Kultur in Wermelskirchen Beschwingte Klezmer-Klänge mit dem „Odessa Projekt“
Wermelskirchen · Das fünfköpfige Ensemble „Odessa-Projekt“ aus Hückeswagen brachte Musik aus der südosteuropäischen Region ins gut besuchte Haus Eifgen.
Die Ausstellung „Die Geschichte ist kaum zu ertragen“, die eindrucksvoll von der Studienfahrt der zehnten Klassen der damaligen Städtischen Hauptschule zur Gedenkstätte Auschwitz im Jahr 2008 erzählt, war am vergangenen Wochenende im Haus Eifgen zu sehen. Anlass war der Holocaust-Gedenktag am Freitag. Am frühen Samstagabend hingegen ging es dort indes etwas beschwingter zu – mit Musik des Hückeswagener Ensembles „Odessa Projekt“. Das Quintett – Stefanie Hölzle an Geige, Klarinette und Gesang, Sabine Schmelzer-Beversdorff an Saxophon und Gesang, Daniel Marsch an Akkordeon, Geige und Gesang, Joachim Heinemann am Kontrabass und Susanne Heinemann an Percussion und Gesang – hatte einen bunten Reigen beschwingter Klänge aus dem südosteuropäischen Raum mitgebracht.
Allerdings nicht nur aus dem namensgebenden Odessa – und das aus einem ganz einfachen Grund, den Susanne Heinemann erläuterte: „Wir haben uns vor 20 Jahren nach der ukrainischen Stadt benannt, eben weil sie ein Schmelztiegel der verschiedensten Kulturen und Stilarten war und ist – wie wir das mit unserer Musik auch ausdrücken wollten.“
Es war bei weitem nicht nur die jüdische Klezmer-Musik, die das Ensemble im Gepäck hatte. Es ging nach Albanien, Bulgarien, in die Türkei, nach Rumänien oder eben auch in die Ukraine. Südosteuropa war ganz allgemein die Region, in der sich die Band und das Publikum an diesem Samstagabend aufhielten. Dabei wurde deutlich, dass sich das Quintett eingehend mit der Musik beschäftigte hatte, gleichzeitig aber auch die eigene Note mit einbringen wollte. Das war sicherlich schon einmal durch die individuelle Besetzung gegeben, vor allem das Saxophon war in diesem Kontext zwar nicht vollkommen ungewöhnlich, aber durchaus etwas Besonderes.
Die Reise ging aber nicht nur durch die Länder, sondern auch durch die Kulturen. So wurde etwa die Musik der Roma mit „Liza, Liza, Liza“ ebenso gespielt wie traditioneller Klezmer der osteuropäischen Juden. Etwa in einem Lied, in dem deren wichtigstes Element besungen wurde – die Küche. Und der Gast, der mit den unterschiedlichen Leckereien versorgt wurde.
Das wohl klassischste Merkmal des jiddischen Klezmers ist seine Kombination aus überbordender Fröhlichkeit und einer dennoch immer latent durchschimmernden Melancholie. Die zeugte davon, dass man zwar wusste – und täglich erlebte –, dass das Leben alles andere als leicht war, sich davon die Lebensfreude aber offensichtlich nicht verderben ließ. Wunderbar anzuhören etwa in „Abi gezunt“, einem Lied aus dem letzten jüdischen Film, der vor dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1939 in Polen gedreht wurde.
Die Musik kam wunderbar an. Bisweilen wurde sogar spontan ein wenig getanzt. Ein interessanter Kontrast zur Ausstellung, die in der anderen Raumhälfte stand.