Ansturm in der Corona-Krise Die Nachwirkungen des Fahrrad-Booms

Wermelskirchen · In der Corona-Krise haben viele Menschen aufs Fahrrad umgesattelt. Auch die Wermelskirchener haben ihr sogenanntes Mobilitätsverhalten verändert. Vor welchen Problemen ein Händler jetzt steht.

 Der Anteil der Bevölkerung, der täglich das Fahrrad nutzt, ist laut einer Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach gegenüber 2019 von 17 auf 22 Prozent angestiegen.

Der Anteil der Bevölkerung, der täglich das Fahrrad nutzt, ist laut einer Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach gegenüber 2019 von 17 auf 22 Prozent angestiegen.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Bemerkbar macht sich der Fahrrad-Boom in der Corona-Krise durch die vielen verkauften Zweiräder bei Achim Lambecks Fahrradgeschäft und auch der unverhofft hohen Nutzerzahlen der Bergischen E-Bikes. Vermehrte Fahrraddiebstähle bleiben aus.

„Die Nachfrage ist nach dem Shutdown Ende April schlagartig nach oben gegangen“, sagt Achim Lambeck, Geschäftsführer von Fahrrad Lambeck in der Braunsberger Straße 2. „Das kam für alle überraschend“, sagt er und klingt immer noch ein wenig fassungslos. Gerechnet habe damit keiner. Lambeck will zwar keine Angaben über verkaufte Räder nennen: „Aber die Situation lässt sich auch ganz gut an den Wartezeiten für eine Reparatur in unserer Werkstatt bemessen“, sagt er. Normalerweise haben die Kunden ihr Rad nach einer Woche wieder abholen können. Jetzt müssten sie bis zu neun Wochen warten.

Zur Unterstützung habe Lambeck bereits einen neuen Mitarbeiter eingestellt, für die Werkstatt sei er derzeit noch auf der Suche nach zwei neuen Kräften. Doch es liege nicht allein an der Arbeitsbelastung, dass er mit den Reparaturen kaum noch hinterher komme. Viele Ersatzteile seien momentan einfach nicht lieferbar: „Seit August bekommen wir die verspäteten Auswirkungen des Radel-Booms zu spüren“, sagt Lambeck. Es gebe Engpässe bei Bestellungen von Fahrrädern und Ersatzteilen. „Der eine oder andere Kunde ist schon verärgert, wenn einfache Standardteile wie zum Beispiel Schläuche nicht vorhanden sind, aber was soll ich machen“, sagt er. „Zu Beginn der Krise hatten die Händler ihre Lager noch voll, jetzt aber nicht mehr.“

Deshalb sei die Zeit für ihn auch jetzt noch stressig, obwohl die Zahl der Fahrradverkäufe sich wieder normalisiert habe. Für die kommenden Monate rechnet Lambeck mit einem Rückgang der Nachfrage. Spätestens ab Ende Februar gehe die neue Fahrradsaison aber wieder los. „Die Krise wird so schnell nicht vorbei sein, einen erneuten Ansturm schließe ich nicht aus.“ Rückblickend habe ihm „die Ruhe während des Shutdowns Anfang des Jahres auch mal ganz gut getan“, gibt er schmunzelnd zu.

Auch die Verleihstation der Bergischen E-Bikes ist gut angekommen. Sogar besser, als erwartet, heißt es. Bis Ende August, das war zwei Monate nach Start des Projekts, verzeichnete die Betreiberfirma Nextbike 213 Ausleihen, im Rheinisch-Bergischen Kreis waren es insgesamt sogar 2653. Die Zahlen für Oktober möchte das Unternehmen „aus Wettbewerbsgründen nicht veröffentlichen“. Aber: „Von allen Stationen des Bergischen e-Bike liegt die Station am Wermelskirchener Busbahnhof auf Platz sechs der am stärksten frequentierten Stationen im gesamten Kreisgebiet.“

Obwohl deutlich mehr Radler auf den Straßen unterwegs sind, ist die Zahl der Diebstähle kaum merklich gestiegen. „Im Vergleich zum Vorjahr gibt es kaum einen Unterschied“, sagt Polizeisprecher Christian Tholl. So wurden in Wermelskirchen 2019 zehn Fahrräder gestohlen, in diesem Jahr sind es bisher elf.

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