Aktion im Gemeindehaus Hünger Zusammen isst man weniger allein

Wermelskirchen · Einmal im Monat stellen sich Eckhard Theiß und Rade Matic im Gemeindehaus Hünger an den Herd und zaubern ein Drei-Gänge-Menü. Zu Gast sind dann Menschen, die auch mal in Gesellschaft essen möchten.

 Einmal im Monat kochen Rade Matic (l.) und Eckhard Theiß für das Angebot „Zusammen isst man weniger allein“.   Foto: Jürgen Moll

Einmal im Monat kochen Rade Matic (l.) und Eckhard Theiß für das Angebot „Zusammen isst man weniger allein“. Foto: Jürgen Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Es duftet nach gebratenem Cordon Bleu, nach Lauch – und Gastfreundschaft. Eckhard Theiß hat sich die Schürze umgeschnallt und wendet vorsichtig die großen Fleischstücke. „Fertig“, befindet er dann und beginnt, das knusprige Cordon Bleu auf ein Blech zu legen, damit es im Ofen auf seinen Einsatz warten kann. Währenddessen rührt Rade Matic noch mal durch die Lauchsuppe. „Die habe ich schon gestern Abend gekocht“, sagt er. Und sie geht heute als erstes raus.

Wer den beiden Männern im Gemeindehaus im Hünger beim Kochen zusieht, der entdeckt schnell: Hier ist ein eingespieltes Team im Einsatz. Die beiden plaudern gerne miteinander, brauchen aber in der Küche sonst nicht viele Worte. Sie packen an, wo Arbeit nötig ist. Inzwischen mischt Rade Matic den Endiviensalat. „Der muss richtig matschig sein“, sagt er. „Nur dann ist er gut.“ Deswegen haben die beiden den Salat besonders klein geschnitten und ihm viel Soße gegönnt.

Matic ist gelernter Koch und Konditor. Wahrscheinlich klingelte auch deswegen vor fünf Jahren bei ihm das Telefon – genauso wie bei dem passionierten Hobbykoch Eckhard Theiß. Pfarrerin Almuth Conrad fragte beide, ob sie sich vorstellen könnten, ein neues Gemeindeangebot zu unterstützen: Einmal im Monat sollten Menschen, die sonst häufig alleine essen müssen, zum gemeinsam Mittagessen ins Gemeindehaus eingeladen werden – unter dem Motto „Zusammen isst man weniger allein“. Die beiden sagten zu – genauso wie Christel Scheidler, die nach zwei Jahren altersbedingt ausschied.

Nun kochen also noch Eckhard Theiß und Rade Matic. Um 9 Uhr am Morgen treffen sie sich an ihren Kochtagen zum Vorbereiten – eingekauft haben sie dann bereits. Schnibbeln, schälen, vorbereiten: „Wir kochen für 25 Personen“, sagt Theiß. „Da braucht man für diese Dinge Zeit.“ Und weil die beiden jeden Stress vermeiden wollen, bereiten sie immer mal wieder auch schon zu Hause Köstlichkeiten vor.

Um kurz vor Zwölf kommen die Gäste. „Wissen Sie, es tut gut, nicht alleine zu essen“, sagt Gerhild Müller. Sei man älter geworden und lebe alleine, rufe man manchmal einfach Leute an, um am Tag mal gesprochen zu haben. „Hier können wir zusammen schwatzen, zusammen essen und manchmal sogar Pläne schmieden“, sagt sie. Die Kapazitätsgrenze beim monatlichen Mittagstisch ist allerdings erreicht. Denn die Nachfrage ist groß, und die Köche wollen im gemütlichen Cafébereich bleiben und alle Gäste an einer großen Tafel unterbringen. Das sorgt für eine gute Atmosphäre beim Mittagsessen.

Almuth Conrad spricht noch ein Gebet, dann wird die dampfende Suppe serviert. „Das Essen ist klasse“, sagt Gerda Wistorf. Sitznachbarin Gerhild Müller fügt hinzu: „Das ist gut bürgerliches Mittagessen. So wie wir es mögen.“ Selten gab es in den vergangenen fünf Jahren mal die gleiche Speisenfolge. Rade Matic und Eckhard Theiß lassen sich jeden Monat etwas Neues einfallen. „Manchmal nehmen wir auch Wünsche an“, sagt Theiß und lacht. Grünkohl oder Gans mögen die Senioren gerne. Aber auch der Endiviensalat kommt gut an, zum Nachtisch gibt es heute Kuchen. Danach servieren Eckhard Theiß und Rade Matic noch Kaffee und Plätzchen. „Wir kochen gerne und wir freuen uns, wenn die Augen der Besucher strahlen“, sagen die Köche. „Genau deswegen machen wir mit.“

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