Theater in Wermelskirchen Ein faszinierendes Ein-Mann-Theater mit Marco Michel

Wermelskirchen · Gut 50 Zuschauer sahen im Film-Eck das Ein-Personen-Stück „Ein Kuss - Antonio Ligabue“. Schauspieler Marco Michel zog das Publikum mit seiner Performance in den Bann.

 Marco Michel zeichnete wie nebenher mit dem Kohlestift an drei türgroßen Aufstellern

Marco Michel zeichnete wie nebenher mit dem Kohlestift an drei türgroßen Aufstellern

Foto: Jean-Daniel von Lerber

Der Ruf, der Marco Michel und dem Ein-Personen-Stück „Ein Kuss - Antonio Ligabue“ vorauseilt – zahlreiche Preise, internationale Auftritte – ist mehr als gut. Dass dieser Ruf auch berechtigt war, davon konnten sich am Donnerstagabend gut 50 Zuschauer im Film-Eck überzeugen. Die schwierige Lebensgeschichte des schweizerisch-italienischen Malers wurde in einer äußerst intensiven Performance auf die Bühne gebracht. Intensiv – im faszinierenden, weil fordernden Sinne.

Das war keine einfache Kost, sondern in seiner Intensität fast anstrengend. Denn Michel brannte sichtlich auf der Bühne, innerlich wie äußerlich. Vor allem dann, wenn er laut und ausdauernd die scheinbar endlose innere Pein des von ihm porträtierten Künstlers in wilden Monologen lebendig machte. Dann litt man im Publikum beinahe mit. Es war keine Komödie, kein leichtes Rührstück. Das wurde auch deutlich durch die in ihrer Schlichtheit im Innersten berührenden Zeichnungen, die Michel wie nebenher mit dem Kohlestift an drei türgroße Aufsteller warf. Da entstanden schreiende, irre Gesichter, die wie Ausgeburten aus dem gequälten Geist des Künstlers wirkten. Am Ende dieses faszinierenden Lehrstücks fühlte man sich tatsächlich wie gerädert, von diesem Wortkaskaden geradezu erschlagen.

Man hatte dann auch ein wenig Mitleid mit dem Schauspieler auf der Bühne, der in knapp anderthalb Stunden durch die persönliche Hölle „seines“ Künstlers Antonio Ligabue eilte. Abgesehen davon war es aber eine großartige Leistung Michels. Diese radikale Konsequenz, mit der er seine Rolle lebte und erlebbar machte, war bewundernswert. Insofern war es kein rein schöner Theaterabend. Dafür aber ein faszinierender, dessen Nachwirkungen das Publikum bestimmt noch eine ganze Zeitlang begleiten dürften. Deutlichstes Zeichen dafür, wie gut das intensive Spiel angekommen war, waren die stehenden Ovationen zum Schluss – und die vielen Blumen, die Michel von mehreren Damen aus dem Publikum überreicht bekam.

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