Unterwegs in der Innenstadt mit Henning Conrads „Man muss Chancen sehen und nutzen“

Wermelskirchen · Seine Heimatstadt ist seine Leidenschaft: Seit über 40 Jahren setzt sich Henning Conrads ehrenamtlich für den Einzelhandel und Wermelskirchen ein, hat dafür sogar das Bundesverdienstkreuz erhalten. Sein Leitspruch: „Nur gemeinsam sind wir stark“.

 Zur Telegrafenstraße hat Henning Conrads einen besonderen Bezug. Hier ist er aufgewachsen und hat später bis 2009 das Schuhhaus Zülch geführt, das 125 Jahre in Familienbesitz war.

Zur Telegrafenstraße hat Henning Conrads einen besonderen Bezug. Hier ist er aufgewachsen und hat später bis 2009 das Schuhhaus Zülch geführt, das 125 Jahre in Familienbesitz war.

Foto: Kathrin Kellermann

Ein Spaziergang mit Henning Conrads (75) über die Telegrafenstraße kann lange dauern. Immer wieder winken ihm Passanten zu, grüßen ihn fröhlich oder bleiben für ein kurzes Pläuschen stehen. Er ist und bleibt für alle „Mr. Einzelhandel“, obwohl er das bescheiden abwehrt: „Das ist doch lange vorbei“, sagt der Träger des Bundesverdienstkreuzes, das ihm für sein ehrenamtliches Engagement für den Einzelhandel und für Wermelskirchen verliehen wurde. Ob ihn das stolz macht? Kurz überlegt er. „Ach“, sagt er. „Ich habe eben immer gedacht, es muss was passieren. Ich wollte etwas bewegen, und letztendlich habe ich das doch für meine Heimatstadt gemacht.“

Es war sein Herzensanliegen, die Stadt mit Leben zu füllen, sie für die Bürger lebenswert zu machen und gleichzeitig die Wirtschaft zu fördern. Bis heute setzt er sich dafür ein und packt tatkräftig mit an, wenn seine Hilfe gebraucht wird. Obwohl er 2009 sein „Schuhhaus Zülch“ an der Telegrafenstraße 28 geschlossen hat, das 125 Jahre lang im Besitz der Familie war.

Das alte Fachwerkgebäude steht leider nicht mehr. Es musste einem neuen Gebäude weichen, in dem die Diakonie untergebracht ist. „Wir hatten nach dem Verkauf ja keinen Einfluss darauf, was mit dem Haus geschieht“, sagt Conrads über sein Elternhaus, dessen Abriss ihn geschmerzt hat, „aber wir waren uns alle einig, dass wir verkaufen. Außerdem hat meine Oma mit 80 noch an der Kasse gestanden, und das wollte ich nicht.“

Ruhiger ist sein Ruhestand allerdings nicht geworden, gibt er lächelnd zu. Jetzt halten ihn und Ehefrau Frederieke, mit der er seit 44 Jahren verheiratet ist, neben seinem Engagement für Wermelskirchen auch die beiden Enkeltöchter Marlene (7) und Luise (4) auf Trab. „Die beiden sind gerne bei Oma und Opa. Da darf man immer mehr“, sagt er zwinkernd.

Ansonsten ist Henning Conrads gerne und viel in der Stadt unterwegs, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ein leerstehendes Ladenlokal in der Telegrafenstraße? „Da suche ich gerade einen neuen Pächter“, sagt er und freut sich über die neuen Pläne für den Loches- Platz, „weil der ein Kleinod ist und die neuen Geschäfte dort auch die Innenstadt weiter beleben“, sagt er.

Die Städtepartnerschaft mit Loches hält besondere Erinnerungen für ihn bereit. Schließlich hatte er damals initiiert, dass sich auch die Einzelhändler mit ihren französischen Kollegen anfreunden. 1973 war er einer der ersten, der in das Städtchen reiste und mit Schuhhändler Henri Freslon in seinem Laden fachsimpelte. Anfangs mit Händen und Füßen „und einem guten Wörterbuch“, gibt Conrads zu. „Wir sind mit dem Bus gefahren und haben uns dann auf der Fahrt Französisch-Unterricht vom Lehrer des Gymnasiums geben lassen“, erinnert er sich. „Ich habe mir immer gesagt, junge Leute können die Sprache ja auch lernen, dann können wir das auch.“

 Die neuen Blumenampeln in der Telegrafenstraße sorgen für Farbe in der Innenstadt und das freut Henning Conrads sehr.

Die neuen Blumenampeln in der Telegrafenstraße sorgen für Farbe in der Innenstadt und das freut Henning Conrads sehr.

Foto: Kathrin Kellermann

Was ihn stets angetrieben hat: „Man muss Chancen sehen und dann auch nutzen“, betont er. Und Chancen hat er für seine Stadt trotz einer 60-Stunden-Woche im Laden immer gesehen. Besonders wichtig waren und sind ihm Traditionsveranstaltungen, die er entweder selbst aufbaute oder vor dem Aus bewahrte. Wie den Nikolaustag, für den auch Ehefrau Frederieke jahrzehntelang das Casting für die „Bergischen Engelchen“ übernommen hat. Oder die Idee für die Lichtshow und das Feuerwerk am Weihnachtsbaum. Auch, dass sich aus dem Wermelskirchener Aktionstag „Das Fest“ entwickelte, war Conrads’ Idee, der sich außerdem jahrzehntelang für den Bau der Umgehungsstraße B 51 einsetzte.

Die Interessen der Stadt und der Händler hatte er immer im Hinterkopf, gründete deshalb mit seinem engen Freund Maximilian Fresen den Marketingverein „Wir in Wermelskirchen“ (WiW), an deren Leitspruch „Gemeinsam sind wir stark“ er fest glaubt. Heute ist er Ehrenvorsitzender und wichtiger Ratgeber. „Ich freue mich über die neuen Blumenampeln in der Telegrafenstraße“, sagt er, „das sieht hübsch aus. Und ich finde es toll, dass das Eiscafé Cordella Tische auf die Straße stellen darf.“

Seine Stadt soll leben, und die Bürger sollen sich wohlfühlen. Deshalb organisiert er seit fünf Jahren das Kindertheater im Bürgerzentrum und war Initiator der Broschüre „Gutes gebündelt“, in der sich alle Gewerbetreibende vorstellen. Für ihn ist es ein Service für die Bürger seiner Heimatstadt.

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