Ehrenbürger Manfred Maus wird am Sonntag 85 Obi-Gründer wird am Sonntag 85

Wermelskirchen · Ehrenbürger Manfred Maus feiert am Sonntag Geburtstag. Er beobachtet das Geschehen in der Weltwirtschaft und die Auswirkungen sehr genau. Er ist sicher: Corona hat dauerhafte Auswirkungen auf unsere Strukturen.

 Obi-Gründer Manfred Maus im August 2017:Er feiert am Sonntag seinen 85. Geburtstag.

Obi-Gründer Manfred Maus im August 2017:Er feiert am Sonntag seinen 85. Geburtstag.

Foto: Peter Meuter (pm)

Eigentlich wäre er für einen Vortrag beim Widenmoos-Club, dem führenden Wirtschaftszusammenschluss der Deutschschweiz für Gründer, Führungskräfte und Unternehmer, gewesen. Doch seine Vortragstermine und Teilnahmen an Diskussions-Runden, die er sich nach wie vor nicht nehmen lässt, sind wegen der Corona-Pandemie abgesagt. So traf sich unsere Redaktion unter Einhaltung des gebührenden Sicherheitsabstandes mit Manfred Maus in seinem heimischen Garten. Der Anlass: Wermelskirchens Ehrenbürger und Obi-Gründer wird am Sonntag 85 Jahre alt. Das Zuhause-Sein hindert Maus nicht daran, ein waches Auge auf das Welt-Geschehen, die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die heimischen Gefilde zu haben – via Telefon, E-Mail oder Online-Video-Gespräche pflegt er Kontakte, zu Familie und Freunden, zu Kooperationspartnern und Mitgliedern der zahlreichen Gremien, denen er angehört.

„Neue Ideen und Möglichkeiten der Kommunikation werden derzeit erprobt wie nie zuvor“, sagt Maus, und dabei sei ein gehobenes Alter kein Hinderungsgrund. Der lebenserfahrene Unternehmer konstatiert aber auch: „Was wir gerade erleben, ist unfassbar, das hätte ich vor vier Wochen nicht erwartet – wir müssen zusehen, dass wir die Konsequenzen in den Griff bekommen.“
Maus ist fest überzeugt, dass die Folgen der Corona-Pandemie dauerhafte Auswirkungen „auf unsere Strukturen“ haben werden: „Beispielsweise Homeoffice bekommt gerade einen Schub, der nicht mehr gänzlich umgekehrt werden wird.“ Dadurch werde der Verkehr weniger, was wiederum gut für die Natur sei, jedoch negativ für die Automobil-Industrie. Leistungen von jungen Menschen in Führungspositionen würden längst global gesehen und bewertet: „Entsprechend müssen sie denken.“ Spätestens durch Corona würde das deutlich: „Es wird ein Nachdenken geben: Muss ich eine Produktion meiner Firma in das Ausland verlagern?“

 Im heimischen Garten geht's auch ohne Krawatte. Manfred Maus ist derzeit viel zuhause, seine üblichen Vortragstermine sind allesamt abgesagt.

Im heimischen Garten geht's auch ohne Krawatte. Manfred Maus ist derzeit viel zuhause, seine üblichen Vortragstermine sind allesamt abgesagt.

Foto: Stephan Singer

Die aktuelle Pandemie habe die Abhängigkeit von importbasierten Zuliefer- und Produktionsketten vehement zutage treten lassen. „Das geht so nicht weiter. Die Software-Entwicklung stammt aus Amerika oder Japan – können wir uns das erlauben?“, fragt Maus nachdenklich. Und weiter: „Bereits heutzutage kommen zwei mit Containern voll beladene Güterzüge wöchentlich aus China in Duisburg an. China will Weltmacht werden, unter anderem mit dem Bau der neuen Seidenstraßen-Zugverbindung.“ Maus wird vehement: „China will uns vorschreiben, wie wir unser Land führen sollen. Das würde in einer Katastrophe enden.“

 Manfred und Enne Maus bei einer Vernissage mit Justus Bustorff (l.) im November 2005 im Bürgerzentrum. (l.).

Manfred und Enne Maus bei einer Vernissage mit Justus Bustorff (l.) im November 2005 im Bürgerzentrum. (l.).

Foto: Dörner, Hans (hdo)

Dabei malt der Jubilar nicht „schwarz“, sondern versteht sich als Mahner, der auf christliche Werte pocht. Diese gäben Orientierung in einer sich dramatisch verändernden Welt und dürften aus der Wirtschaft nicht ausgeklammert werden. „Vertrauen, Pünktlichkeit, Toleranz, Konsequenzen erkennen und konsequent sein“, sagt Maus. Der christliche Glaube sichere die Kraft, aus Krisen, deren Folgen es rechtzeitig zu erkennen gelte, Chancen zu machen: „Es gibt kein Leben ohne Leiden – sowohl die Geburt als auch der Tod sind mit Schmerz verbunden.“ Mit Blick auf seine erfolgreiche Unternehmer-Laufbahn bilanziert Maus: „Nichts entsteht, ohne Widerstände zu überbrücken.“

Natürlich wäre auch für ihn das ungewohnte Kommunizieren in diesen Tagen eine Herausforderung, aber: „Das Feedback ist mir wichtig.“ Maus interessiert genauso die Sichtweise seiner sechs Enkelkinder, die in Köln und im Allgäu leben. Seine jüngste Enkelin Sofia (13 Jahre) hat am gleichen Tag wie der Großvater Geburtstag – üblicherweise wird gemeinsam gefeiert, in diesem Jahr nur digital von zu Hause aus. „Statt in einem aus Sicht meiner Enkelin abgehobenem Restaurant zu feiern, waren wir im vergangenen Jahr auf ihren Wunsch hin in einer Kölner Sportbar“, erzählt Maus: „Das war für mich überhaupt kein Problem, ich respektiere die Anliegen anderer – das ist immer wichtig.“ Von dieser Erfahrung habe er anderen Unternehmern berichtet und diese hätten unverständlicherweise mit Kopfschütteln reagiert: „Die meinten, ich hätte mich von meiner Enkeln bevormunden lassen.“ Typisch für Maus, dass er auch daraus eine Lehre zieht: „Autoritäre Führung gibt es heutzutage immer noch. Das ist nicht gut. Für Unternehmen lassen sich damit keine Nachwuchskräfte gewinnen.“

Für Arbeitnehmer müsse Flexibilität die Devise sein, schätzt Maus: „Wenn sich die Welt verändert, muss ich etwas anderes machen.“ Von einer solchen Veränderung berichtet er: „Bei einem Besuch im größten Baumarkt der Welt in Atlanta begrüßte mich ein Roboter, fragte mich, was ich suche und führte mich zur Abteilung mit dem Artikel.“ Das wäre dort erst ein Versuch, aber: „Der Roboter wird nicht aufzuhalten sein. Das kostet ohne Zweifel Arbeitsplätze.“ Ein aktuelle Beispiel für Flexibilität führt Maus an: „Die schwedische Fluggesellschaft SAS hat mit staatlicher Unterstützung 1000 Flugbegleiterinnen innerhalb von drei Tagen zu Altenpflege-Hilfen ausgebildet, die in der Corona-Lage helfen.“

Die derzeitigen Ausfälle seiner Vorträge bringen Maus nicht aus der Fassung: „Das geht ja nicht nur mir so. Eigentlich bin ich fast täglich unterwegs.“ Er ergänzt: „Arbeit ist etwas Positives. Ich habe Arbeit nie als Maloche empfunden, weil ich Sinn und Freude darin gesehen habe.“

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