Bildung in Wermelskirchen Corona-Folgen sind in den Wermelskirchener Schulen deutlich spürbar

Wermelskirchen · Die Auswirkungen der vergangenen drei Pandemie-Jahren ist besonders in den unteren Klassen erkennbar. Entsprechend gehen Lehrkräfte damit um.

 Mund- und Nasenschutz im Klassenzimmer gehörte während der Hoch-Zeit der Corona-Pandamie zum Alltag.

Mund- und Nasenschutz im Klassenzimmer gehörte während der Hoch-Zeit der Corona-Pandamie zum Alltag.

Foto: dpa/Matthias Balk

Es lassen sich nur schwer Aussagen über die psychischen Folgen der Pandemiezeit treffen. In den Schulen ist es sicherlich etwas einfacher, die Kinder und Jugendlichen in ihrem normalen Umfeld zu beobachten. Mittlerweile ist der Konsens, dass die Kinder und Jugendlichen während Corona besonders stark zurückstecken mussten. Daher ist es wichtig, die Folgen genau zu beobachten. An den Wermelskirchener Schulen wird dementsprechend viel unternommen, um mit den Auswirkungen der vergangenen drei Jahre umzugehen.

Laut Elvira Persian, Leiterin des Gymnasiums, seien auf jeden Fall Veränderungen bemerkbar. „Ob sie nun wirklich ursächlich mit Corona zusammenhängen, lässt sich ohne entsprechende Vergleichsgruppen natürlich nur vermuten“, sagt sie. Aber gerade die jüngeren Jahrgangsstufen hätten das normale Zusammenleben nicht in der Form gelernt, wie es unter normalen Umständen möglich gewesen wäre. „Man merkt das daran, dass der soziale Umgang miteinander nicht so gut funktioniert“, sagt sie. Auch der Distanzunterricht könne den in Präsenz nicht ersetzen. „Am Bildschirm wird nicht alles direkt verstanden, der Lehrkraft fehlt der Blick ins Heft – und in den Fremdsprachen kann so auch die Aussprache gar nicht richtig geübt werden“, sagt sie. Eine kritische Entwicklung sei die Abnahme der Konzentrationsfähigkeit unter den Kindern und Jugendlichen. Interessant sei übrigens, dass ganz ähnliche Merkmale auch bei der finnischen Austauschklasse, die aktuell zu Gast sei, bemerkt würden.

Als Gegenmaßnahmen würden Gelder des NRW-Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona“ für zusätzliches Personal, Fördermaterialien oder Projekte aufgewendet. „So gibt es in den unteren Klassen einen Kollegen, der sich gezielt in der Form um Einzelbetreuungen kümmert. Es gab auch eine Projektwoche mit einem Zirkusprojekt, und wir waren mit einzelnen Klassen im Klettergarten, um das Miteinander zu fördern“, erklärt Elvira Persian.

Auch an der Sekundarschule seien die genannten Auswirkungen bemerkbar, sagt Moritz Lohmann, der didaktische Leiter. „Bei uns sind die unteren Jahrgangsstufen mehr betroffen, die Schüler wirken müde und erschöpft von den langen Jahren der Pandemie“, sagt er. Manche sozialen Umgangsformen seien schlicht nicht erlernt worden, abgesehen davon würde die schulische Erziehung fehlen. „Wir üben in der Schule nun verstärkt Regeln und Strukturen ein – wie gibt man sich, wie redet man miteinander“, sagt Lohmann. Außerdem müsse mit mehr Augenmaß agiert werden, soziale Konflikte müssten im Auge behalten und dann darauf reagiert werden.

Dagmar Strehlow-Toussaint ist Leiterin der Waldschule. Sie sieht „sehr weitreichende Auswirkungen“. Kinder könnten schlechter auf Hilfe der Lehrkraft warten, die Fähigkeit, selbst nachzudenken und Lösungsansätze zu finden, sei deutlich geschwächt. Auch die Zahl der OGS-Kinder sei im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten um etwa 30 Prozent angestiegen. „Ob das nun mit der Pandemie zusammenhängt? Das wissen wir nicht, aber Corona war für viele Eltern sehr teuer, vielleicht müssen sie mehr arbeiten, um das zu kompensieren“, vermutet sie. Sie spreche natürlich nicht von allen Kindern. Sie sei zuversichtlich, dass sie die Defizite der ersten Klassen bis zur vierten Klasse in den Griff bekommen würden. „Aber manche Kinder sind einfach zu lange sich selbst überlassen gewesen, es fehlt ihnen bisweilen auch der Biss.“

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