Wermelskirchen ein Jahr nach dem Hochwasser Das Freibad gegen die nächste Überschwemmung wappnen

Dabringhausen · Nach der Flut rückten im Juli 2021 hunderte Helfer im Freibad Dabringhausen an – um das Bad zu retten.  Mit Erfolg. Die Sorge vor dem nächsten Unwetter allerdings bleibt.

 Von den Flutwellen aus der Linnefe ist das Freibad überschwemmt. Das Wasser steht bis 50 Zentimeter hoch. Es herrschte eine starke Strömung. 

Von den Flutwellen aus der Linnefe ist das Freibad überschwemmt. Das Wasser steht bis 50 Zentimeter hoch. Es herrschte eine starke Strömung. 

Foto: Udo Teifel

Wenn in Dabringhausen ein Dauerregen einsetzt, dann wird Kurt Genz nervös. „Das ist ein mulmiges Gefühl“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins des Freibads Dabringhausen. Dann läuft er immer mal wieder zum Fenster – und wenn der Regen stärker wird, macht er sich auf den Weg ins Tal. „Seit dem Hochwasser im vergangenen Jahr haben wir bei entsprechender Wetterlage regelmäßige Kontrollen im Freibad eingeführt“, erzählt Genz. Dann machen sich Ehrenamtliche auf den Weg, um zu sehen, ob das Abflussgitter an der Linnefe frei ist und das Wasser ungehindert weiter fließen kann. Wenn man den Wetterforschern glaube wolle, müsse künftig schließlich noch deutlich häufiger mit Starkregen gerechnet werden, sagt Genz. Man sei also vorsichtig.

Als das Hochwasser der Linnefe im vergangenen Juli das Freibad überschwemmte, sah Kurt Genz mit seinen Mitstreitern für einen Augenblick dem Ende des Bades ins Auge. „Wir haben doch gesehen, was in Dhünn mit dem Freibad passiert ist“, sagt er heute und erinnert an das langsame und schmerzhafte Ende des zweiten Freibads im Wermelskirchener Stadtgebiet. Als er im Juli 2021 von der Empore aus einen Blick über das völlig verschlammte Bad in Dabringhausen warf, glaubte er für einen Augenblick nicht an den Neustart.

Aber Kurz Genz irrte – und hatte wohl nicht mit dem Einsatz der vielen Freiwilligen gerechnet, die in den Tagen darauf mit Schaufeln und Schubkarren ins Freibad kamen. Ein Facebook-Aufruf hatte gereicht, um Männer, Frauen und Kinder zu bewegen, sich auf den Weg ins Bad zu machen, um dem Schlamm Herr zu werden. „Das waren viel mehr Menschen als wir je erwartet hätten“, sagte Katja Salz-Bannier vom Betreiberverein, als sie damals am Beckenrand stand und zumindest die offensichtlichen Spuren der Flut mehr und mehr verschwanden. „Diese Solidarität und der Zusammenhalt haben uns sehr berührt“, sagt Genz heute. Über Tage schaufelten die Freiwilligen im Bad, machten sich schließlich mit Hochdruckreinigern an die Arbeit und standen knietief in der Linnefe, um das Flüsschen in sein Bett zurückzuführen. Ein Getränkemarkt sponserte Erfrischungen für die Helfer, Restaurants boten Catering an.

 Tag zwei nach der Flut: Viele Freiwillige helfen beim Aufräumen.

Tag zwei nach der Flut: Viele Freiwillige helfen beim Aufräumen.

Foto: Theresa Demski

Währenddessen bangten die Verantwortlichen der beiden beteiligten Freibadvereine um die Technik. Das Wasser war in die Pumpenschächte gelaufen – kurz vor dem Schwimmbadgebäude allerdings hatte es dann Halt gemacht. Erst nach einigen Tagen kam die erlösende Nachricht: Die Pumpen würden repariert und dann weiterlaufen können. Damals fiel dann auch zum ersten Mal das Wort „Wiedereröffnung“. Die Ehrenamtlichen begannen an die Zukunft zu denken: Ralf Magney entwickelte als technischer Leiter ein Bypass-System, um die Schlammreste aus den Ab- und Zuflüssen zu spülen. Am 28. Juli, zwei Wochen nach dem Hochwasser, kehrten die Gäste ins Bad zurück – die Saison wurde fortgesetzt. Dank Versicherungen und Spenden blieb für die Vereine zumindest finanziell kein großer Schaden.

„Seitdem versuchen wir, das Bad natürlich so gut wie möglich gegen ein mögliches Hochwasser zu schützen“, sagt Kurtz Genz. Dazu gehören die regelmäßigen Kontrollen, aber auch die neuen wasserdichten Deckel für die Pumpenräume, die Ralf Magney installiert hat. Und auch die Linnefe fließt längst wieder in ihrem Bett. Notdürftig hatten die Ehrenamtlichen die Linnefe Stunden nach der Flut mit Sandsäcken zurück in ihr Flussbett geschickt. Volker Niemz hatte anschließend die Sicherung des Walls vorbereitet: „Die Linnefe hatte während des Hochwassers Steine, Geröll und Erde mitgebracht und den bestehenden Wall weggeschwemmt“, erinnert sich Volker Niemz. Auf dem Weg in den Kanal, der unter dem Freibad verläuft, hatte der reißende Strom dann sein Bett verlassen und sich einen Weg über die Wiesen und durch das Bad gesucht. „Wir haben anschließend das Bachbett ausgebaggert und einen höheren Wall angelegt“, erzählt Niemz. Vor dem nächsten Hochwasser könne der sicher nicht schützen, aber bei zwei stärkeren Regenfällen im vergangenen Jahr habe er bereits  erfolgreich als Schutz gedient.

 Die Photovoltaikanlage im Freibad liefert Strom.

Die Photovoltaikanlage im Freibad liefert Strom.

Foto: Udo Teifel

Inzwischen hat im Freibad die neue Saison eröffnet. „Die vielen Ehrenamtlichen sind für die Vorbereitungen leider nicht zurückgekommen“, sagt Katja Salz-Bannier. Aber zumindest sind die Saisonkarten in diesem Sommer stark nachgefragt. Manchmal entdecken die Freiwilligen noch Reste des Schlamms in den Fugen. Und das Beachvolleyball-Feld, das während des Hochwassers zerstört wurde, konnte noch nicht wieder aufgebaut werden. Aber in das Freibad an der Linnefe ist der Sommer zurückgekehrt – und mit ihm die Badegäste und Pommes rot-weiß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort