Kirche in Wermelskirchen Kirchengemeinde und CVJM öffnen Gebetsdorf in Dhünn

Wermelskirchen · Die Kirchengemeinde in Dhünn und der CVJM hatten für Freitagabend zum Gebetsdorf eingeladen. An zwölf Stationen im Dorf konnten sich die Besucher dabei auf Gottes Spuren begeben und eine besondere Atmosphäre erleben.

 Hämmern erwünscht: Louis, Jannis und Erich stellten im Gebetsdorf gemeinsam mit Gabi Manß (l.) und Selina Pohl Kreuze auf Holzplatten her.

Hämmern erwünscht: Louis, Jannis und Erich stellten im Gebetsdorf gemeinsam mit Gabi Manß (l.) und Selina Pohl Kreuze auf Holzplatten her.

Foto: Th. Demski

Louis klopft konzentriert mit dem Hammer die Nägel in eine dicke Holzscheibe. Sein Klopfen dringt bis auf die Straße. Dann spannt er vorsichtig den Wollfaden auf das Brett, und es entsteht ein buntes Kreuz. "Gar nicht so schlecht, im Gottesdienst zu hämmern", sagt sein Bruder Erich und lacht.

Was auf den ersten Blick nicht wie Gottesdienst aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als eine besonders persönliche Variante der Gottesdienstfeier. Der CVJM Dhünn und die Evangelische Kirchengemeinde haben zum Gebetsdorf eingeladen, bei dem auch gehämmert werden darf. An zwölf Stationen im Dorf können sich die Besucher an diesem Abend ihre ganz eigene Feier zusammenstellen. "Einen begehbaren Gottesdienst" nennen die Veranstalter den besonderen Abend in Dhünn.

Mit dem Glockenschlagen und einem Willkommen in der Kirche hatte der Abend begonnen, bevor sich die vielen Besucher dann auf den Weg machten. Louis, Erich und ihr Bruder Jannis steuerten mit ihren Eltern zielstrebig den Kindergarten an. Denn in dem Wegführer, der die Besucher an diesem Abend begleitet, hatten die Veranstalter schon angedeutet, dass Mitmachen an dieser Station eindeutig erwünscht sei.

Ohnehin gilt das für die meisten der Angebote im Gebetsdorf. "Wie wollen Sie sich beschenken lassen?", hatte Pfarrer Reinald Rüsing die Besucher zu Beginn des Abends gefragt - und den quer durch die Generationen gemischten Teilnehmern Mut gemacht, die verschiedenen Stationen zu entdecken. "Gottesdienst feiern bedeutet, Gottes Dienst an uns anzunehmen", betont der Pfarrer. Und genauso sind die Angebote dann auch gedacht.

Im Feuerwehrhaus beschenkt die Band "way(ke) up" die Besucher mit Lobpreis-Liedern und lädt zum Mitsingen ein. Schnell schallen die Melodien der Band über die Dächer des Dorfs und machen auch einen Stopp bei Sonja und Bernhard Roth. Sie sitzen an diesem warmen Sommerabend auf der Terrasse und laden die Besucher ein, Gebete und Anliegen auf Karten zu schreiben und sie in die Klagemauer zu stecken. "Es ist eine besondere Atmosphäre", sagt Sonja Roth. "Die Menschen kommen zur Ruhe, nehmen sich Zeit und lassen sich darauf ein." Das mache das Gottesdienstgefühl aus.

Das geht den Menschen an den meisten Stationen so: Haben sie erstmal die Hemm- und Türschwelle zu Wohnungen, Geschäftsräumen oder Gemeinderäumen überschritten, erwartet sie große Gastfreundlichkeit. Bildmeditationen, Bewegung auf dem Sportplatz, ein Sprüchebaum, von dem sich Besucher ihr persönliches Bibelwort pflücken können, Abendmahl und Erfrischung, Fußwaschung und die Stille der Kirche - die Angebote sollen so vielseitig wie die Menschen selbst sein. Auf große Ballons schreiben die Besucher ihren Dank und hängen sie an die Bänke vor der Kirche und in der Schule spricht Pfarrer Reinald Rüsing den Segen. "Jeder hat seine eigene geistliche Biografie", sagt er. "Und heute Abend hat jeder die Möglichkeit, seinen eigenen Schwerpunkt zu setzen."

(RP)
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