Steigende Energiekosten in Wermelskirchen Energiekrise trifft auch die Altenzentren

Wermelskirchen · Temperaturen werden nicht gesenkt, Heizungen und das warme Wasser nicht abgestellt. In Zukunft stehen den Trägern schwere Entscheidungen bevor.

 carpe diem betreibt zwei Seniorenparks im Stadtgebiet, einen davon in Dabringhausen.

carpe diem betreibt zwei Seniorenparks im Stadtgebiet, einen davon in Dabringhausen.

Foto: UdoTeifel/Udo Teifel

Nicht nur die Stadtverwaltung trifft Vorbereitungen, um auf einen möglichen Lieferstopp von Gas durch Nord Stream 1 gewappnet zu sein; auch der Bauverein reagiert: In den 630 Wohnungen wird die Heizung bis Ende August abgeschaltet. Und was machen die Altenzentren in Wermelskirchen? Klar ist: Vor den Türen macht die Energiekrise nicht Halt.

Im Evangelischen Altenzentrum Vogelsang stellt man sich gedanklich schon auf steigende Preise ein. „Wir verbrauchen jährlich für unser Haus am Vogelsang für rund 100.000 Euro Gas. Damit werden wir wohl 2023 nach den aktuellen Ankündigungen nicht mehr hinkommen“, so die Leiterin der Einrichtung, Heidi Popko. Sie sagt im Gespräch mit der Redaktion sehr deutlich, dass es keine kurzfristigen Maßnahmen geben werde. „Hier wird nicht die Heizung oder das Warmwasser abgestellt.“ Auch werde kein zusätzlicher Beitrag von den Bewohnern verlangt, um künftige Preissteigerungen abzumildern.

„Wir können nur an die Vernunft des Einzelnen appellieren“, so Heidi Popko. Jeder einzelne Bewohner könne in seinen Räumlichkeiten selbstständig die Heiztemperatur regulieren. „Auch die Heizkosten werden über den Pflegesatz abgegolten“, informiert Popko. Der laufe zum 30. September aus. Da werde man sehen, was sich verändere, denn auch die Tarifsteigerung gelte es aufzufangen. Thema werden die Heiz- und Stromkosten ab 2023 auch bei der Herbsttagung der Rheinischen Gesellschaft für Diakonie, dem Träger auch des Altenzentrums Vogelsang. „Da werden wir erfahren, wie es weitergeht“, so Popko.

Schwere Zeiten erwartet auch der Geschäftsführer von carpe diem, Thomas Goetz. Die Gesellschaft für den Betrieb von Sozialeinrichtungen hat ihre Zentrale in Wermelskirchen; an 33 Standorten bundesweit werden Senioren-Parks betrieben, zwei davon in Wermelskirchen und Dabringhausen. In den Häusern werden nicht die Temperaturen gesenkt oder die Heizungen ausgeschaltet, um Energie einzusparen, sagte Goetz im Gespräch mit der Redaktion. Die künftigen Verhandlungen mit Energielieferanten würden sicher schwierig, schätzt er die Lage ein. Denn am Jahresende laufen die Lieferverträge mit garantierter Preisbindung für Gas und Strom aus. „Die fast täglichen Up-Dates, die im vom Energiemarkt bekomme, zeigen uns katastrophale Bedingungen auf. Auf dem aktuellen Stand kostet der Strom heute auf dem Markt das Acht- bis Neufache, Gas das Fünffache. Zu diesen aktuellen Preisen kann ich nicht abschließen“, sagt der Geschäftsführer. Er werde abwarten und hoffe, dass sich die Lage entspanne. Die Bewohner der Altenzentrum brauchten jedenfalls keine Angst zu haben, dass sie kalte Füße bekämen im Winter: „Wir gehören neben Krankenhäusern zu den Einrichtungen, die bis zuletzt mit Gas beliefert werden.“

Wie schwierig die Beurteilung der Energielage ist, macht er an einem anderen Beispiel deutlich. In Dabringhausen gibt es Solarzellen auf dem Dach, so dass dort Wärme produziert werde; an der Adolf-Flöring-Straße habe man vor zehn Jahren ein Blockheizkraftwerk nachgerüstet – aber auf Gas. Damit würde auch die große E-Flotte von carpe diem betrieben. „Wir müssen wohl bald kaufmännisch klären, ob sich E-Autos für uns bei steigenden Strom- und Gaspreisen noch rechnen oder wir doch wieder auf Diesel oder Benzin umsteigen müssen.“

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