Kultur in Wermelskirchen Alternative Country-Klänge im Haus Eifgen

Wermelskirchen · Es war ein hinreißendes Doppel-Konzert vor leider magerer Kulisse - Claire Kelly aus Nashville und Rodeo FM aus Berlin-Kreuzberg hatten trotzdem ihren Spaß im Haus Eifgen.

 Claire Kelly hat eine zuckersüße Stimme, die aber auch eine unterschwellige Kraft und innere Stärke besitzt.    Foto: Veranstalter

Claire Kelly hat eine zuckersüße Stimme, die aber auch eine unterschwellige Kraft und innere Stärke besitzt. Foto: Veranstalter

Foto: Veranstalter

Es ist immer schade, wenn großartige Künstler vor nur einer Handvoll Zuschauern auftreten. Denn in der Regel sagt das nichts über die Qualität der Musik aus. So etwa auch am Freitagabend im Haus Eifgen, als die sympathische Sängerin und Gitarristin Claire Kelly aus Nashville als erste von zwei Künstlern die Bühne betritt und ihre brandneues Extended Play „Hopeful Romantic“ präsentiert. Da sind im Publikum gerade einmal knapp 20 Gäste, die aber dafür später sagen können, dass sie Zeugen einer intensiven und intimen Performance geworden sind. Klar, es gibt nicht wenige junge Frauen mit Gitarre und liebreizender Stimme – und doch, wenn man schon die eine oder andere gehört hat, weiß man die Besonderen zu schätzen. Und Claire Kelly ist eine Besondere.

Denn wie sie da auf dem Stuhl auf der Bühne sitzt, die Gitarre leger auf dem Schoß, und ihre Songs singt – das wirkt so natürlich, so selbstverständlich und zugleich auch so leidenschaftlich. Ihre Stimme ist zuckersüß und hat doch eine unterschwellige Kraft und innere Stärke. Da passt es natürlich, dass sie, mit beeindruckender Nonchalance, mit „Ring Of Fire“ einen der größten Hits des großen Johnny Cash spielt. Aber auch die eigenen Songs, wie etwa „Running Out“, fallen da kein Stück ab, sondern zeigen eine selbstsichere Musikerin, die ein größeres Publikum nicht nur verdient hat, sondern über kurz oder lang auch ganz sicher haben wird. Und dann kann man sagen: „Damals, im Haus Eifgen, vor 20 Zuschauern, was für ein Konzert…“

Nach einer knappen Dreiviertelstunde und einer Zugabe ist leider schon Schluss, Claire Kelly verlässt die Bühne. Aber nach einer kurzen Pause geht es auch schon ganz ähnlich – und doch ganz anders – weiter. Denn die Kreuzberger Band Rodeo FM betritt gegen 21 Uhr die Bühne. Oder zumindest deren Hälfte, denn die Alternative-Country-Band tritt an diesem Abend als Duo auf. Pat Carter und Luis de Cicco kommen mit zwei Gitarren, Cowboyhut und einer gewissen Schnoddrigkeit auf die Bühne. Gepaart mit etwas Melancholie ergibt das eine gelungene Fortsetzung, eine männliche Ergänzung, zur vorher von Claire Kelly gebotenen weiblichen Perspektive.

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Foto: Martin Oberpriller

Es ist eine ähnliche musikalische Richtung, die beide Auftritte verbindet. Intime Singer-Songwriter-Musik, Americana trifft auf Country-Elemente, es ist das Versprechen einer heilen Welt, hinter dem sich aber der Schmerz, die Last und das Anstrengende eines ganzen Lebens verbergen. „It Ain‘t New“, so heißt ein Song. Und das ist natürlich auch als ein Kommentar zum Weltgeschehen zu verstehen. „Damit beschäftigt sich auch unsere neue Platte und deren Titelsong ‚Right Wing Planet‘“, sagt Pat Carter. Denn bei aller musikalischer Heimeligkeit – inhaltlich haben Rodeo FM ganz klar das Herz am linken Fleck und prangern Sexismus genauso an wie die Tatsache, dass Menschen diffamiert werden, die sich fürs Klima einsetzen, oder dass Menschen im Mittelmeer ertrinken.

Und flugs ist man in einem hochpolitischen und gesellschaftskritischen Kontext unterwegs. Was man bei der lieblichen Musik durchaus vergessen könnte. Dabei ist gerade die Songwritermusik oftmals enorm politisch. Schließlich hatte schon der große Woodie Guthrie ab 1943 diesen Spruch auf seiner Gitarre stehen: „Diese Maschine tötet Faschisten.“

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