kfd in Wermelskirchen „Es gibt nicht die eine Aufgabe“

Interview | Wermelskirchen · In Wermelskirchen gibt es gleich zwei kfd-Gruppen. Die beiden Vorsitzenden sprechen über die Ziele und Aufgaben der Frauengemeinschaft.

 Ingrid Freud-Lück ist Vorsitzende der kfd St. Apollinaris.

Ingrid Freud-Lück ist Vorsitzende der kfd St. Apollinaris.

Foto: Privat

Frau Freund-Lück, Frau Vogt, warum gibt es in Wermelskirchen eigentlich zwei kfd-Ortsgruppen?

Ingrid Freund-Lück Es gibt nicht die eine kfd Wermelskirchen, sie bestehen nebeneinander. Die kfd hat ihre Heimat in der Pfarrei, in der sie mitwirkt und sich engagiert. Die kfd St. Apollinaris hat ihren Ursprung im katholischen Mütterverein, der 1928 in der Siedlung Grunewald gegründet wurde.

 Martina Vogt ist Vorsitzende der kfd St. Michael.

Martina Vogt ist Vorsitzende der kfd St. Michael.

Foto: Privat

Martina Vogt Die beiden Pfarrgemeinden waren bei der Gründung der jeweiligen kfd-Gruppe selbstständig, deswegen gibt es auch die beiden Gruppen. Der Christliche Mütterverein St. Michael wurde im September 1900 gegründet.

Inwiefern unterscheiden – oder auch: ergänzen – sie sich?

Freund-Lück Alle kfd Frauen, egal wo in Deutschland, eint das gleiche Leitbild. Wir setzen uns für die Interessen von Frauen in Kirche, Politik und Gesellschaft ein. Für die kfd St. Apollinaris heißt das: Wir unterstützen uns gegenseitig, nehmen an überregionalen Veranstaltungen teil, geben Hilfestellung und stehen im Austausch.

Vogt Wir treten schwesterlich für die gemeinsamen Ziele der kfd ein. Die Sternwallfahrt der Frauen nach Altenberg wird gemeinsam organisiert. Auf Pfarrebene gibt es durch die räumliche Entfernung keine Überschneidungen, da die Mitglieder am liebsten zu den Veranstaltungen der örtlichen kfd gehen.

Was ist die kfd eigentlich?

Vogt kfd heißt Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands. Sie ist der größte Frauenverband auf Bundesebene und hat aktuell etwa 450.000 Mitglieder.

Freund-Lück Nach unserem Leitbild sind wir ein Frauenort in der Kirche, offen für Suchende und Fragende. Unsere Ziele sind etwa: Die bewegende Kraft des Glaubens erlebbar zu machen, der Einsatz für die gerechte Teilhabe von Frauen in der Kirche oder die Stärkung von Frauen in ihrer Einzigartigkeit und in ihren jeweiligen Lebenssituationen.

Vogt Die kfd unterstützt durch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit ihre Mitglieder in Familie, Beruf und Gesellschaft. Sie bietet durch spirituelle Impulse Anstöße im Glauben.

Welche Aufgaben übernehmen Sie in der Kirchengemeinde?

Freund-Lück Es gibt nicht die eine Aufgabe.

Vogt Wir kfd-Frauen helfen, wo wir benötigt werden. Wir bereichern das Leben in der Pfarrei durch besondere Gottesdienste, Vorträge (beim Frauenfrühstück) und Veranstaltungen wie Oasentage und Ausflüge, die für alle Frauen der Pfarrgemeinde offenstehen. In St. Michael unterstützen wir durch die Brotbackaktion im Herbst jedes Jahr eine andere Initiative und bieten unterschiedliche Gruppentreffs an.

Freund-Lück Wir sind als Lektorinnen und Kommunionhelferinnen im Gottesdienst aktiv, leiten Wortgottesdienste im Seniorenheim, sind Firm- und Kommunionkatechetinnen, sitzen im Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat und Ortsausschuss.

Welche Aufgaben hat die kfd bundesweit?

Vogt Auf Bundesebene wirkt sie am Entwurf von Gesetzen mit. So hat sie erfolgreich für die Erhöhung der Rentenpunkte bei Frauen mit Kindern gekämpft. Ihre Ziele sind die Anerkennung von Ehrenamts- und häuslicher Pflegearbeit. Sie ist Partnerin der Bischöfe bei allen Fragen, die Frauen betreffen, und nimmt am Synodalen Weg teil. Seit 2018 initiiert sie die Aktion #machtlichtan, um Licht ins Dunkel der Missbrauchsvorfälle zu bringen.

Wer engagiert sich in der Wermelskirchener kfd?

Freund-Lück In St. Michael und St. Apollinaris engagieren sich viele wundervolle und tolle Frauen, die sich mit viel Herz für ihre Gemeinde und darüber hinaus einsetzen. Sie kommen aus allen Altersgruppen, wobei die unter 40-Jährigen leider nicht mehr so stark vertreten sind. Auch spielt es keine Rolle, welcher Konfession frau angehört.

Vogt Ich möchte keine einzelnen Namen nennen, da jede Frau wichtig ist. Die Gruppen der kfd haben wie jeder Verein auf allen Ebenen Vorstandsfrauen, Kassiererinnen und Schriftführerinnen. Es gibt in St. Michael eine Runde von Mitarbeiterinnen, die Ideen und ihre Umsetzung besprechen. Sie sind ganz nah bei den Frauen, weil sie die Mitgliederzeitschrift „Junia“ persönlich austragen. „Junia“ hieß jahrzehntelang „Frau und Mutter“. Nun ist sie nach einer aktiven Frau aus den frühen Christengemeinden benannt, die fälschlicherweise bis zur Zeit der neuesten Forschungen Junias genannt wurde, weil für die Übersetzer der Bibel eine Frau in dieser Position nicht vorstellbar war

Können bei der kfd auch Männer mitarbeiten?

Freund-Lück Natürlich. Für körperliche Arbeit wie zum Beispiel Stühle stapeln sind sie immer herzlich willkommen…

Vogt Es gibt seit einigen Jahren eine Fördermitgliedschaft bei der Bundes-kfd, aber nicht auf örtlicher Ebene. Also keine direkte Mitarbeit.

Wie sieht das Gemeinschaftsleben in Corona-Zeiten aus?

Freund-Lück Da ein Großteil unserer Mitglieder zur Risikogruppe gehört, ist das aktive Gemeinschaftsleben fast völlig zum Erliegen gekommen. Der Kontakt wird aufrechterhalten durch WhatsApp-Gruppen, Telefonate, Rundschreiben und dem Besuchsdienst, der an der Haustür mit Abstand ein paar Worte wechselt.

Vogt Es ist in diesen Zeiten auch bei uns fast zum Stillstand gekommen. Planungsarbeit findet nur per E-Mail statt. Zum Glück sind in der Katholischen Kirche im Erzbistum Köln Präsenzgottesdienste erlaubt. Deshalb haben wir im Advent eine Frauenandacht angeboten und werden in der Fastenzeit wie immer den Kreuzweg beten. Durch Tütenaktionen versuchen wir, den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten. Im September gab es eine Märchenwanderung um die Remscheider Talsperre.

Können Sie zum Weltgebetstag der Frauen am 5. März eine Veranstaltung anbieten?

Freund-Lück Leider nein. Wir verschicken einen ausführlichen Infobrief zum diesjährigen Thema und weisen auf die Möglichkeit der Teilnahme am offiziellen Online-Gottesdienst hin.

Vogt Ja, am Freitag, 5. März, feiern wir um 18 Uhr in unserer Kirche St. Michael den Weltgebetstag mit den üblichen Hygieneregeln – Maske, Abstand und Desinfektion. Jedes Jahr wechselt unter den Konfessionen der Ausrichter. Die Teilnahme ist nur nach telefonischer Voranmeldung möglich, entweder bei mir (Tel. 02196 83186) oder bei Frau Engels (Tel. 02196 5563) bis einschließlich 1. März. Auf das ansonsten übliche gemütliche Beisammensein im Anschluss müssen wir leider verzichten.

Was genau ist der Weltgebetstag der Frauen und was bedeutet er Ihnen persönlich?

Vogt Der Weltgebetstag hat das Ziel, informiert zu beten. Er ist die größte und älteste weltweite ökumenische Frauenbewegung. Der Weltgebetstag ist ein Zeichen für gelebte Ökumene! Jedes Jahr gestalten Frauen aus einem anderen Land den Gottesdienst. Sie sprechen von ihren Hoffnungen und ihr Vertrauen auf Gott. Dieses Jahr stellen Frauen aus Vanuatu, einem Inselstaat im Pazifik, die Frage „Worauf baust du?“ Das Land leidet unter Zyklonen und Erdbeben, aber das schlimmste ist der steigende Wasserspiegel, der in absehbarer Zeit einige Inseln überfluten wird. Wie die Menschen es schaffen, trotz dieser Bedrohung einen festen Halt im Glauben zu finden, bewegt mich sehr.

Freund-Lück Ich fühle mich zutiefst verbunden mit den Menschen rund um die Welt, die gemeinsam mit mir um Frieden und Gerechtigkeit beten. Das stärkt mich und gibt mir Hoffnung für die Zukunft.

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