Kindersachenbörse in Wermelskirchen Nachhaltigkeit im Schrank der Kinder
Wermelskirchen · Hunderte Mütter und Väter strömten am Samstag zur zweiten Kindersachenbörse in Hülsen – und bestätigten damit einen beliebten Trend. Immer öfter werden Kinderkleider gebraucht gekauft. Davon profitieren alle Seiten.
Rebecca Distel hat aussortiert. Hosen, kleine Pullover, Jacken und Strampler. „Mit der Familienplanung sind wir fertig“, sagt sie, „und den Platz zuhause würden wir einfach gerne anders nutzen.“ Also hat sie die Kartons mit der Kinderkleidung, die bei vielen Eltern auf Dachböden oder in Kellern gut verstaut sind, hervorgeholt und ins Vereinshaus nach Hülsen gebracht. Jedes einzelne Teil hat sie zuvor nochmal in den Fingern gehab – um ein Etikett aufzubringen mit der Größe, ihrer Verkäufernummer und einem Preis. „Ich freue mich total, wenn die Kleidung noch andere Kinder tragen“, sagt sie.
Insgesamt 60 Mütter und Väter haben es am Wochenende genauso gehalten wie Rebecca Distel aus Dhünn und Kartons voller Kleidung zur zweiten Kindersachenbörse des Förderkreises der Kita Dhünn ins Vereinshaus gebracht. Die Menschen sind aus Dhünn, Wermelskirchen, Hückeswagen und sogar aus Köln nach Hülsen gekommen. Dort sind schon lange vor der Eröffnung Lea Selbach und das Team vom Förderkreis der Evangelischen Kindertagesstätte im Einsatz und sortieren. Unzählige Kleidungsstücke gehen durch ihre Hände, um einen Platz auf den Tischen und an den Kleiderständern zu finden. Denn der Förderkreis setzt auf eine sortierte Börse: Die Eltern müssen die Kleidung nicht selbst verkaufen. Stattdessen melden sie sich frühzeitig an, bekommen eine Verkäufernummer und markieren jedes ihrer Kleidungsstücke mit dieser Nummer, der Kleidergröße und dem gewünschten Preis. Die gut gelaunten Freiwilligen sortieren dann nach Größen vor. „Das ist für die Eltern, die nach Kleidung für ihre Kinder suchen viel einfacher, als jedes Mal neu nach der entsprechenden Größe zu suchen“, sagt Lea Selbach.
Und tatsächlich: Die Eltern wissen die Vorarbeit des Förderkreises zu schätzen. Am Samstag bildet sich schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Startschuss eine lange Schlange vor den Türen. Mütter und Väter – manchmal mit Kindern – sind bereit zu warten, um sich dann als Erste an den Tischen und Kleiderständern umsehen zu können. „Wir freuen uns über den großen Ansturm“, bekundet Lea Selbach. Als die Türen öffnen, strömen die Käufer los – erst zu den Kleidern, dann zu den Spielen, Autositzen und Badewannen. Schnell bilden sich an den Kassen am Ausgang Schlangen. Hier hat inzwischen auch Rebecca Distel eine Schicht übernommen und liest Verkäufernummern und Preise vor: Jedes Teil wird registriert, damit am Ende auch jeder Verkäufer sein Geld bekommt. Die übrige Kleidung geht anschließend zurück.
Rebecca Distel entdeckt beim Vorlesen der Nummern immer mal wieder ein Kleidungsstück, das aus ihrem eigenen Karton stammt. „Allerdings habe ich inzwischen auch eine große Tasche mit Kleidung für unsere Kinder gekauft“, sagt sie dann und lacht. Die kleinen Größen lässt sie dort, die größeren kauft sie ein. „Das ist ein schöner Kreislauf“, sagt auch Lea Selbach, „und viele Eltern können so auf der einen Seite Platz schaffen für neue Kleidung und gleichzeitig günstig und nachhaltig einkaufen.“
Eine Stunde später ist es etwas ruhiger geworden im Vereinshaus. Jetzt stehen Franzi Lenz und Sarah Scholz mit ihren Fundstücken an der Kasse. „Ich habe das ein oder andere richtig schöne Schnäppchen gemacht“, sagt Franzi Lenz, „irgendwie freut man sich doch darüber.“ Außerdem sei es schön, beim Einkaufen bekannte Gesichter zu treffen. Sarah Scholz nickt: „Mir kommt es auch entgegen, dass die gebrauchten Kleidungsstücke schon so oft gewaschen wurden“, erzählt sie, „dann muss ich mir nicht mehr so viele Gedanken um Schadstoffe machen.“ Ihr gefalle ohnehin die Idee des nachhaltigen Einkaufens. „Es gibt hier wirklich viele schöne Stücke und am Ende entscheide ich ja selber, was für mich in Frage kommt“, erinnert sie. Dann packt sie ihre Sachen zusammen und macht sich auf den Heimweg. „Die Kinder werden sich freuen“, sagt sie noch und lacht.
Der Einkauf bei der Kindersachenbörse habe übrigens nur wenig mit der Größe des Geldbeutels zu tun, sagt dann Lea Selbach. Es sei schön, dass die Veranstaltung natürlich auch Familien mit weniger Geld die Möglichkeit gebe, Kleidung einzukaufen. Aber der Trend zum nachhaltigen Einkaufen sei in vielen Familien angekommen. „Schließlich passen die Kinder ja auch nur ein paar Monate in ihre Kleidung, bevor sie wieder neue brauchen“, erinnert sie. Übrigens: Die Eltern unterstützen mit ihrem Einkauf auch gleich noch die Kindertagesstätte in Dhünn. 20 Prozent des Erlöses landen in der Kasse des Förderkreises.