaftigkeiten überhörte. Dabei ließ Butzko das an sich doch so dankbare Kabarett-Thema Donald Trump doch praktisch ganz weg. „Was haben Gerhard Schröder und Donald Trump miteinander gemeinsam? Einen Ehrenplatz in der Zäpfchenpackung von Wladimir Putin.“ Okay, fast ganz weg. Aber Trump sei ja auch nicht das Problem. „Das Problem sind die, die ihn gewählt haben. Denn wenn Trump weg ist, sind die immer noch da.“ So wahr, so bitter. Dabei dürften wir uns hierzulande gar nicht so weit aus dem Fenster lehnen: „Wir haben hier auch eine Partei, die von 12,6 Prozent der Menschen gewählt wurde. Und die trägt jetzt den politischen Anstand zu Grabe. Da bekommt der Begriff Urnengang eine ganz neue Bedeutung.“

Ein echtes „echt-jetzt!“-Thema war für Butzko die rechtspopulistische sogenannte Alternative, in deren Reihen sich auch lupenreine Faschisten tummeln. Und er entlarvte sie ganz flott: „Diese Rechtspopulisten fordern ja von den Migranten immer, dass die sich gefälligst hier bei uns integrieren müssen. Wobei, was ist das eigentlich, hier bei uns? Schon mal einem Ostfriesen beim Integrieren in Oberbayern zugesehen?“ Die Menge der Rechtspopulisten würde sich vor allem in den Sozialen Netzwerken tummeln – was es nicht immer besser mache. „Früher hatte jedes Dorf einen Deppen. Facebook heißt nun aber, dass die sich jetzt miteinander unterhalten können.“

Aber Butzko arbeitete sich nicht nur an der sogenannten Alternative ab. Er blickte auch immer wieder auf die Zeit zurück, als er mit dem Kabarett begann. Etwa als das Internet sich noch in den Kinderschuhen befand. Da waren es Schnoddrigkeiten wie diese, die für jede Menge Heiterkeit im Publikum sorgten: „Kannst du mal aus dem Internet gehen, ich möchte telefonieren - das wäre heute so, als würde man sagen: Hör mal mit dem essen auf, ich möchte trinken.“ Und auch Rassismus und Sexismus waren Themen für den sympathischen Ruhrpottler: „Sexismus ist doch schon in der Sprache vorhanden: Herrenloses Damenfahrrad. Frauenfußballmannschaft. Es gibt auch kein weibliches Pendant zur Herrschaftssprache. Ist Sprache nicht herrlich? Oder ist das dämlich?“ Es war Butzkos großer Verdienst, dass er bei der Vielfalt der Themen weder den Faden verlor, noch zu Plattitüden neigte. Und so bekam er vom Publikum ganz zu recht lautstarken Applaus.

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