Bücherei in Wermelskirchen Eine Nebelmaschine aus der Bibliothek

Wermelskirchen · Die Stadtbücherei hat mit der „Bibliothek der Dinge“ ihr Repertoire erweitert. Das Angebot wird gut angenommen und ausgebaut.

 Die Stadtbücherei hat ihre „Bibliothek der Dinge“ aufgestockt.  Sabrina Ollig (v.l.), Kathrin  Ludwig und Kimberly Lissner (Bufdi) präsentieren das Angebot.

Die Stadtbücherei hat ihre „Bibliothek der Dinge“ aufgestockt.  Sabrina Ollig (v.l.), Kathrin  Ludwig und Kimberly Lissner (Bufdi) präsentieren das Angebot.

Foto: Jürgen Moll

Die Kinder wünschen sich für ihre Festtafel am Geburtstag einen Star-Wars-Kuchen. Mit allem Drum und Dran. Weil die dazugehörige Kuchenform allerdings die meiste Zeit des Jahres im Schrank stehen würde, springt die Stadtbücherei ein: In der großen Glasvitrine gleich neben den Büchern am Eingang finden Besucher eine Star-Wars-Backform – zum Ausleihen. Gleich daneben stehen ein Aktenvernichter, eine Sofortbild-Kamera, ein kleiner Roboter und eine Nebelmaschine.

Seit zwei Jahren erweitert die „Bibliothek der Dinge“ das Angebot der Stadtbücherei. Neben Büchern hat das Team nützliche Dinge des Alltags ins Repertoire aufgenommen. Das Motto: „Leihen und teilen statt kaufen und besitzen“, erklärt Büchereileiterin Katrin Ludwig. Damit reiht sich die „Bibliothek der Dinge“ in die Strategie der städtischen Einrichtung ein: „Wir verfolgen Nachhaltigkeit in allen Dingen“, sagt Katrin Ludwig. Deswegen hat sich die Bücherei im vergangenen Jahr zum ersten Mal um eine Saatgut-Bibliothek bemüht, und deswegen haben auch die Dinge des Alltags zwischen den Büchern einen Platz gefunden. „Es gibt einfach Dinge, die wir viel zu selten nutzen, um sie gleich anzuschaffen“, sagt Katrin Ludwig. Das gilt für die Backform, aber auch für viele andere Themenbereiche.

„Wir haben damals angefangen mit TipToi-Stiften, Toni-Geräten und E-Readern“, erinnert sich die Büchereileiterin. Im Gespräch mit den Kunden kamen dann weitere Ideen ins Spiel: Einer wünschte sich einen Scanner für Dias, ein anderer wünschte sich eine Nebelmaschine für die Ausrichtung einer Geburtstagsparty. Und die Bücherei entschied: Das könnte auch anderen gefallen. „Natürlich haben wir auch klare Grenzen“, sagt Katrin Ludwig. Gefährliche Dinge wie etwa Kettensägen würden nicht aufgenommen. „Und auch Bereiche, in denen wir in Konkurrenz mit heimischen Unternehmen treten könnten, vermeiden wir natürlich“, erklärt sie. So wisse man zum Beispiel um den Werkzeugverleih bei Obi. Die Stadtbücherei spart Werkzeug in der „Bibliothek der Dinge“ also aus.

Bereits kurz nach der Eröffnung nahmen die Kunden der Stadtbücherei das neue Leih-Gut gerne an. Der Aktenvernichter wurde seitdem 25 Mal verliehen. Und auch die Dinge aus dem technischen Bereich zählen viele Ausleihen. Das Keksausstecher-Set für Halloween etwas weniger. „Das spielt eben nur einmal im Jahr eine Rolle“, sagt Katrin Ludwig. Und es gibt auch ein paar überraschende Ladenhüter – wie ein Slackline-Set und ein Wickinger-Spiel. Einige Stücke der „Bibliothek der Dinge“ erfüllen gleich einen doppelten Zweck: Sie kommen bei Workshops und anderen Angeboten der Bücherei zum Einsatz und werden auch zum Verleih angeboten. Das gilt etwa für den „Green-Screen“, der zum Beispiel beim Videodreh eine große Rolle spielen kann.

Jüngst hat das Team der Stadtbücherei den Kunden neue Wünsche erfüllt und die Bibliothek erweitert: Jetzt findet eine Karaoke-Anlage einen Platz in der Vitrine, ein Bike-Ball-Set wurde angeschafft, eine Ukulele kann ausgeliehen werden. „Dazu haben wir übrigens auch das Buch Ukulele-Spielen für Dummies im Bestand unserer Bücherei“, erzählt Katrin Ludwig und lacht. Eine Ergänzung in den Bücherregalen findet sich auch für andere Gegenstände: So hat das Team der Bücherei gerade eine Stanzmaschine für den Bastelbereich zum Verleih angeschafft. Wer Tipps für die kreative Umsetzung sucht, wird ebenfalls bei der Buchauswahl fündig.

Die Saatgut-Bibliothek wird in diesem Jahr übrigens auf neue Beine gestellt: Das Interesse im vergangenen Jahr sei gut gewesen, sagt Katrin Ludwig. Es habe einige Kunden gegeben, die gerne das Saatgut mitgenommen hätten. „Es ist allerdings schwierig, den Tauschgedanken in diesem Rahmen umzusetzen“, sagt sie, „und dabei gleichzeitig im Blick zu haben, welches Saatgut reinkommt.“ Also stellt das Team das Prinzip um – und arbeitet dafür mit dem „Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt“ zusammen. Drei Sorten sollen in diesem Jahr verliehen werden: Wer zu einem Tütchen Melden- oder Tomatensamen greift, registriert die Ausleihe am Ausgang und bringt im Herbst ein neues Tütchen zurück. „Wir stellen uns vor, dass wir die Saatgutbibliothek mit Workshops und Vorträgen begleiten“, sagt Katrin Ludwig.

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