Tafel in Wermelskirchen Kosten und Kundenzahl steigen an

Wermelskirchen · Aktuell versorgt die Tafel 362 Haushalte – das sind 140 mehr als noch im Vorjahr. Neben dem starken Anstieg der Bedürftigen kommen die Standortprobleme hinzu. Bürgermeisterin Lück hat ihre Hilfe zugesagt.

 Brigitte Krips ist die Vorsitzende der Tafel.

Brigitte Krips ist die Vorsitzende der Tafel.

Foto: Jürgen Moll

Bei der Tafel folgt eine Herausforderung auf die nächste: „Wir kommen dabei manchmal an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit“, befand Vorsitzende Brigitte Krips während der Jahreshauptversammlung – und dachte dabei vor allem an die jüngste Aufgabe. Seit März sorgt der Ukrainekrieg für einen sprunghaften Anstieg der Kunden der Tafel. Registrierte der Verein im vergangenen Jahr noch 221 Haushalte mit 650 Personen, zählt er in diesem Jahr bereits 362 Haushalte mit 1059 Personen. „Es gab Tage, da haben wir von 8 bis 15 Uhr Neuregistrierungen vorgenommen“, erzählte Helga Hecht-Nowotnick, zweite Vorsitzende der Tafel.

Gelegentlich halfen dabei Dolmetscher, manchmal gelang eine Verständigung auf Englisch. Vor allem ein Blick auf die Zusammensetzung der Haushalte zeige, dass der sprunghafte Anstieg vor allem mit der Flucht vieler Mütter und Kinder aus der Ukraine zusammenhänge: Denn besonders die Zahl der kleineren Haushalte ist gestiegen. Aktuell werden 76 Zwei-Personen-Haushalte versorgt, im vergangenen Jahr waren es 31. In 74 Haushalten leben drei Personen, das sind 47 mehr als 2021. Auch die Zahl der Einzelpersonen stieg: 101 Singles sind registriert, 18 mehr als im Vorjahr. Dazu kommen 39 Vier-Personen-Haushalte (19) und 72 Fünf-Personen-Haushalte (61). In diesem Jahr versorgt die Tafel 81 Alleinerziehende mit 137 Kindern. „Das ist eine ungewöhnlich hohe Zahl“, sagt Helga Hecht-Nowotnick und führt sie ebenfalls auf den Krieg in Osteuropa zurück. Ein Blick in die aktuelle Statistik zeigt: 152 ukrainische Haushalte sind derzeit bei der Tafel registriert.

„Ich habe nicht den Eindruck, dass aktuell schon viele Menschen, die unter den enormen Preissteigerungen im Handel leiden, den Weg zu uns finden“, sagt Helga Hecht-Nowotnick. Das komme inzwischen gelegentlich vor. An anderer Stelle macht sich die Inflation aber schon viel deutlicher bemerkbar: Die Warenbeschaffung werde immer schwieriger. Schon seit einer Weile deute sich an, dass die Märkte anders planen, zum Beispiel Obst und Gemüse zum kleineren Preis auch noch einen Tag später verkaufen. Dadurch kommt weniger bei der Tafel an. „Wir müssen vor allem bei den Frischwaren mehr zukaufen“, sagt Helga Hecht-Nowotnick, „und die hohen Preise bekommen wir dabei natürlich deutlich zu spüren.“

Gleichzeitig plagt das Team der Tafel das Thema Personal: Die Pandemie und auch die Urlaubszeit würden immer wieder für Personalknappheit sorgen, sagt Helga Hecht-Nowotnick. Die Planung sei schwierig. „Vor allem Springer werden dringend gesucht“, sagt die zweite Vorsitzende der Tafel. Interessierte könnten sich unter Telefon 02196 8824557 oder per Mail an info@wermelskirchener-tafel.de melden. „Die Ehrenamtlichen und Spender ermöglichen überhaupt erst die Arbeit der Tafel“, erinnerte Brigitte Krips.

Unterdessen gibt es auch für das Dauerthema des Vereins noch keine Lösung: Die Standortfrage bleibt ungeklärt. „Nachdem die Perspektive Hauptschulnachnutzung keine Option mehr ist, haben wir die Bürgermeisterin in die Tafel eingeladen“, berichtete die Vorsitzende. Marion Lück habe ihre Unterstützung auf der Suche nach einem neuen Standort zugesagt.

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