Karneval in Wermelskirchen Dhünnsche Jecken eröffnen die Session

Dhünn · Volles Haus im Golfclub, die Tanzgarde auf der Bühne und hochkarätige Gäste: Mit einem Feuerwerk startete die fünfte Jahreszeit der Dhünnschen am Freitagabend.

Die Stimmung war prächtig, erst recht beim Einmarsch vom Männerballett der Dhünnsche Jecken.  Foto: Jürgen Moll

Die Stimmung war prächtig, erst recht beim Einmarsch vom Männerballett der Dhünnsche Jecken. Foto: Jürgen Moll

Foto: Jürgen Moll

Als die Mädels von der Tanzgarde die ersten Orden verteilen, sind die schweren Jahre für einen Augenblick vergessen. Es wird gebützt und getuscht. Und Mayk Dinstühler blickt ganz glücklich auf das kleine, metallene Schiff, das einen Platz um seinen Hals gefunden hat. „Wir sind wieder auf Kurs“ haben die Dhünnschen Jecken über die neue Session geschrieben. Der Orden sieht aus wie ein Wikingerschiff. „Und hier oben haben wir eine kleine Friedenstaube versteckt“, verrät Geschäftsführer Dinstühler später, „auch wenn die Politik im Karneval ja eigentlich nichts zu suchen hat.“

Die Jecken feiern wieder. Und die Erleichterung, dass ihnen die Pandemie in diesem Jahr zumindest für den großen Auftakt keinen Strich durch die Rechnung gemacht hat, ist greifbar. „Lasst euch fallen und feiert schön“, ruft Vorsitzender Volker zu Bergen. Dafür haben die Dhünnschen Jecken die besten Voraussetzungen geschaffen: Die Tanzgarde und das Männerballett sind in ihre Röcke geschlüpft, Thorsten Blasberg hat am Mischpult Tuschs, Musik für Einzüge und Karnevalsklassiker vorbereitet und hinter der Bühne warten schon große Namen aus dem Karneval. Die Saisoneröffnungsfeier der Dhünnschen Jecken fällt in diesem Jahr deutlich großzügiger aus – weil die Karnevalisten die Sitzungsparty für das nächste Jahr sicherheitshalber abgesagt haben.

Um genug Platz zu haben, sind die Jecken zum ersten Mal in ihrer Geschichte dafür über die eigene Dorfgrenze getanzt und haben in den Golfclub Dreibäumen eingeladen. Für die Tanzgarde allerdings entpuppen sich die niedrigen Decken als echte Herausforderung. Vor vollem Haus – samt Stadtspitze und Landrat – berührt gelegentlich mal ein Fuß die Decke, Hebefiguren müssen kurzfristig abgebrochen werden und zuweilen ziehen die Mariechen beim Fliegen die Köpfe ein. Aber: Hauptsache, die Tanzmariechen tanzen wieder – mit großem Einsatz und ihrer hochschwangeren Trainerin am Seitenrand. Die Menge jubelt, erst recht als sich das Männerballett dazugesellt. Die fünf Männer in blauem Glitzerrock geben alles und zeigen am Ende sogar eine gemeinsame Nummer mit der Tanzgarde. „Wir wollen etwas zusammenrücken“, erklärt Dinstühler mit Blick auf die Tanzgarde und den Verein, „das ist uns heute Abend geglückt.“ Das Publikum jubelt.

Und macht gleich weiter, als Franz Kleinmann etwas verlegen die Bühne betritt: Eigentlich ist er mit Markus Homburg als das „Homburg-Duo“ unterwegs – aber sein Partner ist krank. „Er liegt mit der Corinna im Bett“, sagt Dinstühler. Und dann stellt sich der Vorstand kurzerhand geschlossen hinter Franz Kleinmann auf, der sein Programm mit großem Einsatz alleine startet. Auch das Publikum lässt ihn nicht hängen, schunkelt mit, freut sich über ein Willi-Ostermann-Medley und die vertrauten Melodien aus dem Karneval. Bevor dann HP-Handwerker Kai Kramosta in die Bütt geht, die Karnevalsgemeinschaft Baulemann aus Wipperfürth das Publikum grüßt und schließlich mit DJ, Musik und Bierchen bis in die Nacht gefeiert werden darf, setzen zwei Nummern dem Abend die Krone auf.

Erst kommen „Willi und Ernst“ zum Zwiegespräch – große Namen aus dem Kölner Karneval. Sie werden zum Glanzlicht dieses Abends. Als die Technik mal wieder knackt, die Mikrofone nicht wollen, da vergessen die beiden für einen Augenblick ihr Programm und laufen zur Hochform auf. „Scheiße, das ist die Energiekrise“, ruft der eine. „Nee, nen russischer Störsender“, der andere und bringt sich vorsichtshalber in Deckung. Das Publikum brüllt vor Vergnügen. Und auch als die beiden zu ihrem Programm zurückkehren, sind sie richtig gut. Sie flirten heiter mit den Damen im Publikum und sie geben eine Erklärung ab, um bitte auf keinen Fall falsch verstanden zu werden: „Wir wollen nur Spaß machen, wir lieben alle Menschen“, sagt Willi. „Außer die Holländer“, sagt Ernst. „Lass das mit dem Holländer weg“, schreit dann Willi, „das ist rassistisch.“ Und dann setzen sie erneut zu ihrer Erklärung an: „Für uns gibt es Menschen und Arschlöcher. Punkt.“ Unter riesigem Jubel ziehen die beiden dann weiter und machen die Bühne frei für den Spielmannszoch „KG Kallendresser“ mit 30 Musikern, Trommeln, Pauke, Akkordeon und Lyra. Es wird richtig laut – und ziemlich gut. Das Publikum ist längst im Feiermodus.

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