Lebenshilfe Bergisches Land Ausbildungsplatz trotz Corona-Krise

Wermelskirchen · Die Suche war alles andere als einfach – doch nun hat Tim Kienke bei der Lebenshilfe Bergisches Land eine Ausbildungsstelle in seinem Wunschberuf gefunden.

 Tim Kienke ist Azubi im IT-Bereich bei der Bergischen Lebenshilfe.

Tim Kienke ist Azubi im IT-Bereich bei der Bergischen Lebenshilfe.

Foto: Annika Lamm

Es war nicht leicht, und doch hat er es schließlich geschafft: Tim Kienke hat einen Ausbildungsplatz gefunden – nachdem ein Praktikum bei einer Firma, bei der er beinahe einen festen Platz hatte, wegen der Corona-Krise vorzeitig abgebrochen wurde. Von den Unternehmen, bei denen er sich anschließend bewarb, kamen dann kaum noch Antworten. Und das, obwohl der Dhünner eigentlich in einer viel gefragten und von Fachkräftemangel geprägten Branche suchte. Doch Corona traf auch die IT-Unternehmen hart.

Aber dann hat es doch noch geklappt: Seit Mitte August ist der 21-Jährige glücklich mit seiner Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration bei der Lebenshilfe Bergisches Land. Dabei wollte Kienke eigentlich gar keine Ausbildung machen. Doch das Studium im Umweltingenieurswesen in Darmstadt, das er nach dem Abitur angefangen hatte, hatte ihm immer weniger gefallen. „Es ging immer weniger um die Umwelt, sondern mehr darum, Unternehmen bei der Anpassung an rechtliche Normen zu helfen. Das wollte ich nicht mehr“, erzählt er. Nach dem dritten Semester Ende September vergangenen Jahres entschloss er sich schließlich, sein Studium nicht fortzuführen. „Mir ist dann aber relativ schnell aufgefallen, dass das kein besonders guter Zeitpunkt für einen Abbruch war“, verrät er.

Denn Ende September war es schon zu spät für die Bewerbung für einen Ausbildungsplatz. Immerhin fand er schnell ein Praktikum. Bei einem IT-Dienstleister konnte Kienke zunächst ein einwöchiges Probe-Praktikum machen. Dies wurde schnell auf drei Monate verlängert, danach wollte man dem Jugendlichen eigentlich einen Ausbildungsplatz anbieten.

In der Corona-Krise kam jedoch alles anders: „Bei uns wurde Schichtbetrieb eingeführt, weil wir nicht genügend Räume für alle Mitarbeiter unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes hatten“, erzählt er. „Dann fielen zusätzlich auch noch einige Räume weg, wenn sich dort ein Mitarbeiter aufgehalten hatte, der erkältet war oder sich anderweitig nicht gesund fühlte. Man wollte nicht schuld sein, falls sich das Virus im Betrieb ausbreitet. Absoluter Sonderzustand.“

Nach zwei Monaten wurde das Praktikum plötzlich abgebrochen, ohne große Erklärungen. Eine Sekretärin erklärte Kienke schließlich, dass man ihn in der Corona-Krise nicht weiter beschäftigen könne. Im April machte er sich also wieder auf die Suche. In seine Bewerbungen schrieb er, dass er telefonisch erreichbar sei und auch Videogespräche kein Problem seien. Dafür lieh er sich sogar extra Equipment von einem Freund aus. Doch die meisten Unternehmen suchten tatsächlich lieber das persönliche Gespräch, mit Maske.

„Das war total komisch“, sagt Kienke. „Vor jedem Bewerbungsgespräch war ich unsicher. Ich wusste nicht genau, wie die hausinternen Corona-Maßnahmen aussahen. Bei manchen Bewerbungsgesprächen musste ich die Maske anlassen. Bei anderen wiederum konnte ich sie abnehmen, weil der Raum groß genug war.“ Absagen, die sich auf Corona bezogen, erhielt der Abiturient hingegen nicht. „Nur weniger Antworten überhaupt.“ Entmutigen lassen wollte sich Kienke jedoch nicht. Nach einem kurzen Praktikum bei einem Kaminbau-Unternehmen, das aber nichts für ihn war, bewarb er sich schließlich bei der Lebenshilfe.

Nach dem Schreiben von insgesamt über 45 Bewerbungen war diese dann erfolgreich: Ende Juli absolvierte Kienke zwei Probetage, und bereits Mitte August begann er mit seiner Ausbildung. Im Büro muss er dabei zum Glück keine Maske tragen, denn es ist groß genug und wird auch nur von einem weiteren Kollegen genutzt. „Mir gefällt es super hier“, sagt er glücklich. „Meine Aufgaben hier sind sehr abwechslungsreich, das habe ich mir immer gewünscht“, sagt Kienke.

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