Preisanstieg um 30 bis 40 Prozent Gänseessen wird ein teures Vergnügen in Wermelskirchen

Wermelskirchen · Trotz der Energiekrise und gestiegener Kosten halten viele Gastronomen in Wermelskirchen an der Martinsgans fest. Viele Kunden sind offenbar bereit, mehr zu bezahlen.

 Viele Kunden sind in diesem Herbst offenbar bereit, mehr für einen Gänsebraten in Restaurant zu bezahlen.

Viele Kunden sind in diesem Herbst offenbar bereit, mehr für einen Gänsebraten in Restaurant zu bezahlen.

Foto: bauch, jana (jaba)

Krieg, Inflation und die Angst vor kaum mehr bezahlbaren Energiepreisen lassen uns bekanntlich alle sorgenvoll in Richtung Winter schauen. Da tut es wahrhaft gut, wenn man sich trotzdem auf schöne Erlebnisse freuen kann – wie das gemütliche Gänseessen mit Freunden in der Zeit rund um St. Martin.

Oder doch nicht ? Der erste Gedanke an die Zerstreuung durch alljährliche, liebgewonnene Rituale wird schnell eingeholt von der Realität – und dem Blick auf die Preisliste: „Die Preise werden um 30 bis 40 Prozent höher als im Vorjahr sein“, kündigt Christian Warnke, Inhaber des Hotel-Restaurants „Zum Schwanen“ in Wermelskirchen an. Und das bilde allenfalls die gestiegenen Einkaufskosten für Fleisch und Zutaten ab – nicht aber den Energieaufwand, der mit einer langen Garzeit verbunden ist. So hielten es auch andere Gastronomen, berichtet Warnke.

Die Krise zwingt in der Branche offenkundig zum Abwägen: Was ist der Gast bereit zu zahlen ? Wie sehr lässt sich dementsprechend am Preis drehen? Lohnt es sich überhaupt, die Martinsgans auf die Speisekarte zu setzen? Was aber, wenn Stammgäste angesichts eines fehlenden Angebots ausbleiben ?

Im Hotel-Restaurant „Zum Schwanen“ wird es ab 4. November Gänse- und Wildgerichte à la Carte geben. Die Nachfrage gibt dem Betrieb offensichtlich recht: Denn für das Angebot gebe es schon einige Reservierungen, erklärt Christian Warnke. Zudem warte man noch auf kurzfristige Anfragen. Schließlich habe sich das Reservierungsverhalten der Gäste verändert. Ein geplantes Gänsebuffet sei sogar schon ausverkauft.

Auch das Restaurant und Hotel „Zu den drei Linden“ an der Staelsmühler Straße lädt Gäste weiterhin zum Gänseessen ein – auch wenn es weniger als sonst gebe, heißt es von dort. Bestellungen seien ebenfalls schon eingegangen. Festhalten wird auch das „Landhaus Spatzenhof“ am Gänsemahl. Was das genau die Gäste kosten wird, könne man aber noch nicht exakt sagen, betont Betriebsleiter Malte Heß: „Da sind wir noch bei der innerbetrieblichen Kalkulation und schauen, wie wir uns aufstellen.“

Gänsekeule und Brust gibt es auch in diesem Jahr bei Janin Distell in ihrer „Preyersmühle“. Ein anderer Gastronom, der aber nicht namentlich erwähnt werden will, berichtet indes, er werde aus Kostengründen auf die Gans im Angebot verzichten. Aus einem weiteren Wermelskirchener Restaurant ist wiederum zu hören, man warte erst die Entwicklung ab, bevor man endgültig entscheide, ob die Gans zur Saison ab November auf den Tisch komme: Derzeit müsse er schließlich einen Einkaufspreis von 17,50 Euro für eine Gänsekeule zahlen, sagt ein Gaststättenbetreiber: „Das wäre als fertiges Gericht einfach viel zu teuer.“ Viele Kollegen, schiebt er hinterher, spekulierten dagegen noch auf ein leichtes Absinken der Preise.

Nur auf Vorbestellung gibt es die Gans in diesem Jahr beim „Jägerhof“ in Dhünn: Die Vorfreude der Genießer auf die Gaumenfreuden sei weiterhin da, berichtet Inhaber Dirk Siebel. „Wir haben treue Stammgäste, die die Preiserhöhungen auch mitgehen.“ Günstigere Alternativen wie zum Beispiel Entenfleisch würden dagegen eher weniger angenommen: „Die meisten bevorzugen schon das klassische Gänseessen mit Rotkohl und Klößen“.

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