Einzelhandel in Wermelskirchen Kunden sprechen sich für Masken aus

Wermelskirchen · Während andernorts Handel und Politik auf ein Ende der Maskenpflicht drängen, behalten viele Wermelskirchener die Ruhe. Einhelliges Urteil der Kunden und auch des Handels: Die Masken stören zwar, aber sie schützen auch.

 Stöbern im Buchladen: Stephan Krüger nimmt sich trotz Maskenpflicht die Zeit, in der Buchhandlung van Wahden nach Kartenmaterial zu suchen.

Stöbern im Buchladen: Stephan Krüger nimmt sich trotz Maskenpflicht die Zeit, in der Buchhandlung van Wahden nach Kartenmaterial zu suchen.

Foto: Theresa Demski

Stephan Krüger sucht nach einer Radfahrkarte für die Ferien. Am Eingang der Buchhandlung van Wahden hat er sich die Hände desinfiziert, nun hat er die Nase unter der Maske in eine der großen Faltkarten gesteckt. Er nimmt sich Zeit – trotz der Maske. „Natürlich ist das lästig“, sagt Krüger, „aber es ist keine große Sache, wenn ich damit andere und mich selbst vor Corona schützen kann.“ Wer in Wermelskirchen in den Geschäften nachfragt, bekommt überall eine ähnlich klingende Antwort: „Die Masken sind nicht chic und sie nerven, aber sie sind nützlich“, fasst Buchhändlerin Gabriele van Wahden zusammen und trifft damit auch den Ton vieler ihrer Kollegen im Wermelskirchener Handel.

Damit unterscheiden sie sich deutlich von den Händlern weiter im Norden: So hatte etwa der Chef des Handelsverbands Nord in Mecklenburg-Vorpommern in der vergangenen Woche gefordert, „wieder mehr Verantwortung an die Bürger abzugeben“. Der Handel leide enorm unter der Maskenpflicht, hatte er zu bedenken gegeben. Die Menschen kämen nicht mehr zum Bummeln. Harry Glawe, Wirtschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern, hatte angekündigt, die Maskenpflicht im Einzelhandel neu zu diskutieren. Auch in Sachsen und Niedersachen waren ähnliche Töne laut geworden.

Die Wermelskirchener Händler schließen sich diesen Forderungen nicht an – in der Kundschaft treffen sie damit nur ganz vereinzelt auf Widerstand. „Wir wollen auf keinen Fall ein Ende der Maskenpflicht“, sagt Barbara Busch, Teamleiterin in der Buchhandlung Marabu. Jeden Tag kämen so viele Kunden in den Laden: „Dann ist es wichtig, dass sich die Kunden gegenseitig schützen und auch das Team geschützt wird“, sagt Barbara Busch. Allerdings stellt sie auch fest, dass die Menschen nachlässiger werden: Viele würden die Maske unter der Nase tragen, andere würden sie beim Stöbern in den Büchern vorübergehend absetzen. Deswegen hat sie jüngst neue Schilder aufgehängt, um noch mal an die Maskenpflicht zu erinnern. „Große Diskussionen gibt es nicht, aber wir müssen inzwischen öfter daran erinnern, die Maske zu tragen.“

Auch Gabriele van Wahden spricht von einer „wichtigen Signalwirkung“, die das Tragen der Masken habe. „Die Pandemie ist nicht vorbei und es ist gut, wenn wir uns gegenseitig hin und wieder daran erinnern“, sagt die Buchhändlerin und erzählt von den heißen Tagen und dem dringenden Wunsch nach frischer Luft. „Trotzdem“, sagt sie, „wir unterstützen die Maskenpflicht.“
An der Telegrafenstraße kauft Isabella Rohde gerade Kleidung bei Stefan Rojewski: Unter der Maske ist sie ins Schwitzen gekommen. „Ich bin trotzdem dafür, sie im Geschäft zu tragen“, sagt sie. Auch durch das konsequente Tragen der Maske habe man in Deutschland wohl das Schlimmste erstmal verhindern können. „Und ich habe mich auch längst daran gewöhnt“, sagt sie.

Stefan Rojewski trifft in seinem Bekleidungsgeschäft „Male“ die meiste Zeit auf verständige Kunden. „Jeder Dritte erzählt, wie lästig ihm die Maske ist und dass er zum Beispiel beim Anprobieren schlecht Luft bekommt“, sagt er, „aber die meisten sind trotzdem einsichtig und ohne Wut im Bauch.“ Rojewski beobachtet allerdings auch eine Veränderung des Einkaufverhaltens: Kunden kämen nicht mehr zum Stöbern. „Meistens kommen die Menschen sehr gezielt zu uns“, sagt er. Wer früher eine Hose kaufte und dann noch bei den T-Shirts stöberte, belässt es heute bei der Hose. „Die Lösung ist aber nicht die Abschaffung der Maskenpflicht.“

Der Meinung ist auch Apotheker Zafer Arslan. „Wir erleben hier bei uns keine großen Diskussionen um die Masken“, berichtet er. Stattdessen habe er den Eindruck, dass die Kunden in der „Apotheke an der Post“ auch selbst Wert darauf legen würden, dass der Kunde nebenan ebenfalls eine Maske trage. „Manchmal erinnern sich die Kunden gegenseitig“, erzählt er, „sie fühlen sich dann sicherer.“

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