Schulentwicklungsplanung in Wermelskirchen Experten raten zur Gesamtschule

Wermelskirchen · Ob die neue weiterführende Schule einen Neubau am einstigen Realschul-Standort bekommt, ist nicht absehbar. Fachleute halten einen Um- und Ausbau des Schulgebäudes an der Wirtsmühler Straße für möglich.

 Am Standort der Sekundarschule an der Wirtsmühler Straße könnte eine Gesamtschule entstehen.

Am Standort der Sekundarschule an der Wirtsmühler Straße könnte eine Gesamtschule entstehen.

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Es wird eine Gesamtschule sein, die die Sekundarschule in Wermelskirchen ersetzt. Außer des Erhalts der unbeliebten Sekundarschule selbst, ist das alternativlos, denn als Schulträger muss die Stadt eine Schulform anbieten, die alle Begabungsspektren abdeckt. Damit kommt eine Realschule nicht in Frage und für die Einrichtung mehr als einer weiterführenden Schule neben dem Gymnasium reichen die Schülerzahlen nicht aus. Entsprechend empfehlen die Berater von der Projektgruppe Bildung und Region (Biregio) „grundsätzlich in Richtung Gesamtschule zu lenken“. Die Biregio-Gutachter Marvin Schlicht und Wolf Krämer-Mandeau stellten auf der jüngsten Sitzung des Schulausschuss die Schulentwicklungsplanung vor, die sie in drei Schwerpunkte gliederten: die Entwicklung der Schülerzahlen, die Ergebnisse der Elternbefragung sowie die räumliche Situation an den bestehenden Schulen. Einen neuen Ansatz stellte das Biregio-Duo deutlich heraus: Eine Gesamtschule könnte am Standort der jetzigen Sekundarschule an der Wirtsmühler Straße entstehen. Der ursprünglich für die Sekundarschule geplante Neubau am Standort der inzwischen abgerissenen Realschule an der Rot-Kreuz-Straße ist in den Augen der Fachleute unnötig.

Eine Schließung oder Verkleinerung wegen sinkender Schülerzahlen muss in den kommenden Jahren keine Wermelskirchener Grundschule fürchten, denn: „Wir haben die Schülerzahlen der vergangenen sechs Jahre gemittelt und erhalten so 100 Prozent. Auf Basis der Informationen aus dem Melderegister, also der in Wermelskirchen vorhandenen Kinder, ergeben sich in den kommenden Jahren Steigerungen auf bis zu 120 Prozent.“ Zuzug, der nach wie vor in Wermelskirchen eine große Rolle spiele, sei dabei noch gar nicht berücksichtigt. In jüngster Zeit wären bis zu 30 Kinder pro Grundschuljahrgang mit ihren Eltern nach Wermelskirchen zugezogen.

Elf Prozent der Wermelskirchener Grundschüler gehen beim Übergang auf eine weiterführende Schule zur Realschule, 47 Prozent auf ein Gymnasium, acht Prozent auf eine Gesamt- und 29 Prozent auf eine Sekundarschule. „Aktuell sind es nur noch 22 Prozent. In der Tendenz wird die Sekundarschule von Eltern immer weniger gewählt“, stellte Marvin Schlicht fest und fügte hinzu: „Wermelskirchener Schulen sind für Wermelskirchener Kinder. Einpendler gibt es in konstant geringer Zahl, was im Vergleich zu anderen Städten eine Besonderheit des Wermelskirchener Gymnasiums ist.“ Das würde in den nächsten Jahren stabil bei der Fünfzügigkeit bleiben. Eine Sekundar- oder Gesamtschule sehen die Experten bei drei, maximal vier Zügen, wobei im Fall der Gesamtschule davon auszugehen sei, dass sich dort die Oberstufe auf zwei Klassen verkleinert. Mit 90 Kindern in 2020/21 und 89 in 2021/22, die Schulen in anderen Städten besuchen, habe Wermelskirchen „stark nach außen verloren.“ Marvin Schlicht betonte: „Diese Auspendler sind der absolute Ansatzpunkt mit einer inhaltlichen, konzeptionellen Arbeit.“

Als Fazit aus der Elternbefragung bilanzierte Wolf Krämer-Mandeau: „Die Rückläufe sind auswertbar, die Befragung ist in hohem Maße belastbar.“ Sie gebe der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik deutliche Hinweise. Der Wunsch nach dem Besuch ihres Kindes auf einer Realschule beantworten 32 Prozent der Eltern mit „Ja“, 48 Prozent mit „Ja, vielleicht“. Ähnlich bei der Gesamtschule, für die es 79 Prozent an potenziellen Anmeldungen gebe.

Auf Dauer räumlich zu klein seien die Grundschulen in Tente und Hünger, während alle anderen laut Biregio zumindest ein ausreichendes Raumangebot hätten. „Die Schule in Tente braucht vier zusätzliche größere Räume“, rechnete Marvin Schlicht vor und gestand ein, dass eine Vergrößerung des Gebäudes in Hünger „an diesem Standort sehr schwierig“ sei. Doch es müsse eine Lösung gefunden werden.

Eine vierzügige Gesamtschule ist nach Biregio-Einschätzung am Standort der Sekundarschule sehr gut denkbar. „Nach unserer Tendenz müssen die Sanierungsstaus behoben werden, dann ist das ein geräumiges Gebäude, das entwicklungsfähig ist.“ Letztlich müsse die Stadt eine Phase-Null-Planung starten, in der die beiden Varianten Schulneubau sowie Um- und Ausbau des bestehenden Gebäudes mit Kostenschätzung vergleichbar sind.

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