Marike Steinacker Kräfte sammeln für den großen Wurf

Dabringhausen · Wann immer es die Zeit zulässt, kommt Marike Steinacker nach Dabringhausen. Die Diskuswerferin hat jetzt hat die WM-Norm im Visier.

 Diskuswerferin Marike Steinacker will in dieser Saison noch einmal durchstarten. Um Kraft zu tanken, besucht sie Eltern und Geschwister in Dabringhausen. Dann ist auch die Wiedersehensfreude bei ihrem Hund „Filou“ groß.

Diskuswerferin Marike Steinacker will in dieser Saison noch einmal durchstarten. Um Kraft zu tanken, besucht sie Eltern und Geschwister in Dabringhausen. Dann ist auch die Wiedersehensfreude bei ihrem Hund „Filou“ groß.

Foto: Stephan Singer

Marike Steinacker will es in dieser Leichtathletik-Saison wissen. Die Vorzeichen dafür stehen gut, denn die Wermelskirchener Diskuswerferin, die für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet, hat im April beim SC Neubrandenburg ihre persönliche Bestleistung auf 61,08 Meter gesteigert. Damit verfehlte die 27-Jährige die für die Teilnahme an den Weltmeisterschaften geforderte Weite nur um zwölf Zentimeter. Seit 2015 stand die Bestleistung von Marike Steinacker bei 59,03 Metern, die sie nun deutlich übertraf. Damit katapultierte sich die Studierenden-Vize-Weltmeisterin von 2015 auf den zweiten Platz der aktuellen europäischen Jahresbestenliste. Wenn Marike Steinacker die Zeit findet, besucht sie Eltern, Geschwister und ihren Hund „Filou“ in Dabringhausen – im heimischen Umfeld tankt sie Kraft für den großen Wurf. Dabei hat unsere Redaktion die Leichtathletin zu einem Gespräch getroffen.

Im vergangenen Jahr stand Marike Steinacker vor einer Zäsur. Nach ihrem Vize-Titel aus 2015 konnte sie ihr Niveau zwar halten, aber nicht verbessern. „Die Doppelbelastung mit meinem Studium dürfte ein Grund dafür sein“, schätzt Marike Steinacke, die Designingenieur für Mode in Mönchengladbach studiert, ein. „Ich habe wochenlang nachgedacht und sogar schon abtrainiert“, berichtet die 27-Jährige, die seit zehn Jahren Leistungssport betreibt: „Aber meine damalige Bestmarke von 59,03 Meter wollte ich mit einem 60-Meter-Wurf in dem Jahr, in dem ich abtrete, noch übertreffen.“ Marike Steinacker brachte es vor einem Jahr dann erst einmal auf 58,05 Meter und erinnert: „So ganz ohne besondere Vorbereitung war das eine Überraschung.“

Wie das Leben sprichwörtlich spielt, sprach sie der namhafte Erfolgstrainer Dieter Kollark an, erzählt Steinacker: „Er meinte, dass bei vernünftigem Training deutlich mehr geht, was eine Bestätigung für mich war.“ Die Diskuswerferin erläutert die dann folgende Zäsur: „Das Probetraining bei Kollark war meine letzte Chance. Viele jagen einem Traum hinterher – aber jeder muss sich fragen, was realistisch ist, und es gehört Mut dazu.“ Andere würden in ihrem Alter über Heirat und Kinderkriegen nachdenken, sie hingegen bekäme zwar Unterstützung von ihrem Verein, stünde jedoch ohne Sponsor da.

Den nötigen Mut brachte Marike Steinacker auf: Sie setzte auf die Trainer Kollark-Karte und zog in eine Wohngemeinschaft nach Neubrandenburg, um dort neun Trainingseinheiten pro Woche zu absolvieren. „Anfangs gab es keinerlei Fortschritte – weder bei meinen Werten, noch bei meinen Wurfweiten. Das war Zähne-zusammen-beißen.“ Ihr Studium lässt Marike Steinacker für die Leichtathletik zur Zeit ruhen: „Das geht, weil ich weit fortgeschritten bin.“ Die ersehnten sportlichen Fortschritte stellten sich schließlich im Februar diesen Jahres ein. Bisheriger Höhepunkt: das deutliche Überwerfen der 60-Meter-Marke im April. Die 27-Jährige, die die Realschule in Wermelskirchen und dann das Landrat-Lucas-Sportgymnasium in Leverkusen besuchte, hat jetzt ein klares Ziel vor Augen: „Die WM-Norm von 61,20 Metern will ich knacken – Träume und Ziele braucht jeder Sportler.“

Will Marike Steinacker für Deutschland zur Weltmeisterschaft, muss sie sich gegen starke Konkurrenz durchsetzen. Der Ein-Kilogramm-Wettbewerbs-Diskus (im Training werden schwerere benutzt) muss in der Saison, die offiziell am 26. Mai beginnt, nicht nur 61,20 Meter weit fliegen, weiß Marike Steinacker: „Es gibt drei Plätze im deutschen WM-Kader. Wer dazu gehören will, muss im Verlauf der Saison auch eine nach oben verlaufende Formkurve zeigen.“

Die Kosten für ihren Leistungssport trägt Marike Steinacker selbst – es geht an das Ersparte, Studenten-Bafög hilft. Gute Ernährung und lange Autofahrten schlagen zu Buche, genauso die regelmäßige Physiobehandlung. Für das Trainingslager, in dem sich Marike Steinacker gerade intensiv auf die anstehenden Wettkämpfe vorbereitet, fallen 300 Euro an. „Ich suche dringend Sponsoren. Gerade jetzt ist Unterstützung wichtig – bei mir wird dieses Jahr einiges gehen“, ist Marike Steinacker voller Elan.

Die Heimkehr nach Dabringhausen, wann immer es die Zeit zulässt, bedeutet Marike Steinacker viel: „Hier sind meine Eltern und meine beiden Schwestern sowie mein Hund. Ich bin total verliebt in das Bergische Land.“ In Wermelskirchen seien schöne Erinnerungen verwurzelt, beim Spaziergang kenne sie jeden Baum. „In Dabringhausen ist es Erholung für mich“, sagt Marike Steinacker lächelnd: „Im Sport kommt es auf jede Kleinigkeit an, da muss alles stimmen.“

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