Hilfe für Brustkrebspatientinnen in Wermelskirchen Herzkissen im Kampf gegen den Krebs

Wermelskirchen · Einmal im Monat treffen sich fünf Frauen in der Nähstube von Monika Lüdemann und fertigen bunte Stoffkissen für Brustkrebspatientinnen. Die Kissen spenden nicht nur Trost, sie lindern auch Schmerzen. Die Frauen wissen, wovon sie reden.

 Im Einsatz für das Projekt "Herzen gegen Schmerzen": Grete Antons, Angelika Engel, Annegret Engels, Silvia Vieten und Monika Lüdemann.

Im Einsatz für das Projekt "Herzen gegen Schmerzen": Grete Antons, Angelika Engel, Annegret Engels, Silvia Vieten und Monika Lüdemann.

Foto: Demski, Theresa

Als Silvia Vieten damals nach der Operation aufwachte, lag auf ihrem Krankenhausbett ein buntes Kissen. Es sah aus wie ein Herz mit besonders langen „Ohren“ und sie hatte es vor diesem Tag noch nie gesehen. Als sie es drehte und wendete, mit den Gedanken noch ganz bei der entscheidenden Operation im Kampf gegen den Brustkrebs, da fand sie einen kleinen Zettel mit einem Gruß, den besten Wünschen und einem Hinweis auf die Aktion „Herzen gegen Schmerzen“. „Das hat mir damals viel bedeutet“, sagt Silvia Vieten, „in einer trostlosen Situation wurde ich getröstet.“ Und sie entdeckte: Dieses Kissen aus buntem Stoff hatte auch einen ganz praktischen Sinn. „Wenn die OP-Narbe schmerzte, dann hatte es genau die richtige Form, um es unter die Achsel zu legen und den Schmerz zu lindern“, erzählt sie.

Kaum war sie wieder zu Hause, wählte sie die Nummer, die sie ebenfalls auf der kleinen Grußkarte gefunden hatte – um sich zu bedanken. Und dabei traf sie dann auf Grete Antons. Die hatte selbst einmal in einem dieser Krankenbetten gelegen, kannte den Kampf gegen den Brustkrebs. Und als die beiden Frauen miteinander ins Gespräch kamen, bot Silvia Vieten ihre Hilfe an. „Das war mir ein Bedürfnis“, sagt sie heute. Und so saß sie schließlich in der gemütlichen Runde in der Nähstube unterm Dach von Monika Lüdemann – mit vier anderen Frauen.

Inzwischen sind sie ein eingespieltes Team. Sie nähen rund 600 Herzkissen im Jahr und bringen sie in Krankenhäuser nach Wermelskirchen, Remscheid und Solingen. „Wir fragen vorher, ob es aktuell Krebspatientinnen gibt“, erklärt Grete Antons, die den Kontakt zu den Krankenhäusern hält und die Aktion „Herzen gegen Schmerzen“ vor sieben Jahren in Wermelskirchen ins Leben rief.

Die Idee allerdings sei viel älter, erklärt Grete Antons. Als sie sich 2012 selbst von der Operation erholte, entdeckte sie in Norddeutschland die ersten Herzkissen. Sie machte sich auf die Suche nach den Erfinderinnen, fand das „Heart Pillow Project“ und entdeckte, dass Frauen auf der ganzen Welt für Krebspatientinnen nähen. Sie schloss sich dem Netzwerk an, erhielt die Erlaubnis, die patentierten Kissen zu nähen und mit dem Siegel zu versehen. Kaum ein halbes Jahr später lieferte sie selbst das erste Herzkissen aus.

Freundinnen mit einer ähnlichen Krankheitsgeschichte schlossen sich der Idee an und die Reaktion in den Krankenhäusern fiel positiv aus. „Viele Frauen bedanken sich“, erzählt Angelika Engel, die auch zur Nähgruppe gehört. Manchmal übernehmen das auch die Ehemänner kurz nach der Operation. Mal gibt es lange Gespräche, dann wieder nur einen kurzen Austausch. „Jeder entscheidet selbst, wieviel Kontakt er zu uns halten möchte“, sagt Grete Antons. „Im Krankenhaus bleiben wir hingegen unsichtbar.“ Dort legen die Krankenschwestern die Kissen nach der Operation auf die Betten.

Auf der einen Seite beeinflusse die Form des Kissens, das genau unter die Achseln passt, den Lymphfluss positiv, wissen die Frauen. Und die Narbe werde geschont. „Aber das Kissen ist auch ein Signal: Du bist nicht alleine. Frauen, denen das Gleiche passiert ist, denken an dich“, erklärt Annegret Engels.

Jeder bringt sich in der kleinen Gruppe mit dem ein, tut was er kann. Die einen nähen, die anderen stopfen die Kissen, wieder andere sorgen für den letzten Schliff oder die kleinen Karten. Inzwischen hat die Gruppe rund 7200 Kissen genäht. „Das ist auch eine besondere Art von Selbsthilfe“, erklärt Grete Antons. Denn die Frauen bleiben bei ihren monatlichen Treffen im Gespräch – über das Trauma, das der Krebs verursacht hat, über Ängste und Hoffnungen – und auch über die Kraft der Solidarität.

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