Diamantene Hochzeit in Wermelskirchen „Und seit Corona spielen wir zweimal am Tag im Keller Tischtennis“

Hünger · Gretel und Werner Steinhaus feiern an diesem Montag ihre Diamantene Hochzeit. „Wir haben uns damals einfach gefunden und nie mehr losgelassen“, sagen sie und erzählen von ihrem gemeinsamen Leben. Eine ganz normale Geschichte über die große Liebe.

 „Ich wollte ihn von Anfang an heiraten“: Gretel und Werner Steinhaus lieben ihr Leben in Hünger. Heute feiert das Paar Diamantene Hochzeit.

„Ich wollte ihn von Anfang an heiraten“: Gretel und Werner Steinhaus lieben ihr Leben in Hünger. Heute feiert das Paar Diamantene Hochzeit.

Foto: Theresa Demski

Wenn Gretel und Werner Steinhaus morgens den Regen auf das Dach prasseln hören, dann gucken sie sich manchmal fragend an. Im Raum steht während der Sommermonate dann die unausgesprochene Frage: Pool oder nicht? „Wenn der eine aufsteht, um seine Bahnen zu ziehen, geht der andere mit“, sagt Gretel Steinhaus und lacht. Das gilt eigentlich für jedes Wetter. „So beginnt von Mai bis Herbst unser Tag“, sagt Werner Steinhaus, „wir ziehen gemeinsam ein paar Runden im Pool im Garten.“ Am vergangenen Wochenende haben Gretel und Werner Steinhaus begonnen, das Wasser einzulassen.

In den vergangenen 60 Jahren haben die beiden viele dieser kleinen Gewohnheiten entwickelt – wie den regelmäßigen Spaziergang um die nahe Talsperre, das Rummikubspiel am Abend. „Und seit Corona spielen wir zweimal am Tag im Keller Tischtennis“, erzählt die 83-Jährige und zwinkert ihrem Mann ein bisschen schelmisch zu. „Sie jagt mich von einer Ecke in die andere“, sagt er und lacht fröhlich zurück. Nach all den Jahren wird das unsichtbare Band zwischen Gretel und Werner Steinhaus zuweilen für andere sichtbar – wenn sie von ihrem Leben erzählen, von ihrer Liebe und von ihren Anfängen.

„Ich wusste eigentlich sofort, dass ich ihn heiraten wollte“, erzählt Gretel Steinhaus. Sie kannte den Bäcker aus Hünger bereits von den Besuchen mit Brot und Brötchen an der Haustüre ihrer Familie in Tente. „Aber kennengelernt haben wir uns bei einer Familienfreizeit der Gemeinde“, sagt er. Es habe noch ein bisschen gedauert, bis sie dann wirklich zusammengefunden hätten. „Aber als wir uns einmal gefunden hatten, ließen wir uns nicht mehr los“, sagt sie.

 Sie kannte ihn schon, weil er als Bäcker das Brot auslieferte. „Gefunkt“ hat es erst später. Am 10. Mai 1961 gaben sich Gretel und Werner Steinhaus das Ja-Wort.

Sie kannte ihn schon, weil er als Bäcker das Brot auslieferte. „Gefunkt“ hat es erst später. Am 10. Mai 1961 gaben sich Gretel und Werner Steinhaus das Ja-Wort.

Foto: Steinhaus

Er war mit seinen Eltern und der großen Schwester in Hünger aufgewachsen, hatte schon als Kind den CVJM und das Gemeindeleben kennengelernt und sowohl in der Backstube als auch bei der heimischen Landwirtschaft mit angepackt. Sie war mit acht Geschwistern in Tente groß geworden. „Und als Werner dazu kam, sind wir am Tisch einfach etwas näher zusammengerückt“, sagt sie. Das seien schöne Jahre gewesen, befinden beide. „Das war einfach meine Wellenlänge“, erzählt Werner Steinhaus, „diese große Familie hat mich direkt fasziniert.“

Ihr Vater zögerte dann auch nicht, als Werner Steinhaus schließlich in der Bandweberei um ihre Hand anhielt. „Wir haben in der Küche dann einen darauf getrunken“, erzählt der heute 88-Jährige und grinst. Am 10. Mai 1961 wurde geheiratet – vor genau 60 Jahren. Im Haus seiner Eltern begannen sie ihr gemeinsames Leben: Sie bauten an, verwandelten den alten Kuhstall in ihr eigenes Zuhause. 1962 kam Tochter Ina zur Welt, drei Jahre später Tochter Anke und 1969 dann Tochter Claudia. „Unsere Mädchen“, sagt Gretel Steinhaus. Familie blieb der Anker in ihrem Leben. „Und auch sonst hatten wir immer was am Gang“, erzählt sie.

Er ging in den Männerkreis, zum Handball und zum Turnen, packte immer dann mit an, wenn CVJM und Gemeinde tatkräftige Unterstützung brauchten. Sie gründete den Frauenkreis mit und besuchte bis zur Coronakrise auch die Gymnastikgruppe. Enge Freundschaften entstanden.

Dann sattelte Werner Steinhaus beruflich um – eine Mehlallergie ließ es nicht zu, dass er weiter als Bäcker arbeitete. Erst Jahre später kehrte er in die heimische Backstube zurück: für die Waffelteil und Keksmanufaktur, die inzwischen ihr Enkel Kevin übernommen hat. „Wir haben gemeinsam gebacken, ich habe auf den Wochenmärkten verkauft und meine Frau hat sich um die Buchhaltung gekümmert“, erzählt Werner Steinhaus, „und hinter den Kulissen helfen wir auch heute noch mit.“

Als die Kinder erwachsen geworden waren, nahmen sich Gretel und Werner Steinhaus Zeit für Reisen – reisten nach China und Kanada, Tibet und Nepal. Und jedes Mal kehrten sie glücklich in ihre eigene, kleine Oase nach Hünger zurück. „Hier sind wir Zuhause“, sagt er und deutet auf den weiten Blick bis nach Köln. Und dann zeigt er zum Garten: Er kümmert sich um die Gemüsebeete, um Kartoffeln, Bohnen und Salate. Sie kocht. „Und jeden Mittag, seit 60 Jahren, sage ich ihr, wie gut es mir bei ihr schmeckt“, sagt Werner Steinhaus lächelnd.

Ihren großen Jubeltag können sie nun wegen der Corona-Pandemie – ganz anders als geplant – nicht feiern. Ihre Töchter haben eine Überraschung angekündigt. Der besondere Tag soll schließlich nicht einfach verstreichen. Was sie so lange zusammengehalten habe? „Wir ergänzen uns einfach“, sagt sie. Wenn sie noch zögere, gehe er die Dinge schon entschlossen an und nehme sie mit. „Und am Ende des Tages sage ich ihr, dass ich sie liebe“, sagt Werner Steinhaus. Heute wie damals.

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