Kultur in Wermelskirchen Ein intensiver Monolog über ein bewegtes Leben

Wermelskirchen · Schauspieler Hajo Mans erzählte am Donnerstagabend im Film-Eck im Theaterstück „Novecento“ die Geschichte eines grandiosen Jazz-Pianisten.

 Schauspieler Hajo Mans war mit dem Stück „Novecento - die Legende vom Ozeanpianisten“ im Film-Eck zu Gast

Schauspieler Hajo Mans war mit dem Stück „Novecento - die Legende vom Ozeanpianisten“ im Film-Eck zu Gast

Foto: Kulturverein

Der Anfang des Theaterstücks „Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten“ von Alessandro Baricco, das am Donnerstagabend im Film-Eck gegeben wurde, hätte passender für das alte Kino nicht sein können. Denn wie im Film flimmerten imposante Meereswellen in Schwarz-Weiß über die Leinwand im Bühnenhintergrund. Aber das war nur ein kurzes Intro, denn der Donnerstagabend war im Film-Eck für das Theater reserviert. Dennoch wurde die Leinwand mit unterschiedlichen, mal bewegten, mal nicht bewegten Bildern als perfekt eingesetztes Bühnenbild mit genutzt.

Schauspieler Hajo Mans, der mit dem Ein-Personen-Stück unter der Regie von Rena Zieger schon in vielen Städten für Begeisterung und gute Unterhaltung gesorgt hatte, war gut drauf, hatte Lust am Spiel und fesselte sein Publikum in den unterschiedlichen Rollen, die er mit eindrucksvoller Wandlungsfähigkeit einnahm.

Die Geschichte des rund 75-minütigen Monologs behandelte das Leben des Danny Booodman T.D. Lemon, kurz „Novecento“ genannten Findelkinds. Der Junge, der auf einem Passagierschiff im Jahr 1900 - daher auch der Spitzname, der auf Italienisch 1900 bedeutet - gefunden wurde und von einem Maschinisten großgezogen wurde, entwickelte sich zu einem der begnadetsten Jazz-Pianisten seiner Generation und spielte Zeit seines Lebens in der Kapelle auf dem Schiff, auf dem er einst gefunden worden war – der Virginian.

Erzählt wurde die Geschichte von seinem besten Freund, dem Trompeter Tim Tooney. Und die Geschichte hatte es tatsächlich in sich. Denn auch wenn „Novecento“ als begnadeter Pianist auf der Virginian bei den Reichen und Betuchten, die auf dem Schiff zwischen Europa und den USA hin- und herfuhren, jede Menge Eindruck hinterließ, war doch das explosive Ende schon von Anbeginn vorprogrammiert. Wie ein düsterer Gewitterhimmel zeichnete es sich am Horizont ab, auch wenn zunächst alles gut zu sein schien. Tim Tooney und „Novecento“ spielten lange zusammen auf dem Schiff, doch in den 1930er-Jahren verließ der Trompeter die Virginian, und die beiden verloren sich aus den Augen. Am Ende der Geschichte, nachdem der Zweite Weltkrieg vorbei war, traf Tim Tooney seinen alten Freund schließlich wieder – auf dem alten Schiff, das gesprengt und verschrottet werden sollte.

Ob „Novecento“ das Schiff, das doch sein Leben gewesen war, noch verlassen konnte? Bei diesem wahrhaft explosiven Ende blieb einem als Zuseher sprichwörtlich der Atem weg. Eindrucksvoll waren in der Produktion im Film-Eck zwei Dinge. Zum einen die Leistung des Schauspielers Hajo Mans, dessen Wandlungsfähigkeit im Rahmen eines so langen. Monologs mit unterschiedlichen Personen echtes Talent verriet. Ob er nun Tim Tooney war, der nachdenklich bis traurig über das Leben seines Freundes sprach. Oder aber wenn er als „Novecento“, als der Kapitän der Virginian oder als Matrose auf dem Schiff die Handlung vorantrieb – man nahm ihm jede Rolle ab, konnte sich einfach in die Geschichte fallen lassen, bis zum tragischen Ende.

Auf der anderen Seite war da der Einsatz von Soundeffekten, Musik und Bildern auf der Leinwand. Da griff eines ins andere, Atmosphäre wurde mit einfachen und ganz unterschiedlichen Mitteln geschaffen, es lief quasi ein Film vor den Augen des Publikums ab. Eine insgesamt sehr eindrucksvolle Leistung, die beim Publikum völlig zurecht sehr gut ankam.

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