Fridays for Future in Wermelskirchen Fünfte Klasse auf den Spuren der Braunkohle

Wermelskirchen · „Fridays for Future!“ riefen am vergangenen Montag die Schüler der Klasse 5c des Gymnasiums Wermelskirchen, als sie sich zum Gruppenfoto aufstellten. Soweit nichts besonderes, denn schon seit Wochen engagieren sich die Kinder im Rahmen der Fridays for Future-Bewegung, indem sie regelmäßig in ihrer Freizeit Demonstrationen in der Innenstadt organisieren.

Anders als sonst war diesmal im Hintergrund jedoch nicht das Rathaus zu sehen, sondern ein riesiger Braunkohlebagger des Tagebaus Hambach. Möglich wurde dieser „Unterricht zum Anfassen“ durch die Unterstützung von Rüdiger Bornhold, Mitglied im Braunkohleausschuss des Regionalrats Köln, der den Kontakt zu RWE herstellte. „Ich habe die Kinder auf ihren Demonstrationen erlebt und war beeindruckt von ihrem Engagement. Deshalb war es mir wichtig, dass die Kinder auch einmal die Gelegenheit bekommen sich in der Praxis anzuschauen, worüber sonst immer nur geredet wird.“ Dieser Meinung ist auch der Ehemaligenverein des Gymnasiums, der die Exkursion finanziell unterstützte.

Zu sehen gab es Einiges: Mit einem besonderen, geländegängigen Bus ging es hinunter in den Tagebau zu dem Symbol schlechthin: einem riesigen Braunkohlebagger. Dort erfuhren die Kinder von Besucherbetreuer Michael Füngeling von RWE, wie der Tagebau funktioniert und warum sich der abgebaggerte Sand nur eine Stunde später am anderen Ende des Tagebaus wiederfindet. Nach Klärung vieler Fragen gewährte Melanie Gutmann von der Forschungsstelle Rekultivierung der Gruppe einen Einblick in die Bemühungen zu Renaturierung. Auf der bereits renaturierten Sophienhöhe erfuhren die Schüler, was nach dem Ende der Braunkohleförderung mit dem Gelände geschehen soll. Stellvertretend für die neu angesiedelten Tierarten lernten die Kinder die Haselmaus Sophie kennen, die bereitwillig einen Blick in ihren Nistkasten gewährte.

Am Ende von sehr informativen drei Stunden waren die Schüler sichtlich beeindruckt, hatten aber immer noch Bedenken gegenüber der Braunkohle als Energieträger. „Das ist schon alles ziemlich cool. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass wir nur die guten Seiten gezeigt bekommen haben“ fasste eine Schülerin ihre Gedanken am Ende der Tour zusammen. „Die Fahrt werden wir auf jeden Fall nochmal im Unterricht nachbesprechen“ sagte Andreas Osterkamp, der die Exkursion gemeinsam mit Herrn Bornhold organisiert und in den vergangenen Wochen im Politikunterricht vorbereitet hatte.

Einig waren sich alle in einem Punkt: Die Eindrücke, die die Schüler heute in wenigen Stunden gewonnen haben, kann theoretischer Unterricht selbst in vielen Stunden kaum leisten.

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